Ex-Ministerpräsident Bernhard Vogel zum Dritten

ERPEL · Auf Initiative von Franz Josef Hamacher und des damaligen Vorstands des CDU-Ortsvereins hatte 1965 das erste Erpeler Neujahrsgespräch mit Landrat Josef Oster stattgefunden.

 Gastredner Bernhard Vogel (3. v. l.), Ex-Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen, sowie die CDU-Vertreter (v. l.) Cilly Adenauer, Heinz Schwarz, Gisela Stahl, Achim Hallerbach und Heinz Schmitz.

Gastredner Bernhard Vogel (3. v. l.), Ex-Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen, sowie die CDU-Vertreter (v. l.) Cilly Adenauer, Heinz Schwarz, Gisela Stahl, Achim Hallerbach und Heinz Schmitz.

Foto: Homann

"Wir wissen nicht, ob die Initiatoren damals davon ausgegangen sind, dass diese Veranstaltung 50-mal in ununterbrochener Reihenfolge stattfinden wird. Aber wir haben es geschafft! Auch nach dem Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin war es uns möglich, nicht nur bekannte, sondern vor allem auch Referenten mit interessanten Themen für unsere Veranstaltung zu gewinnen", begrüßte die CDU-Vorsitzende Gisela Stahl jetzt zahlreiche Zuhörer im Bürgersaal.

Ihr besonderer Willkommensgruß galt natürlich dem Gastredner, dem früheren Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz (1976-88) sowie von Thüringen (1992-2003), Bernhard Vogel.

"Wir sind sehr froh, dass Sie nach 1977 und 2005 auch bei dem 50-jährigen Jubiläum des Neujahrsgesprächs zu uns sprechen. Dazu waren wir gerne bereit, diese Veranstaltung erst für Anfang Juni anzusetzen", so Stahl. Sie geleitete den Gast zusammen mit der Hausherrin, Bürgermeisterin Cilly Adenauer, dem Vorsitzenden des CDU-Gemeindeverband, Heinz Schmitz, dem Ersten Kreisbeigeordneten Achim Hallerbach und nicht zuletzt mit Staatsminister a. D. Heinz Schwarz auf die Rednerbühne.

"Wir freuen uns, 70 Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges und 25 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung Ihre Sicht auf diese Zeit mitzuerleben", so die Erpeler CDU-Vorsitzende.

Aufgabe der Geschichte sei es, nicht nur an die Vergangenheit zu erinnern, sie diene vor allem dazu, sich mit der Gegenwart und Zukunft auseinanderzusetzen, so Vogel, um dann doch zunächst an den Mauerfall zu erinnern. "Die Wiedervereinigung, die niemand für möglich gehalten hatte, kam über Nacht.

Zustande gebracht wurde sie durch eine friedliche Revolution, die den Deutschen keiner zugetraut hatte", erinnerte er. Auf die Euphorie sei dann die Ernüchterung gefolgt angesichts des schwierigen Problems, eine sozialistische Planwirtschaft in eine soziale Marktwirtschaft umzuwandeln.

"Erstmals hat Deutschland an keiner seiner Grenzen feindliche Nachbarn, die fürchten müssten, dass wir territoriale Besitzansprüche stellen könnten", hob Vogel hervor. Im Gegensatz zur Weimarer Republik sei es zudem gelungen, eine stabile Demokratie aufzubauen. Für deren Erhalt reiche eine gute Verfassung nicht aus, wie nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten deutlich geworden sei. "Die Demokratie braucht Demokraten", forderte er zu aktiver politischer Arbeit.

An der Einigung Europas zu arbeiten, sei die zukünftige Hauptaufgabe. "Wir müssen die Außenpolitik, die Wirtschaft und die Verteidigung gemeinsam gestalten, denn nur in Gemeinsamkeit können wir bestehen", so Vogel. Diese Aufgabe dürfe man nicht den Politkern überlassen, sondern müsse dafür vor allem die Jugend motivieren.

Dieser müsse man Mut machen, statt ihr Ratschläge zu erteilten. "Auch unsere Generation hat nach den entsetzlichen Verbrechen des Naziregimes ungewöhnliche Fähigkeiten beim Aufbau der Bundesrepublik entwickelt", erinnerte der rüstige 82-Jährige.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort