Landwirtschaft in Ravenstein Anwohner befürchten noch mehr Gestank

HENNEF · Insgesamt 600 Kühe, einen Stall, der scheinbar ins Landschaftsschutzgebiet hineinragt und eine Biogasanlage mit zwei riesigen Güllebehältern, die unweit vom nächsten Wohnhaus stehen. Den Anwohnern stinkt es im Wortsinn, dass ein landwirtschaftlicher Betrieb in Ravenstein immer mehr die Ausmaße einer industriellen Anlage annimmt.

Anwohner kritisieren den landwirtschaftlichen Betrieb in Ravenstein. Foto: Privat

Anwohner kritisieren den landwirtschaftlichen Betrieb in Ravenstein. Foto: Privat

Die Befürchtungen und Sorgen der Anwohner, dass der Hof sich noch weiter ausdehnen könnte, goss Folkert Hemmen, Vorsitzender des Heimatvereins Eichholz, kürzlich in einen Brief an Rhein-Sieg-Landrat Frithjof Kühn.

Die Angelegenheit beschäftigte jüngst auch den Beirat der Unteren Landschaftsbehörde des Rhein-Sieg-Kreises, der aber nur eine beratende Funktion hat. Fazit: Die Entwicklung in Ravenstein werde im Auge behalten. Die Obere Landschaftsbehörde hat zudem wohl bereits Informationen zu Ravenstein vom Kreis angefordert.

Bereits 2011 kam es zu Protesten von Anwohnern, als der Betreiber seinen landwirtschaftlichen Betrieb auslagern wollte. Aufgrund des schwierigen Genehmigungsverfahrens nahm er von diesen Plänen Abstand und beantragte stattdessen eine Erweiterung des Betriebes in Ravenstein, der von der Stadt Hennef genehmigt wurde. Laut Kreisverwaltung, die sich bei der Stadt informiert hat, sind etwa 500 Kühe und 100 Jungtiere auf dem Hof geplant. Die Biogas-Anlage soll nach Aussagen des Landwirtes ausschließlich die anfallende Gülle dieser Tiere verarbeiten. Anlieferung von anderen Betrieben seien nicht vorgesehen.

Auch die Stadt habe laut ihrem Sprecher Dominique Müller-Grote dazu derzeit keinerlei Erkenntnisse. Die Bürger von Ravenstein, aber auch der umliegenden Dörfer sind trotz dieser Aussagen besorgt und befürchten, dass der Hof auf rund 1000 Kühe und Jungtiere erweitert werde. Ab 600 Tieren würde laut Müller-Grote aber das Bundesimmissionsschutzgesetz greifen, nach dem nicht mehr die Stadt Hennef, sondern der Kreis zuständig sei.

Auch bei der Biogasanlage sei zunächst der Kreis am Zug. "Wenn die Untersuchungen des Kreises ergeben, dass die Anlage nicht betrieben werden darf, wird keine Genehmigung erteilt", sagte Müller-Grote, der im Übrigen von einer geplanten Aufstockung des Betriebes keinerlei Kenntnis habe.

Schon jetzt aber stelle, so Hemmen in seinem Brief an den Landrat, der dauerhafte Betrieb "eine unerträgliche Belastung dar". Auch die von der Stadt genehmigte Zuwegung mittels einer Brücke über den Ravensteiner Bach mit 24 Tonnen Höchstbelastung kritisieren die Anwohner ebenso wie die viel zu schmalen Straßen dort. Sie befürchten zudem Belastungen für die Gewässer und erhebliche Geruchsbelästigungen. Laut Hemmen sei man nicht gegen landwirtschaftliche Betriebe, sondern gegen "Agrarfabriken" mit diesem Ausmaß.

Siegfried Cunz, Vorsitzender des Beirates der Unteren Landschaftsbehörde, teilte die Bedenken der Anwohner, zu denen auch Olaf Berg gehört, der etwa 150 Meter von den Güllebehältern der Biogasanlage entfernt wohnt. "Warum wurden die Behälter nicht auf der den Wohnhäusern abgewandten Seite errichtet? Wer oder was schützt uns vor Lärm, Geruch und den Gefahren einer solchen Biogasanlage?", fragt sich Berg und kritisiert Hennefs Bürgermeister Klaus Pipke. "Wir empfinden es als großes Versäumnis, dass er weder ein Gespräch mit seinen Bürgern und Wählern gesucht noch Informationen, trotz schriftlicher Nachfrage im Jahr 2012, preisgegeben hat", sagt Berg.

Achim Baumgartner vom BUND fragt sich, warum Belange für das Allgemeinwohl wie der Schutz der Nachbarn sowie Landschafts-, Arten- und Gewässerschutz so bereitwillig vom Kreis vernachlässigt und solche Konfliktfälle nicht ganz bewusst vom Kreis in den Beirat hineingetragen würden, "gerade um sie dann gemeinsam im Dialog bewältigen zu können".

Die Entwicklungen in Ravenstein bezüglich des Arten- und Emissionsschutzes sowie des Landschaftsbildes werden laut Aussage des Kreises von der Unteren Landschaftsbehörde und vom Amt für technischen Umweltschutz derzeit geprüft.

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