Diakon Udo Casel informierte in Eudenbach Caritas soll präsenter werden

EUDENBACH · Vielleicht wird es bei einem der nächsten Pfarrfeste in der Pfarreiengemeinschaft Königswinter - Am Oelberg Kamelreiten als Attraktion geben. "Ich habe die Zirkusleute jedenfalls gefragt, welche Tiere sie haben und sie ermuntert, mit dem Kamel zu kommen", sagte Diakon Udo Casel bei einem Informationsabend des Ortsausschusses Eudenbach über die Caritas-Arbeit im Oberhau.

 In Eudenbach wurde über die Caritas-Arbeit diskutiert.

In Eudenbach wurde über die Caritas-Arbeit diskutiert.

Foto: Roswitha Oschmann

Aber was hat ein kleiner Wanderzirkus mit der Caritas zu tun? Immer mal wieder bitten Artisten bei Udo Casel um Hilfe, denn der Diakon ist seit Jahresbeginn der Caritas-Beauftragte im gesamten Pfarrverband. "Die Kinder heute gehen höchstens zu Roncalli, die besuchen diese kleinen Dorfzirkusse, die um ihr Überleben kämpfen, nicht. Kamelreiten wäre doch eine Einnahmemöglichkeit für die Zirkusleute."

Casel gibt nicht nur Geld aus der Caritas-Kasse, er berät auch Menschen mit Sorgen oder organisiert fachmännische Sozialberatung durch die Kreis-Caritas.

"Wichtig ist, dass es in jeder Pfarrgemeinde einen Verantwortlichen gibt", so Casel. In Eudenbach ist dies seit März Ursula Ferdy, die von Ekkehart Klaebe, dem Sprecher des Ortsausschusses, für die Aufgabe gewonnen werden konnte. Sie hat bereits ein kleines Team gebildet. Weitere Mitstreiter sind willkommen.

Der Abend im Pfarrheim sollte die Aufmerksamkeit auf die Caritas lenken. Udo Casel: "Die Caritas ist ein bisschen verkümmert, weil die Meinung herrscht, es gebe überhaupt keine armen Leute mehr unter uns. Aber nein, die gibt es. Es sind Menschen mit weniger Lebenschancen." Die Caritas, machte Casel deutlich, sei neben der Liturgie, der Verkündigung und der Gemeinschaft die vierte Säule, die die Kirche ausmache und so nötig wie das vierte Rad am Wagen. "Caritas bedeutet Liebestätigkeit, Nächstenliebe."

Besonders wichtig ist die Einzelfallhilfe. Casel: "Da kann man ganz konkret helfen." Alles ist natürlich streng vertraulich. Das beginnt bei einem Gutschein über fünf Euro, den sich der Hungrige im Pfarrbüro abholt, und geht bis hin zu mehreren Hundert Euro - etwa für einen nötigen Umzug. "Die Leute sollen keine Scheu haben, sich zu melden", betonte Udo Casel.

Und er bat auch Teilnehmer der Runde wie Petra Ditscheid, die einmal im Monat ein Seniorenprogramm in Eudenbach organisiert, den Betroffenen Hilfsmöglichkeiten aufzuzeigen. Dabei wird jedem geholfen, unabhängig von der Konfession.

In den einzelnen Gemeinden des Pfarrverbands ist das Engagement unterschiedlich. Die Katholischen Frauengemeinschaften führten früher zweimal im Jahr die Caritas-Hilfssammlungen durch. Inzwischen wird meist nur noch einmal gesammelt oder es wurde auf Spenden per Überweisung umgestellt.

Casel wusste: Manche Frauen schaffen die Gänge aus Altersgründen nicht mehr oder scheuen das Tür-zu-Tür-Gehen, weil sie keine Lust mehr haben, auf "Protzbischof" Tebartz-van Elst und das Verschwenden von Geldern angesprochen zu werden.

Dabei bleiben 95 Prozent der gespendeten Gelder in der Gemeinde; fünf Prozent fließen in die Kreis-Caritas-Beratungsstelle. Casel: "Die Caritas-Kasse wird von dem gespeist, was Leute geben - bei der Caritas-Kollekte und bei der Haussammlung." Nur dem Plus in der Kasse ist es zu verdanken, dass 2014 insgesamt 1718 Euro für Caritas-Leistungen im Oberhau gezahlt werden konnten. Denn in Eudenbach gab es 2014 nur eine Einnahme von 19 Euro.

Auch über weitere Aktivitäten wurde gesprochen. Klaebe regte an, Erste-Hilfe-Kurse, Kurse in häuslicher Pflege und Kinderkrankenpflege über das Familienzentrum anzubieten. Auch der Krankenhausbesuchsdienst war ein Thema. Fazit: Die Caritas soll wieder stärker im Bewusstsein der Menschen verankert werden.

Kurz gefragt

Ursula Ferdy ist seit März ehrenamtliche Caritas-Beauftragte der Pfarrgemeinde Eudenbach. Die Finanzmarktaufseherin bei der Bafin wuchs im Oberhau auf, wohnte zunächst in Quirrenbach und seit 15 Jahren in Hühnerberg. Mit der 45-Jährigen sprach Roswitha Oschmann.

Warum haben Sie dieses Ehrenamt übernommen?
Ursula Ferdy: Es ist eine wichtige Aufgabe, ein Netzwerk zu schaffen, in dem die Menschen aufgefangen werden. In vielen Fällen klappt es über Nachbarn, aber nicht immer. Dabei spricht mich auch an, für die Menschen vor Ort tätig zu werden.

Wo setzen Sie an?
Ferdy: Ich möchte Menschen, die Hilfe brauchen, mit Menschen, die helfen, zusammenbringen. Der Vorteil hier im Oberhau mit 2000 Bewohnern: Die Leute kennen sich.

Sie haben bereits ein kleines Team aufgebaut...
Ferdy: Inzwischen habe ich noch drei Helfer: Juliane Rohrmeier, Eva-Maria Bergstein und Mercedes Gracia. Aber wir suchen noch weitere Mitstreiter.

Mit welchen Anliegen wurden Sie seit Amtsantritt bereits konfrontiert? Wo soll Ihr Augenmerk künftig liegen?
Ferdy: Die erste Familie, mit der ich in Kontakt getreten bin, brauchte eine stundenweise Entlastung bei der Betreuung eines Angehörigen, wurde aber am Ende von einer anderen Organisation aufgefangen. Derzeit berate und unterstütze ich eine in Not geratene Familie bei Ämtergängen und der Durchsetzung ihrer Ansprüche auf öffentliche Leistungen. Unser Ziel ist, unser Hilfsangebot ganz nach den individuellen Bedarfslagen auszurichten. Wir möchten niemandem etwas überstülpen, sondern möglichst passgenau - und damit effektiv - helfen.

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