Lesung von Jürgen Wiebicke "Dürfen wir so bleiben, wie wir sind?"

BORNHEIM-HEMMERICH · "Was wir besonders an Ihnen schätzen, Herr Wiebicke, ist, dass sie kritisch nachfragen, insistieren - und das alles mit einer großen Wertschätzung und Respekt den Menschen gegenüber."

 Der aus dem Radio bekannte Moderator Jürgen Wiebicke im Gespräch mit seinem Publikum.

Der aus dem Radio bekannte Moderator Jürgen Wiebicke im Gespräch mit seinem Publikum.

Foto: Stefan Hermes

Mit diesen einleitenden Worten begrüßte Wilhelm Groeneveld zusammen mit Evelyn Geupel am Mittwochabend den Journalisten und Schriftsteller Jürgen Wiebicke in der gut besuchten evangelischen Markuskirche in Bornheim-Hemmerich.

Der auch als Moderator des "Philosophischen Radio" und diverser Magazinsendungen des WDR bekannte Autor war eingeladen, aus seinem Buch "Dürfen wir so bleiben, wie wir sind?" zu lesen und mit den Zuhörern über ethisch-moralische Fragen zur Perfektionierung des Menschen zu diskutieren.

Doch der Abend begann mit einem Schock, als eine ältere Zuhörerin ohnmächtig wurde. Ein herbeigerufener Notarzt konnte helfen und die Lesung wurde nach einem Moment des betretenen Schweigens fortgesetzt.

Wiebicke hat ein Buch gegen die Perfektionierung des Menschen geschrieben. Organtransplantation, Sterbehilfe, Hirndoping und Gentechnik sind einige der Themen, die einzeln betrachtet immer wieder in der Frage münden, ob wir uns so belassen können, wie wir sind? Oder müssen wir uns mit allen Mitteln des technischen und pharmakologischen Wissens verbessern, damit wir klüger, schöner oder auch glücklicher sein können?

Jürgen Wiebicke stellt die Fragen, die eine technologisch ausgerichtete Gesellschaft aufwirft, die auf Wachstum programmiert ist und jeden einzelnen nicht aus dem Druck entlässt, jeden neuen Tag ein Stückchen intelligenter, schöner und reicher zu werden. Er will es nicht den Biotechnikern und Neurowissenschaftlern, den Präimplantationsdiagnostikern und den Organtransplanteuren überlassen, wie sich unsere, die menschliche Zukunft gestaltet.

Jürgen Wiebicke fragte seine Zuhörer, ob sie von ihm ein Glas Wasser annehmen und trinken würden, wenn er verspräche, dass es sie unsterblich mache. Das Publikum in der Markuskirche kam mit ihm ins Gespräch. Wiebicke leitete geschickt über zu dem in diesem Jahr aktuell werdenden Thema der Sterbehilfe.

Ein Besucher wusste von einem an Alzheimer erkrankten Angehörigen zu erzählen, der ihn einst um Sterbehilfe gebeten habe und heute, trotz seiner fortschreitenden Krankheit, glücklich sei. Es wurde kontrovers diskutiert und hätte noch lange so weitergehen können, doch der Abend war nach knapp zwei Stunden zu Ende.

Jürgen Wiebicke, "Dürfen wir so bleiben, wie wir sind? Gegen die Perfektionierung des Menschen - eine philosophische Intervention", 240 Seiten, KiWi-Paperback, 14,99 Euro

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