Gesundheit in Bad Honnef "Nicht unbedingt eine Frage des Alters"

BAD HONNEF · "Sie haben Schulter und Nacken?" Mit dieser Frage, frei nach Hape Kerkelings "Ich habe Rücken", ist ein Vortrag im Cura-Krankenhaus Sankt Johannes überschrieben. Jeder zweite Erwachsene hat demnach mindestens einmal im Leben mit Schulter- oder Nackenschmerzen zu tun. Experten referieren am Donnerstag im Honnefer Krankenhaus über diese Beschwerden.

 Wie man Beschwerden an Schulter und Nacken behandeln kann, darüber berichten heute Abend drei Experten im Honnefer Krankenhaus.

Wie man Beschwerden an Schulter und Nacken behandeln kann, darüber berichten heute Abend drei Experten im Honnefer Krankenhaus.

Foto: dpa

Mit Ulrich Schmidtmann, Chefarzt in der Abteilung Chirurgie, Privat-Dozent und Neurochirurg Johannes Kuchta sowie dem Leiter Physikalische Therapie, Holger Forthmann, stehen drei ausgewiesene Experten am Donnerstag Rede und Antwort. Mit dem Chirurg Ulrich Schmidtmann sprach Claudia Sülzen.

In Ihrem Vortrag geht es um Beschwerden an der Halswirbelsäule sowie an der Schulter. Vereinfacht gesagt, wie genau sehen die Beschwerden aus?
Ulrich Schmidtmann: So einfach ist es leider nicht, das Thema ist sehr komplex. Beschwerden können etwa Kopfschmerzen sein oder auch Schmerzen in der Schulter, die über den Arm ausstrahlen und auch bis in die Fingerspitzen reichen können. Diese zum Teil überlappenden Symptome muss man differenzieren , exakt schauen, wo im Einzelfall die Ursache liegt, das ist die diagnostische Herausforderung. Man muss dabei zunächst fein unterscheiden, ist die Halswirbelsäule ursächlich oder doch die Schulter. Dann folgt die Feindiagnostik, schließlich natürlich Therapiekonzepte. Vor diesem Hintergrund greifen wir in unserer Patienteninformation ja auch alle Aspekte auf.

Wann sollte man als Patient in jedem Fall aufmerksam werden?
Schmidtmann: Kurz gesagt: Wenn man Missempfindungen oder Schmerzen hat, die durch einen spontanen Lagewechsel nicht wieder verschwinden. Jeder kennt das: Man liegt im Bett, der Arm "schläft" ein, die Finger kribbeln. In aller Regel hört das Kribbeln allerdings auf, wenn man seine Lage ändert, den Arm entspannt. Ist das nicht so und halten die Beschwerden an, dann kann das ein Anzeichen sein für ein tieferliegendes Problem. Dann gilt es im Weiteren herauszufinden, ob die Halswirbelsäule ursächlich ist oder doch die Schulter und was zu tun ist, um die Beschwerden zu lindern und hoffentlich zu beseitigen.

Welche Rolle spielen Fehlbelastungen etwa im Beruf wie Computerarbeit? Sprich: Handelt es sich um Begleiterscheinungen der Zivilisation?
Schmidtmann: Natürlich sind Menschen, die etwa über Kopf arbeiten wie Maler oder auch solche mit besonderen Sportarten wie Tennis gefährdeter. Häufiger als früher sind die Beschwerden allerdings nicht. Insofern ist es richtiger, zu sagen: Zivilisation ist prädisponierend, sie macht also anfälliger, ist aber nicht ursächlich.

Sind Beschwerden wie die beschriebenen also auch eine Frage des Alters?
Schmidtmann: Nicht unbedingt. Um ein anderes Beispiel zu nennen: Viele junge Menschen leiden bereits unter einem Bandscheibenvorfall. Und auch für Beschwerden der Halswirbelsäule gilt, dass sie schon im mittleren Lebensalter auftreten. Da es sich immer um degenerative Veränderungen handelt, nehmen die Beschwerden im Alter schon zu. Aber hinzukommen auch andere Faktoren. Nehmen Sie das Übergewicht: Wer übergewichtig ist, bewegt sich weniger, Beschwerden treten auf, man bewegt sich noch weniger, weil man Beschwerden hat. Das ist ein Teufelskreis. Das Alter alleine ist nicht schuld. Und es ist immer richtig, zu sagen: Bewegt euch mehr.

Wie steht es bei Problemen an Halswirbelsäule und Schulter um operative Eingriffe?
Schmidtmann: Vor allem, wenn es um die Halswirbelsäule geht, sind wir besonders zurückhaltend, was operative Eingriffe angeht. Im Vordergrund steht vielmehr immer die konservative Behandlung, die Behandlung mit Physiotherapie, zusätzlich medikamentöse Behandlung bei Schmerzen. Eine operative Indikation ergibt sich erst bei langanhaltender Symptomatik, bei dauerhaftem Schmerz. Ähnlich verhält es sich bei den Schulterbeschwerden, auch hier ist die

Physiotherapie das erste und häufig auch ein Erfolg versprechendes Mittel. Im Fokus steht immer: Alle anderen Möglichkeiten müssen ausgereizt sein, bevor man operiert. Übrigens zeigt auch die Erfahrung, dass das auch für den Heilerfolg ein ganz wesentlicher Punkt ist. Wir merken das im Umkehrschluss sogar bei unseren Vorträgen: Unser Experte für die Physiotherapie, Holger Forthmann, ist nach unseren Informationsabenden immer besonders umlagert.

Was kann man als Betroffener selbst tun?
Schmidtmann: Man kann nicht nur, man muss. Eigentherapie ist ein wesentlicher Punkt. Mit ein paar Sitzungen Physiotherapie pro Quartal ist es nicht getan. Außerdem, wie gesagt: Es handelt sich ja immer um degenerative Veränderungen. Das bedeutet, Bewegung und Sport, Muskelkräftigung und somit eine Stärkung des Skeletts sind ganz entscheidend. Das ist ein dauerhafter Prozess. Und man kann die Patienten nicht aus der Eigenverantwortung entlassen.

Zur Person

Dr. Ulrich Schmidtmann (56) stammt gebürtig aus Westfalen. Nach dem Studium in Köln und Essen absolvierte er die Facharztausbildung in Waldbröl und Düsseldorf sowie an der Universitätsklinik Göttingen. Seit 2002 ist er in Bad Honnef. Schmidtmann ist verheiratet und hat drei Kinder. Die Familie wohnt in Selhof. Für Interplast Germany war er mehrfach für OP-Einsätze in Afrika. Schmidtmann ist u.a. Mitglied des Ski-Clubs sowie auch Senator der KG Halt Pol.

Die Veranstaltung

Einen Vortrag mit dem Titel "Sie haben Schulter oder Nacken" bietet das Cura-Krankenhaus, Schülgenstraße, für den heutigen Donnerstag, 19 Uhr, an. Es referieren Ulrich Schmidtmann, Chefarzt Chirurgie, Neurochirurg Johannes Kuchta sowie Holger Forthmann, Leiter Physikalische Therapie. Es geht um Symptome, Diagnostik und Therapiemöglichkeiten. Dabei werden konservative und operative Methoden vorgestellt. Anmeldung bitte unter Tel. 0 22 24/772 11 76.

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