Cura-Krankenhaus in Bad Honnef Hilfe für pflegende Angehörige

BAD HONNEF · Das Cura-Krankenhaus in Bad Honnef nimmt an einem Modellprojekt zur Unterstützung pflegender Angehörige teil. Am Freitag wurde der Kooperationsvertrag mit der Universität Bielefeld und der AOK Rheinland/Hamburg offiziell unterzeichnet.

 Viele Menschen sind zunächst überfordert, wenn sie plötzlich Angehörige pflegen wollen. Das Cura-Krankenhaus will hier künftig helfen.

Viele Menschen sind zunächst überfordert, wenn sie plötzlich Angehörige pflegen wollen. Das Cura-Krankenhaus will hier künftig helfen.

Foto: dpa

Ziel ist es, schon während des stationären Aufenthalts jene Angehörige, die einen Patienten anschließend zu Hause pflegen wollen, zu begleiten. Unterzeichnet wurde der Vertrag von Manfred Müller, Geschäftsführer des Krankenhauses, Jürgen Engels, Regionaldirektor der AOK Rheinland/Hamburg, sowie Dorothee Lebeda von der Universität Bielefeld im Beisein von Pflegetrainerin Stephanie Budinger und Pflegedienstleiter Guido Gering.

Budinger, die in Bad Honnef für die Betreuung zuständig ist, weiß, wovon sie spricht. Und das nicht nur, weil sie viel Erfahrung als Krankenpflegerin und Ausbilderin hat. "Nach meinem ersten Ausbildungsblock in der Familialen Pflege hatten wir selbst plötzlich einen Pflegefall in der Familie."

Und obwohl viele ihrer Verwandten in der Pflege arbeiten, "standen wir plötzlich wie der Ochs vorm Berg und wussten nicht, was wir tun sollten". Das habe sie noch mehr motiviert.

Seit September bietet sie ihre Hilfe an, "und so langsam zieht die Nachfrage an". Noch schafft sie die Arbeit alleine, "doch wenn der Bedarf steigen sollte, dann werden wir aufstocken", sagt Geschäftsführer Müller. Zunächst einmal gelte es, an die Betroffenen heranzutreten.

"Die Angehörigen haben oft zunächst eine gewisse Scheu", weiß Lebeda. Daher hält man seitens des Krankenhauses einen Blick darauf, wer für das Angebot in Frage kommt. "Das gilt natürlich unabhängig davon, ob jemand AOK-Mitglied ist oder nicht", versichert Engels. Voraussetzung ist hingegen, dass der Betroffene bereits eine Pflegestufe hat oder diese zumindest nun erwartet wird.

"Ziel ist es, neben der Entwicklung der pflegerischen Kompetenzen den sogenannten "Drehtüren-Effekt zu minimieren", so Lebeda. Denn nach Untersuchungen erfolgt besonders häufig in der ersten Woche nach der Entlassung die Neueinweisung ins Krankenhaus - zum Beispiel, weil das häusliche Arrangement nicht stimmig ist oder noch nicht trägt.

Während sich Familien beispielsweise auf die Geburt eines Kindes intensiv vorbereiteten, professionelle Begleitung vorher und nachher in Anspruch nähmen, seien sie auf die nicht minder krasse Veränderung durch einen zu pflegenden Angehörigen meist viel schlechter oder gar nicht vorbereitet. so Lebeda.

"Da wird dann viel improvisiert." Gleichzeitig, so haben alle Beteiligten beobachtet, wird selten um Unterstützung gebeten, "weil man nicht zugeben will, dass man überfordert ist".

Das Projekt soll noch weitere Defizite ausgleichen. Wird ein Patient nach der Behandlung ins Pflegeheim entlassen, "gibt es Überleitungsbögen, es werden Erfahrungen ausgetauscht und weitere Vorgehensweisen besprochen", so Lebeda. Der Rest werde einfach "nach Hause entlassen. Da müssten wir eigentlich weiter sein. Daher hat die Universität das Projekt 2004 initiiert." Dass mittlerweile bereits 360 Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Schleswig-Holstein beteiligt sind, freut sie besonders.

Das Angebot

Das Konzept der Familialen Pflege enthält verschiedene Bausteine.

Ein erstes Informationsgespräch findet bereits während des Krankenhausaufenthalts statt. Dort soll vor allem geklärt werden, welche Unterstützung benötigt wird. Ebenfalls noch im Krankenhaus gibt es ein individuelles Pflegetraining, bei der es um Fragen der Grundpflege, Ernährung und ähnliches geht.

Nach der Entlassung steht die Pflegetrainerin weitere sechs Wochen zur Verfügung. Sie berät nicht nur, sondern kommt auch ins Haus. In diesem Zusammenhang wird ein Qualitätscheck angeboten, zum Beispiel ob das Bett richtig steht oder das Sanitätshaus alles geliefert hat.

Künftig soll es zudem Pflegekurse geben, die unabhängig von diesen Maßnahmen sind und allen Interessenten offenstehen.

Kontakt: Stephanie Budinger, Tel. 0 22 24/7 72 31 87, www.cura.org

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort