Interview mit Kreisimkerchef Friedel Mirbach "Bienen hatten im Winter keine Pause"

BONN/REGION · Das Frühlingserwachen im Garten von Friedel Mirbach aus Brenig ist ein vielstimmiges sonores Surren. Damit jetzt alles schön blüht, legen seine 60 Bienenvölker manchen Flugkilometer zurück. Mit dem Vorsitzenden des Kreisimkerverbandes Bonn, der den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis und das Bonner Stadtgebiet umfasst, sprach Mario Quadt.

 Bienenfleißig sind die schwarz-gelben Honigsammler von Imker Friedel Mirbach aus Brenig.

Bienenfleißig sind die schwarz-gelben Honigsammler von Imker Friedel Mirbach aus Brenig.

Foto: Henry

Der Winter war ein ungewöhnlich milder. Seit wann sind Ihre Bienen aus der Winterruhe erwacht?
Friedel Mirbach: Die hatten in diesem Winter gar keine Pause. Bei Temperaturen über zwölf Grad Celsius haben sie auch im Winter jede Möglichkeit genutzt, das Nest zu verlassen und zu fliegen.

Sie gehen mit Ihren Völkern auch auf Reisen: Besonders die hiesigen Obstbauern freuen sich, wenn Sie zu Besuch kommen. Mirbach: Ja, Bienen sind nicht nur Honiglieferanten, wir setzen sie auch zu Bestäubungszwecken ein und bringen sie gezielt in die Felder - etwa zur anstehenden Süßkirschenblüte. Da sind die Tiere schon eminent wichtig.

Wie viele Völker sind denn vonnöten, um eine Obstplantage zu bestäuben?
Mirbach: Ich rechne so mit fünf bis sechs Völkern pro Hektar. Je nach Größe der Anlage können das bis zu 20 Völker sein. Ich gehe lieber auf Nummer sicher und nehme ein paar Bienen mehr mit. Den Landwirten - gerade vielen Obstbauern - ist es wichtig, dass jede Blüte bestäubt wird, damit daraus eine Frucht wird.

Wie lange dauert es, bis deren "Auftrag" auf der Obstwiese erledigt ist?
Mirbach: Bis zu zwei oder drei Wochen verbleiben sie dann in der Anlage - bis die Blüten abgeblüht sind.

Es soll Leute geben, die in schiere Panik verfallen, wenn sie den schwarz-gelben Körper einer Biene vor ihrem Auge schwirren sehen. Wie verhalte ich mich richtig, wenn ich meine, dass sie mir zu nahe kommt?
Mirbach: Im Prinzip gilt, immer Ruhe zu bewahren. Wenn man sich ruhig verhält, passiert nichts. Wer sehen möchte, dass seine Angst unbegründet ist, sollte sich an einen Imker wenden, der bereit ist, seine Bienen zu zeigen. Ich hatte schon Kinder hier, von denen die Mütter sagten, dass ihr Nachwuchs nach allem schlägt, was fliegt. Am Ende der Exkursion hatten diese Kinder kein Problem damit, eine Wabe in die Hand zu nehmen, auf der bis zu 2000 Bienen sitzen. Dabei ist die Wabe etwas größer als ein Din-A4-Blatt.

Was mache ich denn, wenn sich ein Bienenvolk bei mir so heimisch fühlt, dass es sich einnistet? Muss ich dann in Panik geraten? Mirbach: Am besten ist, einen örtlichen Imker zu informieren, wenn sich ankündigt, dass Bienen auf der Suche nach einer Behausung sind. Hohlräume am und im Haus sowie die Rollladenkästen suchen sich die Bienen bevorzugt aus. Die Entfernung eines Nestes ist dann in der Tat schwierig - insbesondere, wenn die Bienen bereits Honig eingetragen haben. Dann kann es eine ziemlich klebrige Angelegenheit werden. Man sollte sich also rechtzeitig melden, wenn mehrere Bienen zu sehen sind.

Wie oft geschieht es, dass Sie Bienen ein neues Zuhause suchen müssen?
Mirbach: So ein Dutzend Mal im Jahr. Zumeist rufen die Menschen bei der Polizei an, die leiten die Information an die Imker weiter. Die Feuerwehr rückt aus, wenn es sich um ein öffentliches Gebäude handelt, in das sich die Bienen eingenistet haben. Sie sind dann uns Imkern unterstützend tätig.

Wie bedroht sind die Honigbienen durch Tierseuchen wie die Varroamilbe?
Mirbach: Das ist eine große Bedrohung. Greift der Imker nicht ein, stirbt das befallene Volk spätestens im zweiten Jahr. Das Problem ist so schnell nicht zu lösen.

Wie können Sie eingreifen, um dem Parasit Herr zu werden?
Mirbach: Das geht nur nach der Honigernte - ab Ende Juli. Ein Volk wird mit in der Natur vorkommenden Säuren - wie Ameisensäure - bedampft. Das tötet einen Großteil der Milben. Je nach Wirkung, muss dies nach drei bis fünf Wochen wiederholt werden.

Apropos natürlich: Wie naturnah ist eigentlich der Honig im Supermarktregal, der aus der Spritztube kommt?
Mirbach: Das Drücken ist vielleicht spaßig, aber ich rate dazu, beim Honig auf regionale Produkte zu achten, anstatt auf den, der eingeflogen wird.

Welche Wege legt der Exporthonig denn zurück?
Mirbach: Oft kommt er aus Brasilien und Argentinien. Aber ob da genügend Inhaltsstoffe drin sind, ist aus meiner Sicht die Frage.

Welchen Honig mögen Sie als Imker am liebsten?
Mirbach: Ich mag Mischhonige. Die haben mir sogar geholfen, meine Pollenallergie zu überwinden. Ich vermute, weil ein gewisser Anteil an Pollen im Honig drinsteckt. In jüngeren Jahren hatte ich deutlich mehr Probleme mit fliegenden Pollen.

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