Interview mit Andreas Archut zu 50 Jahren Malteser "Die Barriere durchbrechen"

Bad Honnef · Für die Bad Honnefer Malteser bedeutet 2015 vor allem eines: Es ist ihr Jubiläumsjahr. Vor 50 Jahren gegründet, zählt die Dienststelle Bad Honnef zurzeit rund 200 aktive Helfer. Mit dem Stadtbeauftragten Andreas Archut sprach Alev Dogan über das neue Lehrgangskonzept und den Stellenwert von gesundem Essen bei der Stadtjugend.

 Stabile Rückenlage: Beim Forschertag an der Löwenburgschule zeigten die Bad Honnefer Malteser den Kindern, wie sie Unfallopfer und Kranke im Rettungswagen versorgen.

Stabile Rückenlage: Beim Forschertag an der Löwenburgschule zeigten die Bad Honnefer Malteser den Kindern, wie sie Unfallopfer und Kranke im Rettungswagen versorgen.

Foto: Frank Homann

Herr Archut, die Malteser Jugend hat beim bundesweiten Wettbewerb "Essen mit Köpfchen" den dritten Platz erreicht. Was hat der Hilfsdienst mit Kochen zu tun?
Andreas Archut: Nun, unsere Jugendlichen waren schon immer, ich sage mal, kulinarisch interessiert. Den Preis haben unsere Jugendgruppen und Schulsanitätsdienste gewonnen. Ihnen liegt das Thema gute und vernünftige Ernährung am Herzen. Viele bekommen das ja von Zuhause nicht mehr mit. Also tun sie es bei uns: Gesunde Mahlzeiten aus frischen Produkten kochen statt Fertiggerichte in die Mikrowelle schieben. In Kochnachmittagen wurde das fleißig geübt, und der Einsatz hat sich ausgezahlt.

Und wie hieß das preiswürdige Gericht?
Archut: Hokkaido-Ingwer-Suppe.

Kommen wir zu klassischeren Malteser-Themen. Zum 1. April startet Ihre neue Ausbildungsoffensive.
Archut: Richtig. Das neue Lehrgangskonzept ist kompakter, handlungsorientierter und praxisbezogener.

War das bisherige Konzept mittlerweile überholt?
Archut: Nicht direkt. Sie müssen wissen, dieses neue Konzept ist ja nichts, was die Honnefer entschieden haben. Es gibt die sogenannte "Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe". Sie besteht aus den Maltesern, dem DRK, den Johannitern und ähnlichen Hilfsorganisationen. In den Sitzungen werden bundesweit gültige Standards festgelegt.

Die Vorschläge kommen zum Beispiel seitens der Notärzte. Diesmal hat man bei der Arbeitsgemeinschaft das Thema Erste- Hilfe-Kurse mal ganz grundlegend angepackt. Man ging ganz neu an die Sache ran: Was brauchen die Teilnehmer in diesen Kursen wirklich? Das Ergebnis ist, die Teilnehmer brauchen und möchten einfach mehr Praxis.

Welche Neuerungen bringt das Konzept im Konkreten?
Archut: Der Erste-Hilfe-Kurs besteht nun aus einem Tag, der sich in neun Unterrichtseinheiten gliedert. Früher waren es 16 Einheiten im Rahmen von zwei Tagen. Der Praxisteil wird überwiegen. In der Stationsausbildung werden, statt wie früher an einer Puppe zu üben, nun mehrere Gruppen parallel üben. Ich bin ganz ehrlich, ich war zunächst auch skeptisch. Ich bin Akademiker, ein Kopfmensch.

Der Theorieteil erschien mir mindestens ebenso wichtig, um die Erste Hilfe als Ganzes zu verstehen. Aber im Ergebnis ist die Handlung und das "sich trauen" doch am wichtigsten. Die Erste Hilfe basiert auf einer logischen Reihenfolge von Schritten. Im Rahmen des neuen Konzepts wurden zum Beispiel überflüssige, komplizierte Handgriffe weggelassen.

Führt der Fokus auf Praxis auch zu einer höheren Motivation unter den Teilnehmern?
Archut: Wenn ein Kursus für den Führerschein besucht wird, dann mag die Motivation am Anfang nicht so hoch sein. Aber ich muss sagen, ich hatte noch nie ein Problem, meine Teilnehmer zu motivieren. Das Wichtige ist, einen Sinn in dem Ganzen zu finden. Unfälle geschehen fast immer im persönlichen Umfeld. Autounfälle oder ähnliches sind sehr viel geringer. Im Endeffekt sind es immer Freunde oder Verwandte, denen man zur Hilfe eilt. Und daher bitte ich jeden Teilnehmer darum, sich eine Person aus diesem Kreis herauszupicken und sich vorzustellen, es gehe um Erste Hilfe an ihr. Ich sage immer, das Einzige, was man falsch machen kann, ist, nichts zu tun. Und diese Barriere muss man durchbrechen.

Wie werden die Feierlichkeiten zum 50-Jährigen aussehen?
Archut: Wir feiern mit der Pfarre St. Johann Baptist am Patronatstag, Sonntag, 21. Juni: Hochamt, Prozession, alles begleitet von einem bunten Programm mit Kirmes und allen Menschen, die sich freuen, dass die Malteser 50 geworden sind - und natürlich mit Festakt im Rathaus. Wir werden keine großen Reden schwingen, aber einigen verdienten Mitgliedern wollen wir auf die Schulter klopfen.

Zur Person

Doktor Andreas Archut, Jahrgang 1970, ist seit 1983 bei den Maltesern. Er war zunächst in der Jugendgruppe, dann in der Erste-Hilfe-Ausbildung aktiv. Seit 1988 ist er beim Katastrophenschutz und wurde 2010 Stadtbeauftragter der Malteser. Hauptberuflich ist er als Pressesprecher der Universität Bonn tätig.

Die neuen Erste-Hilfe-Kurse beginnen im April und finden jeweils samstags, 9 bis 17 Uhr, im Malteser Quartier, Quellenstraße 4, statt. Die ersten Termine sind Samstag, 4. April, und Samstag, 25. April. Anmeldungen nimmt Katharina Beschoner per E-Mail entgegen unter mail@malteser-bad-honnef.de und auf der Internetseite unter www.malteser-bad-honnef.de. Weitere Termine sind der Internetseite zu entnehmen. Der Erste-Hilfe-Grundkursus, der für alle Führerscheinklassen gilt, kostet 40 Euro.

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