Weinbergsbrache soll bepflanzt werden Gutes Klima für den Pfirsich

RHÖNDORF · Sie sind klein, appetitlich rot und schmecken besonders aromatisch: rote Weinberg- oder auch Weingartenpfirsiche. Geht es nach dem Rhein-Sieg-Kreis, dem Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) und dem Bürger- und Ortsverein Rhöndorf, werden Pfirsichbäume bald auf einer Weinbergsbrache oberhalb des Ortes Blütenpracht, Duft und fruchtige Ernte bringen.

 Noch gibt es keine Weinbergpfirsiche am Adenauerweg. Das will Jörg Erich Haselier ändern.

Noch gibt es keine Weinbergpfirsiche am Adenauerweg. Das will Jörg Erich Haselier ändern.

Foto: Frank Homann

Auf einer VVS-Fläche am Adenauerweg, der sich vom Waldfriedhof hügelan in Richtung Weinberge und Ulanendenkmal erstreckt, sollen im Rahmen des aus Bundes- und Landesmitteln finanzierten Naturschutzgroßprojekts Chance 7 Pfirsichbäume gepflanzt werden. Der Bürger- und Ortsverein Rhöndorf will die Bäume unter seine Fittiche nehmen.

Entstanden ist die Idee eigentlich bereits 2012 - wenn auch zunächst nicht klar war, welche Fläche genau für die Aktion infrage kommt. Seinerzeit stattete Georg Persch, Projektleiter Chance 7 beim Rhein-Sieg-Kreis, dem Vorstand des Bürger- und Ortsvereines einen Besuch ab. Es entspann sich ein Dialog über die Möglichkeiten und die Chancen zur Mitwirkung, die das Förderprojekt ganz gezielt auch Privateignern oder, wie im vorliegenden Fall, Vereinen bietet.

Der Grundgedanke in Rhöndorf laut Vereinsvorsitzendem Jörg Erich Haselier: Die besondere Lage der Weinbergsbrachen solle genutzt werden, "um Naturschutz erlebbar zu machen, jetzt und für kommende Generationen." Chance 7, zumal mit erheblicher finanzieller Förderung versehen, biete die perfekte Möglichkeit: Es sei ein niederschwelliges Angebot, das immer auf dem Prinzip der Freiwilligkeit beruhe und praktisch jedem die Möglichkeit gebe, sich zu beteiligen - mit Projekten oder indem er Flächen verpachtet.

Haselier: "Chance 7, das ist eine super Sache." Und warum Weinbergpfirsiche? Dafür, dass die Früchte hier früher kultiviert worden seien, gebe es keinen Beleg, sagt Haselier. Gleichwohl gelte: "Das passt hierher. Und die Bedingungen stimmen", vom naturschutzfachlichen Nutzen ganz abgesehen.

Naturschutz letztlich auch nutzbar machen: Auch da sei einiges vorstellbar, etwa, wenn Früchte geerntet und verarbeitet werden. "Das stiftet genauso Identität, wie es der Lehrweinberg tut." Der Weinbergpfirsich passe hervorragend zum Kleinklima der Weinbergsbrache, habe - meist Mitte März - eine beeindruckende rosa Blüte und zeichne sich durch aromatisches Fruchtfleisch aus, das gut für Konfitüren, Kompott oder einen Edelbrand verwendet werden könne. In der Folge der Pfirsich-Kultivierung siedelten sich nach einigen Jahren oftmals schützenswerte Fauna und Flora an, wie Beispiele an der Mosel bewiesen, wo die Frucht ebenfalls eine Renaissance erfahre.

Mit dem Lehrweinberg am Ziepchen hat der 250 Mitglieder starke Verein viele Erfahrungen, auch was Arbeitseinsätze angeht. "An Helfern mangelt es nie, der Einsatz ist beeindruckend", so Haselier. Um den Erfolg des neuen Projektes sei ihm nicht bange, "da greife ich gerne selbst zur Spitzhacke". Das wird in einem ersten Schritt auch nötig sein. Die Fläche ist schon länger ungepflegt. Der aktuell dichte Bewuchs soll zugunsten des Weinbergpfirsichs zurücktreten. Und dann? Dann sollen dort möglichst ab 2015 Pfirsichbäume wachsen.

Chance 7

Ende 2010 hat der Rhein-Sieg-Kreis die Trägerschaft für das Naturschutzprojekt Chance 7 übernommen. Unter dem Titel "Wir fördern Heimat" sollen in der Natur- und Kulturlandschaft zwischen dem Siebengebirge und der mittleren Sieg Biotop-Verbundsysteme geschaffen und so Lebensräume und Populationen von Arten mit bundesweiter Bedeutung gepflegt werden. Die Teilnahme ist freiwillig. Das Fördergebiet umfasst etwa 11 000 Hektar; rund 13 Millionen Euro Bundes- und Landesmittel fließen bis 2023 in das Projekt. Info: www.chance7.org.

Kurz gefragt

Mit Chance 7-Projektleiter Georg Persch sprach Claudia Sülzen.

Wie bewerten Sie drei Jahre nach dem Start den Fortschritt?
Georg Persch: Wir sind auf einem guten Weg, auch wenn die Planungsphase etwas länger gedauert hat. Aber das Thema ist ja auch sehr komplex. Der Förderantrag für die Umsetzungsphase ist mittlerweile erarbeitet und mit den Geldgebern schon abgestimmt. Wir hoffen auf Bewilligung für Ende des Jahres. Dann kann die Umsetzung beginnen. Zugleich kann innerhalb der einzelnen Maßnahmenvorschläge weiterhin vieles konkretisiert werden. Wir sind sehr flexibel und offen für weitere Einzelprojekte und Mitwirkungen.

Welchen Stellenwert haben Projekte wie das in Rhöndorf?
Persch: Sie sind ganz, ganz wichtig. Wir haben von Anfang an großen Wert darauf gelegt, örtliche Akteure einzubinden. Vereine wie in Rhöndorf wollen ihre Heimat gestalten und binden dabei die Bevölkerung ein. Das ist genau das, was wir wollen: Nichts von oben aufpfropfen, sondern die Menschen mitnehmen. Wir können den Start ermöglichen, aber in einer Kulturlandschaft braucht es Partner wie die Landwirte und die Vereine, die sich nachhaltig einsetzen. Davon lebt die Sache.

Was wünschen Sie sich für das Jahr 2023?
Persch: Auf jeden Fall, dass sich vieles von dem, was wir wollen, einstellt. Und dass es eine große Akzeptanz gibt, und die Bevölkerung Chance 7 wertschätzt.

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