Verkehrsströme im Rhein-Sieg-Kreis Kreis zählt die Radfahrer

RHEIN-SIEG-KREIS · Auch wenn es dieser Tage permanent regnet: Im Straßenbild sind viele Radfahrer zu sehen, auf dem Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder in der Freizeit. Nach der jüngsten Mobilitätsstudie für den Rhein-Sieg-Kreis aus dem Jahr 2008 macht der Radverkehr neun Prozent am gesamten Verkehrsaufkommen aus.

 Radweg auf der ehemaligen Trasse der Aggertalbahn in Siegburg: Die neue Verbindung wird gut und kontinuierlich angenommen.

Radweg auf der ehemaligen Trasse der Aggertalbahn in Siegburg: Die neue Verbindung wird gut und kontinuierlich angenommen.

Foto: Holger Arndt

Das soll sich ändern. Der Kreis will den Anteil in den nächsten Jahren auf 15 Prozent erhöhen, manch einer im Kreishaus spricht sogar von 30 Prozent. Auf dem Weg dahin hat der Kreis zwischen Windeck und Rheinbach zehn Dauermessstellen installiert. An Hauptrouten werden Radler registriert, wenn sie über eine im Boden eingelassene Induktionsschleife fahren.

Von den Zählungen, die im August begonnen haben, erhofft sich der Kreis Erkenntnisse über die Intensität des Radverkehrs. Und damit über mögliche Verbesserungen. Etwa die: Wo sind Lückenschlüsse sinnvoll? Wo könnte bei Beschilderung und Information nachgebessert werden? Wie ist es um die Verknüpfung mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bestellt? Zwar wird der Radverkehr im Kreis an etwa 300 Stellen mit dem Autoverkehr erfasst, doch gelten die Ergebnisse als unpräzise.

"Schon durch die eigene Zählung wird deutlich, dass wir den Radverkehr aufwerten", so Planungsdezernent Michael Jaeger zum GA. Möglich wurde das durch das Projekt "Rad-Region Rheinland". Die daran teilnehmenden Kreise haben sich auf die Zählung verständigt und tauschen sich aus.

Die zehn batteriebetriebenen, unauffällig am Wegesrand angebrachten Messstellen im Rhein-Sieg-Kreis haben 70.000 Euro gekostet, wovon der Kreis aufgrund von Landesförderung selbst 21 000 Euro beisteuert. Hinzu kommen Wartungskosten. Dabei geht der Kreis durchschnittlich von 500 Euro pro Einheit über mehrere Jahre aus. Dass weitere Messstellen installiert werden, ist denkbar, auch in kommunaler Regie.

Der Bund der Steuerzahler hat diese Zählungen andernorts kritisiert: Das Geld sollte besser in die Ausbesserung maroder Radwege investiert werden. Doch die Messungen haben aus Sicht des Kreises doppelten Nutzen. Es geht nicht nur um Verbesserungen im Radwegenetz: "Wir können damit auch überprüfen, ob die Radverkehrspolitik in den letzten Jahren Erfolg hatte", sagt Sven Habedank, Planer im Kreishaus.

Insofern dürften sich die Städte Siegburg und Lohmar bestätigt fühlen. Der 2013 fertiggestellte Radweg auf der ehemaligen Trasse der Aggertalbahn wird nach Auswertung der ersten Zahlen die ganze Woche über gut angenommen. Werktags wurden an einem durchschnittlichen Tag 349 Radler registriert, am Wochenende 373. An der oberen Sieg zwischen Hennef und Eitorf hingegen fällt auf, dass dort am Wochenende dreimal so viele Radler unterwegs sind wie an Werktagen, nämlich durchschnittlich 182 pro Tag gegenüber 55. Ein Hinweis darauf, dass im Siegtal eher Freizeitradler unterwegs sind.

Spitzenreiter ist nach den ersten Aufzeichnungen der Rheinradweg bei Königswinter: Dort wurden an Spitzentagen mehr als 3000 Radfahrer gezählt. "Bei diesem hohen Aufkommen stellt sich dann beispielsweise die Frage der Verkehrssicherheit", so Jaeger.

Unterdessen ist das Thema Radschnellwege erst einmal zurückgestellt, nachdem die interkommunale Bewerbung bei einem Landeswettbewerb gescheitert ist. Zuvor hatte Sankt Augustin der Kosten wegen die Teilnahme verweigert. "Man schaut jetzt, was in kleinerem Rahmen machbar ist", so Habedank. Bornheim kooperiert mit Alfter und Bonn, um eine gemeinsame Hauptroute zu prüfen.

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