Bürger- und Ortsverein in Rhöndorf "In Rhöndorf beginnt die Rheinromantik"

RHÖNDORF · "Den Spruch habe ich mir gleich für meine Sammlung notiert", meinte Konrad Adenauer. Der Bürger- und Ortsverein Rhöndorf hatte zur diesjährigen Festversammlung den Enkel des einstigen Bundeskanzlers in die Weinwirtschaft "Haus Drachenloch" eingeladen, um zum Thema "Erinnern im Rheinland - Was ist uns wichtig zwischen Köln und Rhöndorf?" zu sprechen.

 Konrad Adenauer unterhielt mit seinem Vortrag die Gäste bei der Festversammlung des Bürger- und Ortsvereins Rhöndorf.

Konrad Adenauer unterhielt mit seinem Vortrag die Gäste bei der Festversammlung des Bürger- und Ortsvereins Rhöndorf.

Foto: Homann

Und Vereinschef Jörg Erich Haselier berichtete einleitend von dem überlieferten Zitat des damaligen Besitzers von Weingut Broel, der auf einen Besuch Adenauers und weiterer Begleiter am 7. Dezember 1947 anspielt: "Auf dieser historischen Stufe ist das Grundgesetz zwar nicht beschlossen, aber anschließend begossen worden."

Konrad Adenauer ist Vorsitzender des Kölnischen Geschichtsvereins, bereits seit 30 Jahren Schatzmeister der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde und neuerdings ehrenamtlicher Geschäftsführer der Stiftung Stadtgedächtnis, die sich um den Wiederaufbau des eingestürzten Historischen Archivs in Köln kümmert. "Bei mir geht es um das Geldsammeln für die Stiftung", sagte Adenauer, der mit 70 Jahren seine berufliche Tätigkeit als Notar beendete. Konrad Adenauer: "Geschichte ist mein Hobby."

Und als es Anfang des Jahres um die Zukunft des Lehrstuhls für Rheinische Landesgeschichte ging, war er einer von zwölf Vorsitzenden größerer Geschichtsvereine, die einen entsprechenden Aufruf unterzeichneten. Wie sehr der Enkel des früheren Oberbürgermeisters von Köln und Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland dieses Gebiet schätzt, in dem sein Großvater lebte und wirkte, wurde durch seinen unterhaltsamen und auch sehr persönlichen Vortrag deutlich. "In Rhöndorf beginnt die Rheinromantik", machte er seinen Zuhörern ein nettes Kompliment. Hierher komme er nicht nur jede Woche mindestens einmal als Vorstandsmitglied der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, sondern mit seiner Frau unternehme er auch gerne Wanderungen und Radtouren am Rhein und durch das Siebengebirge. "Mein Großvater ist in Köln geboren und in Rhöndorf gestorben. Ich, hoffe, dass es bei mir umgekehrt sein wird." Konrad Adenauer, im Januar 1945 im Bad Honnefer Krankenhaus geboren, erinnerte an die Überführung des Großvaters im Sarg zum Palais Schaumburg, dann in den Kölner Dom, an die Rheinfahrt auf die Insel Grafenwerth und die letzten Kilometer zum Rhöndorfer Waldfriedhof. "Für mich war das ein sehr bewegender Tag."

Warum sein Großvater Rhöndorf als Wohnort auswählte, nachdem er in Köln von den NS-Machthabern nicht mehr geduldet war? "Rhöndorf war nicht so vom Tourismus bevölkert wie Königswinter. Und der Drachenfels hielt die kalten Winde zurück." Bis zur Währungsreform habe seine Mutter mit ihm in Rhöndorf bei ihrem Schwiegervater gewohnt. "Sie sagte immer, wir wären da gut durchgefüttert worden", erzählte Konrad Adenauer. Er berichtete auch von dem Tagebuch seiner Mutter aus dieser Zeit, das verschwunden war, bei einem aufmerksamen Antiquar in München auftauchte und so glücklicherweise in seinen Besitz gelangte. Der Namensvetter des "Alten aus Rhöndorf" ist längst auch der Sprecher der großen Adenauer-Familie. "Seit 15 Jahren ist meine Generation Organisator unserer Weihnachtstreffen in Rhöndorf."

Konrad Adenauer ging auf die faszinierende Sagenwelt dieser Gegend ein, auf den Bau des Kölner Doms mit Drachenfelstrachyt, auf den Petersberg oder Kloster Heisterbach, auf die Rheinromantik. "Die fängt schon in Porz an, da fehlen nur die Berge", ulkte Konrad Adenauer. Er erinnerte an die Weingüter der Kölner Klöster hier, an die herrschaftlichen Sommersitze bis hin nach Unkel. Der Referent nannte Namen von Schriftstellern und Künstlern wie Eduard Rhein, Rudolf Herzog, Karl Simrock, Gerhard Winckler oder Hans Günter Hansing, die im Siebengebirge Spuren hinterlassen haben. Und Konrad Adenauer fand: "Schöner wäre eigentlich der Name Rheinland-Westfalen statt Nordrhein-Westfalen."

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