Insel Nonnenwerth Paganini auf der Panflöte

NONNENWERTH · Vor der Schneesturm geplagten Kulisse der Rheininsel Nonnenwerth haben die Musiker der Jungen Philharmonie Köln mit einem hochkarätigen Mix aus Stücken der Klassik und weltweiten Volksmusik das frische Jahr begrüßt - die typischen Kuriosa inbegriffen.

 Neujahrskonzert der Jungen Philharmonie Köln auf der Insel Nonnenwerth.

Neujahrskonzert der Jungen Philharmonie Köln auf der Insel Nonnenwerth.

Foto: Martin Gausmann

Zur hellen Begeisterung des Publikums kam ein Instrument zum Einsatz, das so eher selten im klassischen Orchester zu finden ist: die Panflöte.

Das Konzert begann mit dem "Tanz der Stunden" des italienischen Komponisten Amilcare Ponchielli aus dessen Oper "La Gioconda" op. 9 von 1876. Bei uns ist die Melodie besser bekannt aus der Werbung eines berühmten Sahnetortenherstellers oder aus dem Walt Disney-Film "Fantasia" (1940). Zeit zum Träumen gab es mit dem musikalischen "Schwan" aus Camille Saint-Saëns "Der Karneval der Tiere" von 1886. "Liebesgrüße aus London" - so Dirigent und Moderator Volker Hartung - schickte die Junge Philharmonie mit Edward Elgars "Salut d'Amour" op. 12. Zu Neujahr musste eine Station der musikalischen Reise natürlich das Wien Johann Strauss sein.

Doch nicht der Gassenhauer "An der schönen blauen Donau" kam zu Gehör, sondern sein Partnerstück "Ein Künstlerleben" op. 316. Mit diesen beiden Walzern alleine konnte Strauss die Stimmung in Wien retten, die nach dem Verlust gegen die Preußen in der Schlacht bei Königgrätz 1866 auf ihrem Tiefpunkt angekommen war. Über den großen Teich ging es mit einem "Ragtime" aus der Feder Scott Joplins. Zurück in heimischen Gefilden wurden in Kurt Noacks "Heinzelmännchens Wachtparade" die berühmten Kölner Wichtel porträtiert. Aus vielen Mündern war ein spontanes "Ach, das ist schön!" zu vernehmen und so herzlich war dann auch der Applaus.

Südländisch herb und verrucht wurde es mit volkstümlicher Tanzmusik aus Spanien und Lateinamerika. Es erklangen ein Tango des Spaniers Isaac Albéniz, eine Tarantella seines Landsmannes Pablo de Sarasate - laut Hartung ein gefürchteter Frauenheld des 19. Jahrhunderts - und die beiden argentinischen Tangos "Nächte am La Plata" und "Olé Guapa". Spezifikum dieser argentinischen Volkskompositionen ist, dass sie zahlreiche europäische Elemente miteinander verbinden und so einen ganz neuen Klang entwickeln. Auch Filmmusik fehlte an diesem abwechslungsreichen Abend nicht: Albert Ketelbeys "Auf einem persischen Markt" mit musikalisch gezeichneten Kamel-Karawanen und exotischen Prinzessinnen.

Auftritt Ion Malcoci - ein kleiner Mann mit dunkelbrauner Panflöte. Was sonst die Solo-Violine spielt, das übernahm er auf virtuose Art und Weise. In der "Ungarischen Rhapsodie" Nr. 2 von Franz Liszt - übrigens 1841 für einige Wochen Gast auf Nonnenwerth, das damals noch eine Gaststätte beherbergte - zeigte er zwar schon sein großes Können und erntete dafür langen Applaus. Doch in Niccolo Paganinis Variationen über "Carneval in Venezia" - in Deutschland besser mit dem Text "Mein Hut, der hat drei Ecken" bekannt - wuchs er über sich hinaus. Mörderische Triller, rasante Läufe und rasend schnelle Tonlagenwechsel meisterte er mit Bravour. Der frenetische Applaus für Solist und Orchester war mehr als verdient.

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