Rosenmontagszug in Niederdollendorf Das neue Prinzenpaar bringt den Swing mit

NIEDERDOLLENDORF · Gerade hatten sie noch mit "Swinging Altstadt Königswinter" im Veedelszoch musiziert. Da wurden Willi Sülzen und Jeanette Bitter gestern beim Halbzeit-Stopp vor der Pfarrkirche Sankt Michael aus ihrer blau-gelben Truppe geholt und auf die Bühne gebracht.

 Rosenmontagszug Niederdollendorf

Rosenmontagszug Niederdollendorf

Foto: Frank Homann

Danach ging alles ganz schnell. Bürgermeister Peter Wirtz und Kaplan Albert Kikalulu proklamierten zu den Klängen von "Tochter Zion" der Bläserfreunde das neue Prinzenpaar von Niederdollendorf: Prinz Willi III. und Prinzessin Jeanette I.

Bekanntlich gehen in Niederdollendorf die närrischen Uhren anders. Hier werden am Rosenmontag die Tollitäten inthronisiert. Während für "normale" Prinzen, Prinzessinnen und Dreigestirne zwei Tage später alles vorbei ist, fängt mit Beginn der nächsten Session am 10.10. (!) für die Niederdollendorfer alles erst an. Bei der Halbzeitpause im Zoch ist dann der Wechsel. So lauten die Gesetze des Vereins "Freunde und Förderer im Veedelszoch Königswinter-Niederdollendorf".

Gestern mussten demzufolge Prinz Uwe II. (Lang), Bauer Holger (Kalt) und Jungfrau Hermine (Hermann Niemeyer) nach dem ersten Abschnitt der Wegstrecke vom Prinzenwagen absteigen. Peter Wirtz nahm mit Vorsitzendem Paul Peter Schmidt dem Prinzen die Kappe mit den Federn vom Haupt und das Zepter aus der Hand, um damit Willi III. zu schmücken.

Prinzessin Jeanette erhielt ebenfalls Käppchen mit Federschmuck. Auf den hohen Wagen durfte das Dreigestirn dann wieder mit aufsteigen - allerdings in die untere Etage. Von ganz oben strahlte das frischgebackene Prinzenpaar herunter.

"Uns geht es super hier oben", rief Prinz Willi, der die Vogelperspektive sichtlich genoss und den Jecken am Straßenrand zuwinkte und vor allem mit vollen Händen Kamelle schaufelte. Willi Sülzen (62) war Sparkassenbetriebswirt. Er hat zwei Kinder, zwei Enkel und ist nicht nur Mitglied bei Swinging Altstadt, sondern auch beim Sankt Hubertus-Schützenverein Ober- und Niederdollendorf. Die Bad Honnefer Malteser schätzen ihn als Ausbilder. Jeanette Bitter (60) hat zwei Kinder und ein Enkelchen. Sie ist pensionierte Postbeamtin, die ebenfalls bei Swinging Altstadt "ins Horn bläst".

Beide unterstützen Jeanettes Mutter in der Gaststätte "Im Turmhof" in Oberdollendorf. Dort stellen sie ein Sammelschwein für den Rosenmontagszug in Niederdollendorf auf und sind selbst seit Jahren tatkräftige Unterstützer des Veedelszoch-Vereins. Auf der Bühne verkündete das Prinzenpaar der Session 2015/2016 sein Motto: "Mit Trompete und Posaune im swingenden Karneval, von Ober- und Niederdollendorf bis überall!" Und da dürfte das scheidende Dreigestirn den beiden aus dem Herzen gesungen haben.

Das Trio sang quasi zum Abschied auf der Bühne das Lied "Auf uns" von Andreas Bourani: "Wer friert uns diesen Moment ein. Besser kann es nicht sein - ein Hoch auf uns, auf diesen Moment, auf dieses Leben, auf den Moment, der immer bleibt." Danach zogen die Jecken weiter durch den Ort - ein herrliches buntes Bild, für das die Veedelszoch-Freunde nun zum 24. Mal sorgten.

Da gab es Cowboys und Indianer der Alten Herren, Fans des

1. FC Köln, kleine Könige und die Truppe der Bruderschaft, die KG "Me brängen et fädig" oder den Gesellschaftswagen Treff, die Garde und die Gruppe des Festausschusses. Der Kindergarten Merlin machte mit. Und de Dollen-Dörfler kamen als rote und weiße Luftballon-Weintrauben-Dolden mit dem Hinweis: "Beim Wein ist es wie in der Politik: Man merkt erst hinterher, welche Flaschen man gewählt hat."

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