Turkmenin auf den Spuren Grimms Mukaram Saitnijasowa hospitiert an der Grundschule in Rheinbreitbach

RHEINBREITBACH · Für Mukaram Saitnijasowa ist es der erste Besuch in Rheinbreitbach. Aber die Gebrüder Grimm, die der örtlichen Grundschule, an der die Turkmenin gerade hospitiert, den Namen gegeben haben, kennt sie nur zu gut.

 Baumwolle und Seide zum Anfassen: Mukaram Saitnijasowa (M.) und Elke Offermann mit der Klasse 3b.

Baumwolle und Seide zum Anfassen: Mukaram Saitnijasowa (M.) und Elke Offermann mit der Klasse 3b.

Foto: Homann

Die Geschichten vom Froschkönig, Hänsel und Gretel und Rotkäppchen liest die erfahrene Deutschlehrerin daheim im Unterricht: 5500 Kilometer östlich des Rheinlands in Türkmenabat, der zweitgrößten Stadt Turkmenistans, an der Grenze zu Usbekistan.

"Die deutsche Sprache", sagt sie, "ist bei uns von großer Bedeutung." In den allgemeinbildenden Schulen - einer Art Volksschule über zwölf Jahre - lernen die Schüler sie direkt nach Englisch als zweite Fremdsprache, das ist im Lehrplan festgeschrieben. Russisch beherrschen die meisten bereits von Hause aus.

Um mit der Sprache in Übung zu bleiben, besuchte Mukaram Saitnijasowa schon zweimal Deutschland. In Bremen hospitierte sie vor 16 Jahren, in München absolvierte sie 2005 einen Sprachkursus. Der Pädagogische Austauschdienst (PAD) ermöglicht und finanziert solche Programme. "Die Gebrüder-Grimm-Grundschule beteiligt sich zum ersten Mal daran", sagt Schulleiterin Patricia Schon-Ohnesorge. Am Unterricht nimmt die turkmenische Lehrerin regelmäßig teil.

Ein großer Unterschied zu ihrer eigenen Schule seien die vielen Materialien für Basteleien, die den Kindern zur Verfügung stünden. In Turkmenistan werde außerdem noch viel frontal unterrichtet, also weniger in Gruppenarbeit. Der Austauschlehrerin gefällt das betonte Lesen, das Elke Offermann, bei der sie während ihres rund dreiwöchigen Aufenthaltes wohnt, mit den Kindern übt. "Vielleicht kann ich einige Ideen in meinem Unterricht umsetzen", sagt Mukaram Saitnijasowa. Die Pädagogin unterrichtet in Turkmenistan vornehmlich in höheren Klassen, mit denen sie Klassiker von Johann Wolfgang von Goethe und Heinrich Heine liest.

Goethes Liebesgedicht "Gefunden" zitiert sie auswendig: "Ich ging im Walde/So für mich hin,/Und nichts zu suchen,/Das war mein Sinn." Es passt ganz gut zu dem, was die Turkmenin im Rheinland neben dem Schulalltag erlebte. Es ging auf den Drachenfels und zur Erpeler Ley, im Beethovenhaus ist sie gewesen und zum Kölner Dom gereist. Die frische Luft und die vielen Wälder gefallen ihr. Miterlebt hat sie die Sankt-Martins-Feier mit Laternenmeer und großem Feuer. Inklusive der rheinischen Lieder mit ihren Eigentümlichkeiten."Das war sehr interessant für mich."

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