Heimatverein Rheinbreitbach Prominente schätzten den Wein

RHEINBREITBACH · Für seinen Wein ist der Ort Rheinbreitbach heute nicht mehr bekannt - dabei kann er auf eine lange Weinbau-Tradition zurückblicken, die freilich 1975 mit der Aufgabe des letzten Winzers endete. Dankwart Heinrich ließ jetzt die Historie in einem Vortrag für den Heimatverein Revue passieren. Seine "Geschichte des Rheinbreitbacher Weinbaus" zog zahlreiche Zuhörer in das Berghotel Ad Sion.

 Blick auf die Wingerte bei Rheinbreitbach: Das Bild wirbt für den Ort am Rhein und das Weinhaus "Em Höttche", das einst auch Prominente gern besuchten. Repro: Küsters

Blick auf die Wingerte bei Rheinbreitbach: Das Bild wirbt für den Ort am Rhein und das Weinhaus "Em Höttche", das einst auch Prominente gern besuchten. Repro: Küsters

"Warum lohnt es sich eigentlich, über dieses Thema zu sprechen?" fragte der Referent, als Mitglied der Weinbruderschaft Mittelrhein-Siebengebirge ein Fachmann in Theorie und Praxis, provokativ. Bis 1975 hatte der Weinbau ortsprägende Bedeutung für Rheinbreitbach und, so Heinrich, "das Dorf war für die Qualität seines Weines bekannt."

So habe etwa Burkhard Stickel, der Verteidiger Unkels im Kölner Krieg, berichtet, "dass sich 1583 die Landsknechte von Doktor Peutrich in Rheinbreitbach aufgrund seines guten Weines niederließen, um sich dort für den folgenden Tag vor der Bestürmung Unkels zu stärken". Im Neuen Handbuch für Reisende am Rhein aus dem Jahr 1829 wiederum ist zu lesen, dass in Rheinbreitbach "ein vorzüglich guter Bleichen gebaut" werde.

"Rheinbreitbach hat wegen seines Weins viele Besucher angezogen, Schriftsteller wie etwa Ferdinand Freiligrath oder Rudolf Herzog sowie Musiker wie den Polkakönig Will Glahe", so Heinrich. Bis in die 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts seien Politiker wie Willy Brandt, aber auch Künstler wie Ivan Rebroff in den Ort gekommen, etwa zu Heinz Rechmann, mit dessen Weinlokal "Em Höttche" Werbung für den Ort gemacht worden sei.

Allerdings findet sich auch Negatives über den Rheinbreitbacher Wein. So verlas Heinrich etwa einen Originalpressebericht aus der Deutschen Weinzeitung vom 2. November 1885, in dem Friedrich Wilhelm und Karl Josef Clouth, Wirte des Clouthschen Hofs, der Weinfälschung bezichtigt werden. Wegen eines vergleichbaren Vergehens war auch der ehemalige Ortsbürgermeister von Rheinbreitbach und Winzer, Ludwig Lindener, mit einem Strafbescheid in Höhe von 2000 Reichsmark belegt worden, gegen den er am 20. Oktober 1947 schriftlich Widerspruch einlegte.

An die Hochzeiten des Weinbaus, als sich die Wingerte von den Hügeln bis ans Rheinufer erstreckten, erinnerte das Dorf beim Festzug zur 1000-Jahr-Feier 1975 mit einem großen Prunkwagen. "Ausgerechnet in diesem Jahr hatte Lindener als letzter Berufswinzer seinen Betrieb aufgegeben", so Heinrich. Viele seiner Kollegen hatten bereits resigniert. Gründe waren vor allem das Auftreten der Reblaus zuletzt 1908, Absatzschwierigkeiten durch billigere ausländische Weine sowie Missernten.

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