Störung im Königswinterer Netz Ärzte ohne Telefon in Niederdollendorf

NIEDERDOLLENDORF · Fast ein ganzes Viertel ohne Telefon, Internet und Fax: Seit einer Woche sind Anwohner zwischen Schönsitzstraße und Godesberger Straße in Niederdollendorf bereits von der Kommunikation abgeschnitten - darunter Ärzte, eine Apotheke, eine Gastwirtschaft und das Kinderheim Probsthof.

Über die Ursache, die genaue Zahl der betroffenen Anschlüsse oder aber die Dauer der Schadensbehebung konnte die Telekom-Pressestelle am Mittwoch keine Angaben machen.

Ob die Versorgung seiner Patienten gewährleistet ist, kann Internist Steffan Hirschelmann zurzeit kaum abschätzen. Seit einer Woche ist seine Hausarztpraxis in Niederdollendorf von Festnetz und Internet abgeschnitten. "Wir wissen nicht, welche Informationen im Moment nicht zu uns durchdringen", sagt Hirschelmann.

Mit diesen Sorgen ist der Internist nicht alleine. Neben Hirschelmann müssen auch andere Praxisbetreiber in dem Ärztehaus in der Godesberger Straße ohne Internet und Telefon auskommen. Dazu zählen ein Kinderarzt, eine Frauenärztin und ein weiterer Internist mit Schwerpunkt Gastroenterologie. Gemeinsam mit der Sankt Michael Apotheke haben die Ärzte eine Anzeige im General-Anzeiger geschaltet, um ihre Patienten über die Probleme zu informieren. Darin bitten sie diese, bei Bedarf persönlich in der Praxis zu erscheinen.

Außerdem betroffen sind weitere Anlieger zwischen Godesberger und Schönsitzstraße wie zum Beispiel die Gaststätte Bredershof. Und auch die Leitungen des Evangelischen Kinder- und Jugendheims Probsthof sind seit einer Woche tot. "Wir sind für Jugendämter, zum Beispiel in Fällen von Kindeswohlgefährdung, nicht zu erreichen", sagt Geschäftsführer Ulrik Dyckerhoff.

Seiner Ansicht nach sei das ein untragbarer Zustand. Bisherige Versuche, von der Deutschen Telekom Informationen über die Dauer der Störung zu erhalten, blieben ohne Erfolg. Nur durch Zufall habe er erfahren, dass es die Möglichkeit gebe, eine Rufumleitung einzurichten. Immerhin, so der Geschäftsführer weiter, habe die Telekom dem Probsthof am Mittwochmorgen USB-Sticks zum mobilen Internetempfang zur Verfügung gestellt. Von Bauarbeitern habe er, so Dyckerhoff, in Erfahrung bringen können, dass bei einer unterirdischen Kabelverlegung an der Ecke Hauptstraße/Schönsitzstraße Leitungen beschädigt worden seien.

Ob dem so ist? Auf Nachfrage bei der Deutschen Telekom erhielt der General-Anzeiger dazu am Mittwoch keine Antwort. Informationen zur Ursache und zur Dauer von Reparaturmaßnahmen könne man nicht geben, man hoffe heute mehr zu wissen, hieß es aus der Pressestelle des Bonner Konzerns.

Auch Internist Hirschelmann hat zwischenzeitlich für seine Praxis eine Rufumleitung veranlasst. Seitdem landen alle Anfragen auf seinem privaten Handy. Doch damit könne nur ein Teil der eingehenden Anrufe entgegengenommen werden. Terminabsprachen, Rezeptanfragen und telefonische Beratungen sind nur eingeschränkt möglich. Besonders problematisch sei das, wenn sich Notfall-Patienten bei der Praxis meldeten.

"Ich habe von der Kassenärztlichen Vereinigung einen Versorgungsauftrag erhalten, den ich so nicht sicherstellen kann", sagt Hirschelmann. "Wir sind nahezu von der Außenwelt abgeschnitten." Auch er ist vom Netzbetreiber enttäuscht. "Die Kommunikation ist ganz schlecht. Man wird von Pontius zu Pilatus geschickt. Ein Angebot, wie man uns helfen kann, gab es nicht."

Afsaneh Miltz, Inhaberin der Sankt Michael Apotheke, ist ebenfalls empört. Sie habe auf ihre Beschwerde hin eine Kurznachricht von der Telekom erhalten, mit der Bitte, von weiteren Anrufen abzusehen. "Das ist schlichtweg eine Unverschämtheit", so Miltz. "Wir sind mittlerweile total verzweifelt." Viele ihrer Kunden seien "nicht mehr so mobil" und somit oft auf telefonische Kontaktaufnahme angewiesen.

Zusätzlich betreue sie ein Altenheim, was bedeutet, dass sie für dringende Bestellungen erreichbar sein und diese auch unverzüglich ausführen müsse. Und damit nicht genug: In der Nacht von Donnerstag auf Freitag hat Miltz den Apotheken-Notdienst. "Ich habe keine Idee, wie das gehen soll", sagt sie.

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