Paul Johann Blasczyk aus Bornheim So alt wie die Bundesrepublik

BORNHEIM/BONN · An diesem Freitag vor 65 Jahren ist in Bonn groß gefeiert worden. Am 23. Mai 1949 wurde in der zwölften Sitzung des Parlamentarischen Rats das Grundgesetz unterzeichnet und verkündet, um Mitternacht trat es in Kraft.

 Paul Johann Blasczyk wenige Tage vor seinem 65. Geburtstag.

Paul Johann Blasczyk wenige Tage vor seinem 65. Geburtstag.

Foto: Christoph Meurer

Die Bundesrepublik Deutschland (BRD) war damit quasi geboren. Grund zur Freude gab es an diesem Tag auch bei Familie Blasczyk: Sohn Paul Johann erblickte das Licht der Welt.

"Das Grundgesetz und mich trennen nur wenige Minuten", sagt Blasczyk. Er habe das einmal nachgeschlagen. Die Sitzung des Parlamentarischen Rats habe gegen 16 Uhr stattgefunden, und er sei um diese Zeit geboren worden. Seit 1971 arbeitet Blasczyk an der Universität Bonn. Mit seinen Kollegen kümmert er sich "um die Planung, Entwicklung und Instandsetzung forschungsbegleitender Instrumentarien, insbesondere für die biologische Forschung", erläutert Blasczyk, der unter anderem Ausbildungen zum Elektromechaniker und Elektrotechniker sowie ein Studium der Elektrotechnik absolviert hat.

Seit vielen Jahren wohnt Blasczyk in Bornheim. Als 1961 die Berliner Mauer gebaut wurde, lebte er allerdings noch im Kreis Oppeln in Polen. Im Sommer 1967 kam er mit seinen Eltern als Spätaussiedler nach Westdeutschland, zunächst ins Grenzdurchgangslager Friedland im Landkreis Göttingen. "Die ersten drei Tage in Deutschland waren zugleich die schlimmsten", sagt er. Über einige Zwischenstationen ging es dann ins Rheinland. 1968 trat er in die Freiwillige Feuerwehr Bornheim-Roisdorf ein, die er von 1987 bis 2003 auch leitete. Deshalb kann sich Blasczyk noch gut an die Ölkrise 1973 erinnern. An den autofreien Sonntagen hatte er Bereitschaftsdienst. "Es gab aber keine Einsätze, die Straßen waren leer."

Ein Jahr später war Blasczyk wie viele andere Menschen zur Weltmeisterschaft 1974 im Fußballfieber. Und natürlich hat er selbst Fußball gespielt. Da er zugleich im Judo aktiv war, habe er bei einem Fußballspiel einmal aus Versehen eine Judoschere bei einem Gegenspieler angewandt und ihn so verletzt. "Ich hatte nicht daran gedacht, dass ich Stollenschuhe getragen habe", sagt Blasczyk. Die Schuhe hat er als Mahnung in den Keller gehängt. "Dort hängen sie heute noch."

Anfang der 1980er Jahre, als Hunderttausende in Bonn für den Frieden demonstrierten, studierte Blasczyk Elektrotechnik in Köln - zusätzlich zu seinem Beruf an der Uni Bonn. "Ich habe von den Demonstrationen nicht viel mitbekommen, ich hatte zu viel tun." Erinnern kann er sich nur an eine Information der Universität, dass aufgrund von Demonstrationen Parkplätze gesperrt war.

Völlig anders war es 1989. Den Mauerfall haben seine Familie und er "ganz extrem" verfolgt. "Vor allem mein Vater hatte sich sehr gefreut", so Blasczyk. Wie er weiter berichtet, habe er Verwandte in Helmstedt (Niedersachsen). Zu DDR-Zeiten lag die Stadt unmittelbar an der innerdeutschen Grenze. "Bei Besuchen haben wir es immer so empfunden, dass hinter der Grenze die Welt zu Ende ist", sagt er und ergänzt: "Der Mauerfall war die Freiheit."

65 Jahre: Für Paul Johann Blasczyk, der in seinem Berufsleben 190 Menschen in den Bereichen Elektronik, Elektrik und Mechatronik ausgebildet hat, kein Grund, sich in den Ruhestand zu verabscheiden. "Ein Jahr werde ich noch weiter arbeiten. Ab September allerdings nur noch halbtags."

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