Hennefer Chor "Route 66" Der Freiheit entgegen

HENNEF · Proben am Vormittag, keine Erfahrung als Sänger: Der Hennefer Chor "Route 66" geht ganz neue Wege.

 Endlose Weite: Die 4000 Kilometer lange "Route 66" ist der Traum vieler Freiheitsliebender.

Endlose Weite: Die 4000 Kilometer lange "Route 66" ist der Traum vieler Freiheitsliebender.

Foto: dpa

"Route 66" - diese mythenumrankte nordamerikanische Landstraße, die einst Chicago mit Santa Monica verband, steht für ein Lebensgefühl, das viele Menschen heute noch mit diesem knapp 4000 Kilometer langen Asphaltband verbinden: Freiheit. Vor zwei Jahren nahmen sich einige sangesfreudige Hennefer die Freiheit, etwas Neues zu probieren. Sie gründeten einen Chor, der vormittags statt abends probt und der zu zwei Dritteln aus Mitgliedern besteht, die keine musikalische Erfahrung vorweisen können. Einzig der Spaß am gemeinsamen Singen sollte sie verbinden - und ein Straßenname, der Bilder im Kopf erzeugt: "Route 66".

Zwar gehört der amerikanische Bluessong "Route 66", den Nat King Cole berühmt machte und dem die Rolling Stones mehr Ruppigkeit verliehen, noch nicht zum Repertoire des Chores. Moderneren Songs als der üblichen Chorliteratur haben sich die 28 Sängerinnen und sieben Sänger dann aber doch verschrieben.

Das liegt vor allem an Wolfgang Harth. Der renommierte Hennefer Chorleiter und Kirchenmusiker, der in den vergangenen Jahren vor allem mit den Konzerten "Faces of Musical", aber auch mit "Son et Lumière", einer Mischung aus Illumination und Musik, Erfolge feierte, hatte vor ein paar Jahren die Idee, eine Art Frühstückschor zu gründen. "Es gibt viele, besonders ältere Menschen, die abends nicht mehr vor die Tür möchten. Auf der anderen Seite gibt es aber Freiberufler, die auch mal vormittags Zeit haben, um zu singen", sagte Harth. "Warum also nicht einen Chor etablieren, der vormittags probt?" Harth sagte zur Namensfindung: "Frühstückschor war nur der Arbeitstitel. Mit 'Route 66' wollten wir der Sache aber ein wenig mehr Pep verleihen."

Repertoire von mehr als 30 Songs

Mittlerweile verfügt der 35-köpfige Chor, der jeden Dienstag ab 10 Uhr in der Meys Fabrik probt, über ein Repertoire, das mehr als 30 Songs umfasst. Schlager und Evergreens wie "Die kleine Kneipe" von Peter Alexander oder "Ich war noch niemals in New York" von Udo Jürgens sind ebenso vertreten wie der Johnny-Cash-Hit "Ring of Fire" oder eine mit einem deutschen Text versehene Version von "My Way". Der Karat-Klassiker "Über sieben Brücken", den viele vor allem in der Interpretation von Peter Maffay kennen, ließ den Mann aus Siebenbürgen sogar im Ansehen des Chormitgliedes Manfred Stößer steigen. "Ich konnte vorher mit Maffay nie etwas anfangen. Seitdem ich in dem Chor seine Stücke singe, habe ich allerdings auf musikalischem Gebiet hohen Respekt vor ihm", sagte Stößer.

Der Hennefer, der sofort wusste, dass dieser neue Chor etwas für ihn sei, hatte immerhin vorher schon mal gesungen. Barbara Hagedorn und Anne Gardner-Kaul hatten - wie viele andere Mitglieder - keinerlei gesangliche Erfahrung, waren aber von Anfang an mit Begeisterung bei der Sache. "Mit Swing, Schlager und Evergreens wollen wir etwas gegen das angestaubte Image tun, das Chören oftmals anhaftet", sagte Gardner-Kaul.

Besonders stolz sind die Sänger dabei auf ihren professionellen Chorleiter, der ihnen bereits einiges beigebracht habe, denn die gestalterischen Momente von Songs seien Harth sehr wichtig. Schön gesungen, aber irgendwie noch nicht richtig rübergebracht - solche Kommentare Harths lassen die Sänger härter an sich arbeiten und sorgen dafür, dass sich der Chor mit Texten auseinandersetzt. Auftritte gab es bisher noch nicht, aber das soll sich ändern. Eine Art Feuertaufe gibt es für "Route 66" am 20. Oktober, wenn der Chor um 15 Uhr im Augustinus-Seniorenheim in Bödingen singt.

Informationen zu der Sangesgemeinschaft gibt es unter http://routesixtysix.jimdo.com.

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