Wasserversorgung in Bornheim Bürgermeister erwägt Beanstandung

BORNHEIM · Die Entscheidung vor knapp zwei Monaten war umstritten: Im Oktober hatte sich der Bornheimer Rat für eine Vollversorgung mit Wasser vom Wahnbachtalsperrenverband (WTV) ausgesprochen - mit knapper Mehrheit.

Derzeit fließen 25 Prozent Wasser des WTV und 75 Prozent vom Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel (WBV) durch die Bornheimer Leitungen. Am Donnerstag hat Bürgermeister Wolfgang Henseler im Betriebsausschuss nun angedeutet, dass es zu einer Beanstandung dieses Ratsbeschlusses kommen könne.

Dabei beruft er sich auf Kosten für die Stadt, die möglicherweise aus der Entscheidung resultieren könnten. Denn: Inzwischen liegen zur Umstellung juristische Stellungnahmen einer von der Verwaltung beauftragten Kanzlei vor.

Die Anwälte kommen zu dem Ergebnis, dass die Stadt die Mehrkosten aufgrund des teureren WTV-Wassers selbst zu tragen habe und sie nicht auf die Kunden umlegen könne. Auch könne Bornheim als Mitglied des WBV nicht aus dem Verband aussteigen. Henseler schätzt die zusätzliche Belastung auf rund 800.000 Euro im Jahr - ein Betrag, der dem Prinzip der wirtschaftlichen Haushaltsführung widersprechen würde.

"Das ist für mich eine ernste Situation. Wir reden über einen jährlich wiederkehrenden Betrag", machte Henseler in der Sitzung deutlich. Die Stellungnahmen der Anwälte müssten aber noch mit der Kommunalaufsicht besprochen werden, so der Bürgermeister. Sollte es zur Beanstandung kommen, wäre es die dritte in dieser Wahlperiode. Henseler hatte bereits Beschlüsse zum Baustopp auf der Königstraße und zu den Parkplätzen auf dem Peter-Fryns-Platz aufheben lassen.

Unabhängig von einer möglichen Beanstandung stellte Gutachter Andreas Holy vom Planungsbüro H2U die ersten Ergebnisse der technischen Prüfung der Vollversorgung vor. Dabei haben sich zwei Varianten zur Einspeisung des WTV-Wassers herauskristallisiert: Zum einen könne das komplette Wasser wie bisher über das Wasserwerk Eichenkamp eingespeist werden. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, müsse der WTV dann allerdings eine zweite Leitung zum Wasserwerk bauen. Auch müsse das Pumpwerk in Betrieb bleiben.

Zum anderen steht im Raum, 84 Prozent des Wassers an den Hochbehälter in Botzdorf und 16 Prozent über das Wasserwerk in die Rheinorte zu liefern. Dafür sind laut Holy diverse Umbauten nötig, die Investitionskosten liegen für die Stadt höher als bei der anderen Variante.

Das Pumpwerk im Eichenkamp sei dann allerdings nicht mehr erforderlich und müsse nur für den Fall der Notversorgung beibehalten werden. Generell würden beide Varianten der Stadt eine gute Versorgungssicherheit bieten, sagte Holy. Der Gutachter empfiehlt Bornheim jedoch, sich für letztere Variante auszusprechen, da sie auf lange Sicht günstiger für die Stadt sei.

Grundsätzlich sei eine schlagartige Umstellung der Trinkwasserversorgung nicht zu empfehlen, so Holy weiter. Es sei besser, schrittweise vorzugehen, damit bei Problemen Zeit zum reagieren bleibe. Aufgrund des Wasserwechsels könne es etwa dauerhaft zu Problemen mit Rost im Wasser kommen, auch könne bei Leitungen aus hartgelötetem Kupfer oder verzinktem Stahl die Korrosionswahrscheinlichkeit erhöht sein.

Eine Entscheidung für eine Einspeisungsvariante stand am Donnerstag im Betriebsausschuss noch nicht an. Sie soll laut Henseler fallen, wenn die rechtliche Seite geklärt ist. Eine große Investition kommt aber auch abgesehen von der Umstellung auf eine WTV-Vollversorgung auf den Stadtbetrieb zu: Der Hochbehälter in Botzdorf muss als Ersatz für einen Hochbehälter in Merten für rund 2,1 Millionen Euro erweitert werden.

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