Flüchtlingshilfe Auf der Suche nach Unterkünften

RHEINBACH · Die Stadt Rheinbach beherbergt aktuell 143 Flüchtlinge und Asylbewerber, 81 von ihnen sind ihr im vergangenen Jahr neu zugewiesen worden, wie Sprecher Peter Feuser auf GA-Anfrage mitteilt. Und: "Wir rechnen für das Jahr 2015 mit etwa 100 weiteren Zuweisungen", so seine Prognose.

 Das ehemalige Internat in Rheinbach steht leer. Doch es wären hohe Investitionen nötig, um es für Flüchtlinge bewohnbar zu machen.

Das ehemalige Internat in Rheinbach steht leer. Doch es wären hohe Investitionen nötig, um es für Flüchtlinge bewohnbar zu machen.

Foto: Axel Vogel

Damit drängt die Frage der weiteren Unterbringungsmöglichkeiten, denn: "Die Zuweisungen erfolgen teils kurzfristig. Wir müssen teilweise innerhalb von zwei bis drei Tagen reagieren." Bislang werden für die Unterbringung ebenso städtische Objekte "Am Getreidespeicher" sowie in Wormersdorf genutzt wie auch angemieteter privater Wohnraum an Haupt-, Krieger- und Weberstraße. Darüber hinaus sei die Anmietung eines privaten Bürogebäudes in der Keramikerstraße vorgesehen, das noch entsprechend umgebaut werden müsse. "Unser Ziel ist die dezentrale Unterbringung, nicht die zentrale", sagt Feuser. Alle Nutzungen seien einvernehmlich mit allen Fraktionen, wie sich erst am Donnerstagabend bei einer Besprechung gezeigt habe.

Einige Bürger fragen sich, ob nicht die seit der Schließung im Jahr 2009 leer stehenden Internatsgebäude des Pallotti-Kollegs für die Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen genutzt werden können. Das verneint Provinzökonom Pater Rainer Schneiders von der Provinzleitung der pallottinischen Herz-Jesu-Provinz auf Anfrage des General-Anzeigers. Nach der Schließung sei die Heizungsanlage für die anderen Gebäude erneuert worden, aber die ehemaligen Internatsgebäude nicht mehr daran angeschlossen worden. Zudem seien die Gebäude unter Gesichtspunkten des Brandschutzes sowie nach erheblichem Vandalismus für die Unterbringung von Menschen unzumutbar, höchstens unter Investitionen in Millionenhöhe.

Aktuell kommen die Asylbewerber und Flüchtlinge aus mehr als 20 verschiedenen Herkunftsländern. Wie Bürgermeister Stefan Raetz auf eine Anfrage der Grünen Ende vergangenen Jahres mit Stand Oktober mitgeteilt hatte, waren dies unter anderem Albanien, Aserbaidschan, Bangladesch, Eritrea, Guinea, Libanon, Serbien und Syrien. Im Jahr 2014 hat die Stadt Rheinbach rund 500 000 Euro inklusive 160 000 Euro Landeszuweisungen für die Asylbewerber aufgewendet. Bei den zu erwartenden weiteren Zuweisungen gehe die Verwaltung für 2015 von etwa dem doppelten Betrag aus, so Feuser.

Im November hat sich auf Initiative von Doris Kübler auch ein Flüchtlingshilfekreis zusammengefunden, mit dem die Stadt kooperiert. Unter den inzwischen 25 bis 30 Personen sind jüngere Leute ebenso wie Pensionäre. "Wir wollen da einsteigen, wo es sonst keine Hilfe gibt. Wir engagieren uns nicht in Bereichen der staatlichen Aufgaben", erklärt Sprecherin Verena Weber. So wolle man zum Beispiel Grundlagen vermitteln für diejenigen, die noch keine Integrationskurse bekommen, weil sie noch keine Aufenthaltserlaubnis erhalten haben.

Angelaufen seien schon Deutschkurse, die eine Gruppe von etwa zehn Lehrerinnen ehrenamtlich leiten. Stattgefunden haben schon zwei Begegnungscafés im November und im Dezember, die von den Flüchtlingen sehr gut angenommen worden seien. Geplant sei, solche Treffen, bei denen Rheinbacher und Flüchtlinge ins Gespräch kommen sollen, regelmäßig einmal wöchentlich anzubieten. Auch ein Willkommensdienst und ein Begleitdienst sollen eingerichtet werden, bei dem Bürger Flüchtlingen als Lotsen helfen, sich in ihrem neuen Umfeld zurechtzufinden. Ideal wäre es, so Verena Weber, wenn den Familien oder Einzelpersonen dauerhafte Begleiter zur Seite stehen könnten.

Gebraucht würden auch Übersetzer, insbesondere für viele afrikanische Sprachen. "Es kann auch sein, dass wir jemanden brauchen, der Chinesisch spricht, letzte Woche wurde tschetschenisch gebraucht", erzählt Verena Weber.

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