Wasserversorgung in Bornheim Umstieg frühestens 2016

BORNHEIM · Vor gut einem Monat ist die Entscheidung gefallen: Mit knapper Mehrheit von CDU, Grünen und ABB hat der Rat beschlossen, Bornheim künftig komplett mit Wasser vom Wahnbachtalsperrenverband (WTV) zu versorgen.

Inzwischen steht laut Stadtbetrieb fest: Die Umstellung auf eine WTV-Vollversorgung ist aus rein technischer Sicht generell möglich. Wie sie einmal aussehen solle, werde derzeit noch besprochen, so Bürgermeister Wolfgang Henseler. In der kommenden Sitzung des Betriebsausschusses am Donnerstag, 27. November, soll eine erste gutachterliche Stellungnahme präsentiert werden.

Die Stadt kläre derzeit gemeinsam mit Gutachter Andreas Holy, wo das Wasser am besten eingespeist werden solle, sagt Henseler. "Es ist ein ganz kompliziertes Vorgehen." So sei beispielsweise eine neue, sieben Kilometer lange Leitung nötig, falls das Wasser zentral über das Wasserwerk Eichenkamp fließen solle. Der Bau allein würde schon Jahre dauern, sagt Henseler.

Offen sei ebenfalls, ob die Stadt dem Gebührenzahler die Mehrkosten in Rechnung stellen und ob Bornheim überhaupt auf Wasser vom Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel (WBV) verzichten dürfe. Denn: Bornheim ist neben der Stadt Wesseling und der Shell Rheinland-Raffinerie eines von nur drei Verbandsmitgliedern. Diese Fragen werde eine Anwaltskanzlei klären, so Henseler.

Der WBV nimmt den Bornheimer Ratsbeschluss mit Besorgnis zu Kenntnis, so Verbandsvorsteher Frank Röttger. Der Verband habe sich unter maßgeblicher Mitwirkung der Stadt Bornheim eine ortsnahe Versorgung auf die Fahnen geschrieben und "auch für die Zukunft auf die Loyalität und Verbandstreue seiner Mitglieder gezählt", so Röttger.

"Wir haben vor diesem Hintergrund erst in jüngster Vergangenheit erhebliche, gemeinsam mit der Stadt Bornheim geplante, Investitionen getätigt." Falle Bornheim als Abnehmer weg, würden die Kosten für die anderen Mitglieder steigen. Derzeit bezieht die Vorgebirgsstadt rund 1,8 Millionen Kubikmeter WBV-Wasser im Jahr.

"Sie können nicht einfach sagen, sie wollen nicht mehr." Laut Röttger ergeben sich auch noch rechtliche Fragen. So würden nachvollziehbare Erwägungen für den Bornheimer Beschluss fehlen. Das Argument der Wasserhärte überzeuge nicht, da das WBV-Wasser unter dem deutschen Durchschnittswert liege.

Und: "Die Grundwassergewinnung des WBV liegt komplett auf Bornheimer Gebiet und jetzt soll das Wasser erst unter dem Rhein durchgeleitet werden?", fragt Röttger. Hinzu kämen die höheren Kosten des WTV-Wassers, die Bornheim aus seiner Sicht nicht auf die Bürger umlegen dürfe. Der Verband behält sich deshalb rechtliche Schritte vor, sollte der Ratsbeschluss nicht beanstandet werden.

Norbert Eckschlag, Geschäftsführer des WTV, weist hingegen darauf hin, dass die Stadt Bornheim kein neues Gebiet für den WTV sei. Wichtig ist ihm, dass der Wechsel nun vernünftig geregelt werde. So denke der Verband aufgrund der möglichen Korrosionsproblematik in den Leitungen darüber nach, die Menge an WTV-Wasser langsam zu steigern.

Eckschlag hält zudem eine Wassereinspeisung sowohl am Wasserwerk Eichenkamp als auch am Hochbehälter Botzdorf für sinnvoll, um die Versorgungssicherheit in jedem Fall zu gewährleisten. Grundsätzlich sei der Umstieg auf eine Vollversorgung durch den Wahnbachtalsperrenverband aber keine Sache, die innerhalb der kommenden Monate geregelt werden könnte.

"Es müssen zunächst Pumpwerke oder neue Leitungen gebaut werden", so Eckschlag. Derzeit sei man noch immer in der Angebots- und Verhandlungsphase. "Wir hoffen, dass wir die Vollversorgung 2016 aufnehmen können."

Sollte der Ausstieg aus dem WBV nicht möglich sein, will die ABB ein alternatives Mischungsverhältnis prüfen lassen. Laut dem Fraktionsvorsitzenden Paul Breuer ist lediglich Hersel als Verbandsgebiet des WBV ausgewiesen. Deshalb könne als Vertragstreue auch nur die in Hersel verbrauchte Wassermenge eingefordert werden, so Breuer weiter.

Vielleicht könne so über eine geringfügige Anpassung des Mischungsverhältnisses eine vertragsgerechte Lösung gefunden werden. Einen entsprechenden Antrag hat die ABB für den Betriebsausschuss gestellt.

Info

Der Betriebsausschuss tagt am Donnerstag, 27. November, 18 Uhr, im Gebäude des Stadtbetriebs, Donnerbachweg 15, in Waldorf.

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