Verschönerungsverein für das Siebengebirge Schüler kamen zu dreitägigem Camp

SIEBENGEBIRGE · Es müssen ja keine exotischen Ziele sein wie etwa die Nationalparks Tortuguero in Costa Rica, Kha Sok in Thailand oder Cat Tien in Vietnam. 40 Schüler begaben sich jetzt auf Exkursion ins Siebengebirge, um mit Experten die abwechslungsreiche Natur- und Kulturlandschaft quasi vor ihrer eigenen Haustür zu erforschen.

Mit Winzer Felix Pieper erkundeten die Jugendlichen den Weinberg in Rhöndorf.

Mit Winzer Felix Pieper erkundeten die Jugendlichen den Weinberg in Rhöndorf.

Foto: Frank Homann

Der Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) hatte zum fünften Mal zum VVS-Jugendcamp eingeladen. Drei Tage lang beobachteten die Sechs- bis Zehntklässler Feuersalamander, Insekten, Vögel und Schmetterlinge, untersuchten Pflanzen und abgestorbenes Holz und besuchten ehemalige und noch bebaute Weinberge.

Aufgeteilt waren die jungen Forscher in vier Gruppen, die sich unterschiedlichen Themen widmeten. Und schließlich packten die Jugendlichen auch selbst an. Auf einer Streuobstwiese pflanzten sie gemeinsam drei Bäume, absolvierten Pflegemaßnahmen, ernteten einen Birnbaum ab und produzierten an Ort und Stelle frisch gepressten Birnensaft.

Gestern präsentierten die Kinder und Jugendlichen die Ergebnisse ihrer Untersuchungen in der Jugendherberge in Bad Honnef, wo die Teilnehmer auch übernachteten. "Ich wusste gar nicht, wie viele unterschiedliche, uralte Steinarten es gibt", stellte Rebecca (11) aus Siegburg fest, die zur Gruppe gehörte, die sich mit Biologin Xenia Scherz dem Thema "Vom Feuerberg zum Feuersalamander - Vulkanismus, Steinabbau und der Lebensraum seltener Pflanzen und Tiere an Oelberg und Lohrberg" widmete.

Und Lena (15) aus Bad Honnef sagte: "Ich hätte nie gedacht, dass Pilze so interessant sein können." Auch Pascal (12) aus Oberpleis war begeistert: "Es gibt so viel Neues zu entdecken." Mit Gerhard Laukötter, der früher für die Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW tätig war, begab sich Mette-Luna (12) auf die "lebendige Spur des Holzes im Siebengebirge".

Die Thomasbergerin meinte: "Ich lerne hier sehr viele interessante Dinge." Zum Beispiel, dass viele Tierarten Totholz als Nahrung, Unterkunft oder Kinderstube benötigen. Auch Daria (12) aus Thomasberg war vom Holzthema fasziniert. Helge (12) aus Bad Honnef fand dabei spannend, "was man alles auf den zweiten Blick sieht".

Förster Florian Haufler unternahm mit seinen Schützlingen eine Entdeckungsreise in die Tier- und Pflanzenwelt des Siebengebirges. Sie besuchten dabei Wirtschaftswälder, aber auch Wildnisgebiete. Merle (12) aus Holzlar freute sich, bei dieser Gelegenheit die Wege verlassen zu dürfen und die Bäume genauer anschauen zu dürfen.

"Ich habe dabei nachgesehen, wie viele Schösslinge angefressen sind. Wir haben sogar selbstgebaute Hordengatter im Wald aufgestellt." Auch Lena (11) aus Urfeld und Susanna (11) aus Bonn waren mit Feuereifer bei dieser Sache.

Immer zählt zum Camp-Programm auch ein kulturhistorisches Modul. Diesmal ging es um den Weinbau. Winzer Felix Pieper führte die Jugendlichen durch seinen Weinberg am Drachenfels und zeigte ihnen danach sein Weinlager. "Das war beeindruckend", meinte Paula Wollrath (17) aus Oberdollendorf. Sie ist Mitglied der VVS-Jugend und kein Camp-Neuling. "Ich habe mich besonders auf den Gang durch den Weinberg gefreut."

Auch Annalena Wirtz (17) aus Bad Honnef fand dieses Thema spannend. "Wir haben dabei auch die Probleme aus der Sicht des Winzers kennengelernt, die sich durch den Steinschlag und die Sperrung des Weinbergs ergeben haben. Das ist ein finanzielles Problem, denn der zu errichtende Schutzzaun ist sehr teuer und die besten Lagen des Weinbergs fallen dem Bau zum Opfer. Das ist ein wirtschaftlicher Verlust."

Mit den Biologen Barbara Bouillon und Dieter Steinwarz besuchten sie aber auch die ehemaligen Rebenflächen, wo jetzt Streuobstwiesen zu finden sind und untersuchten dort Flora und Fauna. Die beiden jungen Frauen können sich durchaus vorstellen, später einen Beruf zu ergreifen, der mit Natur zu tun hat. Und vielleicht werden sie auch Biologinnen und haben später im Siebengebirge zu tun. Oder doch in Kha Sok oder Cat Tien?

Kurz gefragt

Hans-Joachim Gardyan (71) ist der Erfinder des VVS-Camps. Anlässlich des 140. Bestehens des VVS begründete der ehemalige Leiter des CJD Königswinter dieses Angebot für Jugendliche.

Interessieren sich die Jugendlichen überhaupt noch für die Natur?
Hans-Joachim Gardyan: Diese hier - ja. Ich bin wie immer sehr angetan von dem Engagement der jungen Menschen. Mit diesem Angebot wollen wir Jugendliche aus der Region in die für viele unbekannte Natur locken. Es ist jetzt das fünfte Camp, bei dem die Teilnehmer emotional, aber auch mit durchaus wissenschaftlichem Anspruch das Siebengebirge kennen und schätzen lernen sollen. Natürlich möchten wir damit auch Nachwuchs für den VVS gewinnen.

Richtet sich dieses Angebot an alle Schulformen?
Gardyan: Ja, es wäre mir nicht lieb, wenn nur das Gymnasium vertreten wäre. Wir möchten dem Nachwuchs zeigen, dass das Siebengebirge nicht nur Naherholungsgebiet ist, sondern auch eine Natur- und Kulturlandschaft mit einzigartigen Pflanzen und Tieren. Die muss man erleben und damit auch schützen. Das ist wichtig und unabhängig von der Schulform. Wir haben diesmal mehr Mädchen als Jungen und sehr viele Teilnehmer aus den sechsten und siebenten Klassen. Die kommen bestimmt wieder.

Lockt auch der schulfreie Tag?
Gardyan: Die Teilnahme ist mit der Schulbefreiung für einen Tag verbunden. Das müssen die Schüler natürlich auch leistungsmäßig verkraften. Mir schwebt vor, ein weiteres Angebot für Schüler mit schwächeren schulischen Leistungen zu generieren. Auch sie haben Stärken, die ich auf diesem Feld fördern möchte.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Gardyan: Ich möchte noch mehr Schulen mobilisieren. Wir schreiben stets 70 Schulen an, bisher haben rund 30 mit der Entsendung von Schülern reagiert. Deren Fachlehrer wissen, welch fachlich wertvolle Arbeit hier geleistet wird.

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