Franziskus-Krankenhaus Eitorf Rund 200 Mitarbeiter leben in Unsicherheit

EITORF · An blauen Kacheln vorbei eilt Bruno Reifenrath, Oberarzt für Innere Medizin, in Richtung des Behandlungsraums. In der Notfallambulanz des Sankt Franziskus Krankenhauses Eitorf herrscht an diesem Tag reger Betrieb.

Alle Behandlungsräume sind belegt, im Wartezimmer drängen sich Patienten. Als der Arzt das Behandlungszimmer erreicht, wartet dort Krankenschwester Kyung-Shin Park und fragt: "Gibt es etwas Neues?"

Etwas Neues: Damit ist die Situation des Krankenhauses gemeint, dem die Schließung droht. Seit Bekanntwerden der schwierigen finanziellen Situation sowie der Schließung der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe Anfang des Jahres befindet sich das Krankenhaus in einer Art Schwebezustand. Nach gescheiterten Budgetverhandlungen zwischen den Krankenkassen und der Deutschen Klinik Union (DKU), Betreiber des Krankenhauses, hoffen die Eitorfer auf die Bewilligung eines Sicherstellungszuschlags durch die Kölner Bezirksregierung.

Auf deren Entscheidung wartet man nun in Eitorf. Die Prüfung sei zwar laut Dietmar Stephan, Geschäftsführer des Krankenhauses, seit Ende vorvergangener Woche abgeschlossen, doch Köln wolle seine Entscheidung zunächst mit dem Gesundheitsministerium in Düsseldorf absprechen.

Wohl auch um Formfehler zu vermeiden, vermutet Stephan. Immerhin ist der Eitorfer Antrag auf den Zuschlag in NRW bislang einmalig. Im Düsseldorfer Ministerium will man sich zu Einzelheiten des Verfahrens noch nicht äußern. Der Antrag werde derzeit geprüft, hieß es. Auch dazu, ob eine Entscheidung der Bezirksregierung bereits vorliegt, gibt es keine Auskunft.

"Die Bezirksregierung wird nach unserem Kenntnisstand alsbald entscheiden", so Sprecherin Nalan Öztürk. Die Bezirksregierung teilte mit, derzeit würden Abstimmungsgespräche stattfinden. Für die Mitarbeiter des Krankenhauses bedeutet das nun weitere Tage oder Wochen der Ungewissheit.

Die ungewisse Situation macht sich im Haus bemerkbar. Viele Mitarbeiter hätten Angst, was nach einer Schließung des Krankenhauses auf sie zukomme, berichtet Betriebsrat Jörg Wirig.

"Für die Beschäftigten ist die Situation nicht mehr auszuhalten", so Wirig. "Wir sitzen gefühlt unter dem Damoklesschwert und werden vertröstet." Wirig weiß von Mitarbeitern, die nachts nicht mehr schlafen. "Diese Unsicherheit macht Angst, und manchen auch krank", so Wirig.

Würde das Krankenhaus schließen, wären rund 200 Mitarbeiter ohne Arbeit. Es würde aber auch einen Einschnitt in die Gesundheitsversorgung der Region bedeuten.

Neben den stationären Patienten werden pro Nacht rund 20 Notfälle behandelt, an Wochenenden 50 ambulante Fälle. Per Rettungswagen werden jeden Tag bis zu zehn Patienten versorgt. Daneben bildet das Krankenhaus Alten- und Krankenpfleger, Sanitäter und Assistenzärzte aus.

"Unwohl fühle ich mich auch", sagt Oberarzt Reifenrath. Doch die Ungewissheit sei für die Nichtmediziner eben noch schwerer zu ertragen. Er als Arzt würde woanders unterkommen, sollte er seinen Job verlieren. Doch es schmerzt den Mediziner, dass Einzelne bereits weg sind.

"Die Leute gehen, weil da Familien an der Arbeitsstelle hängen und Immobilien abbezahlt werden müssen", so Reifenrath. Doch der Oberarzt will bleiben, auch wenn er sich hin und wieder Stellenanzeigen ansieht. Er mag den familiären Umgang. "In einem großen Krankenhaus sind sie Patient Nummer sechs, hier sind Sie noch Herr Müller", sagt er.

Bisher habe das Krankenhaus es geschafft, seine hohe Qualität zu erhalten, sagt Geschäftsführer Stephan. Die meisten Mitarbeiter bleiben - trotz unsicherer Situation. Das ist Stephan wichtig, denn nicht nur Qualität und Routine gingen verloren. Auch die Patienten blieben dann weg, und die braucht das Krankenhaus nun mehr denn je. "Es ist uns bisher immer noch gelungen, die schwierige Situation aufzufangen, aber man fragt sich natürlich, wie lange das noch geht", so Stephan.

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