Kommentar Sorgsam prüfen

Daran ist nicht zu deuteln: Wenn jetzt zwei renommierte Schulträger in Bad Honnef eine für die Eltern kostenfreie Gesamtschule errichten wollen, kann das für kommende Schülergenerationen und für die gesamte Stadt nur von Vorteil sein.

Dass manches Ratsmitglied sich am Donnerstag, gelinde gesagt, erstaunt die Augen rieb, ist aber verständlich. Erst klagt das Erzbistum Köln gegen die letztlich gescheiterte, öffentliche Dependance der Gesamtschule Oberpleis in Bad Honnef und verunsichert so die Eltern. Und jetzt bietet dasselbe Erzbistum einen Komplett-Neubau für 22 Millionen Euro an, samt Turnhalle und allem Pipapo.

Ein Motiv liegt auf der Hand. Schon mit der Klage gegen die Dependance hatte das Erzbistum klar signalisiert: Es geht um die Sicherung der eigenen Schule in einer wachsenden Konkurrenzsituation, zu der auch die Gesamtschule Oberpleis gehört. Und, so sie denn käme, auch eine Hagerhof-Gesamtschule gehören würde. Immer mehr Eltern wünschen eine Gesamtschule. Was liegt da für Schulträger näher, als selbst eine zu errichten?

Die Gemengelage ist komplex. Ein Abriss des Gebäudes der Realschule Sankt Josef, das nicht unter Denkmalschutz steht, wohl aber prägend und ein Stück Bad Honnefer Geschichte ist, würde nicht nur Beifall ernten. Zugleich ist das Haus arg sanierungsbedürftig. Und wenn, schlimmstenfalls, die Realschule irgendwann schließen würde, droht ein weiterer (kirchlicher) Leerstand nach dem KSI.

Zugleich wird eine drei- bis vierzügige Gesamtschule angesichts sinkender Schülerzahlen auch nicht ohne Auswirkungen bleiben für die bestehenden Schulen. Nicht zuletzt das Sibi würde eine so große Konkurrenz negativ zu spüren bekommen. Ein euphorischer Schnellschuss wäre fatal. Beide Angebote sind sorgsam, gleichberechtigt und ergebnisoffen zu prüfen.

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