Wesselinger Kerosinsee Nach drei Jahren ist ein Viertel abgepumpt

WESSELING/GODORF · Drei Jahre ist es her, seit im Februar 2012 rund eine Million Liter Kerosin der Shell Raffinerie Rheinland in Wesseling unbemerkt ins Erdreich gelangten.

Nur wenige Millimeter maß das Leck in der Rohrleitung - und doch war es groß genug, um einen rund 42.000 Quadratmeter großen, unterirdischen Kerosinsee zu bilden. Lediglich 280.000 Liter, sprich gut ein Viertel, konnten seither mittels Pumpen wieder an die Erdoberfläche befördert werden. Fünf weitere Leckagen im Werk Godorf verursachten 2012 und 2013 Verunreinigungen des Bodens. Die komplette Sanierung werde noch Jahre dauern, so Shell-Sprecher Constantin von Hoensbroech.

Als Reaktion auf diese Häufung von Zwischenfällen vereinbarten das nordrhein-westfälische Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz sowie die Bezirksregierung Köln einen Maßnahmenplan mit der Rheinland Raffinerie. Aus diesen Maßnahmenplan entwickelte Shell das so genannte "Rheinland Programm Rohrleitungen" (RPR), das die systematische Überprüfung aller ober- und unterirdischen Rohrleitungen, in denen Wasser gefährdende Stoffe transportiert werden, beinhaltet.

Über den Sachstand des im Oktober 2013 angelaufenen Projekts informierte die Rheinland Raffinerie gestern bei einem Pressegespräch im Godorfer Werk Nord. "Das ,Rheinlandprogramm Rohrleitungen' erfolgt zusätzlich zu den bestehenden Inspektionen und Wartungen", erklärte Hans-Gerd Grummel, Mitglied der Geschäftsleitung der Rheinland Raffinerie, der unter anderem verantwortlich für die Inspektion ist.

"Der wesentliche Teil des Projekts soll bis 2018 abgeschlossen sein. Momentan liegen wir genau im Zeitplan." Insgesamt verfügt die Rheinland Raffinerie über 60.000 Rohrleitungen, die eine Länge von etwa 6500 Kilometern ergeben. Etwa 17.000 dieser Rohrleitungen transportieren Wasser gefährdende Stoffe.

"Rund 25 Prozent dieser prüfpflichtigen Leitungen wurden bereits kontrolliert", erläuterte Grummel. Die Sanierung der "Slopsleitungen", durch die Rückstände aus der Rohölverarbeitung fließen, wurde auf einer Länge von etwa vier Kilometern bereits Ende 2014 abgeschlossen. "Wir sind stolz darauf, dies in der Kürze der Zeit geschafft zu haben", so Grummel. Auch die Überprüfung der "Nordtrasse", an der sich der Kerosinaustritt ereignete, sei vollzogen.

Die Lebensdauerabschätzung der Rohre der Nordtrasse, die das Tankfeld in Wesseling mit der Raffinerie verbindet, habe ergeben, dass in den nächsten zehn Jahren kein Handlungsbedarf bestehe, so Grummel. Dennoch sei der Neubau der Nordtrasse, der über den Maßnahmenplan des Umweltministeriums und der Bezirksregierung hinausgehe, geplant.

Die ältesten Rohrleitungen der Nordtrasse sind etwa 40 Jahre alt. Darüber hinaus ist bis Ende 2015 der Neubau der Rohölringleitung geplant, die einige der 20 Tanks im Tankfeld Wesseling mit Rohöl versorgt. Bis zu 60 Personen sind mit der Inspektion der prüfpflichtigen Leitungen beschäftigt, darunter 25 Inspektoren von Shell und sechs TÜV-Sachverständige. Außerdem werden Prüfer zertifizierter Fachfirmen hinzugezogen.

Neben der visuellen Prüfung erfolgt unter anderem die Wanddickenmessung der Rohre mit einem speziellen Inspektionsgerät für Rohrleitungen, dem so genannten "Molch". Auch die Erweiterung der Datenbank zur zentralen Dokumentation der Leitungen ist Teil des RPR.

Erfolgte die Dokumentation der umfangreichen relevanten Daten zu den Rohrleitungen bisher in unterschiedlichen, spezialisierten Datenbanken, verfügt die Rheinland Raffinerie nun über ein einheitliches, in sich geschlossenes Dokumentationssystem für sämtliche Leitungen zum Transport Wasser gefährdender Stoffe. Die Kosten des RPR-Projektes beziffert Grummel jährlich auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Aus den bisher gewonnen Erkenntnissen seien Ereignisse wie im Jahr 2012 nicht mehr zu erwarten.

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