"Traces" Fantastische Zirkus-Show beim Kölner Sommerfestival

Köln · Sechs Männer und eine Frau. Sieben Menschen, sieben Schicksale. 90 Minuten, die wie im Zeitraffer vergehen. Ein atemberaubender Mix aus Akrobatik, Tanz, Theater, Pantomime, cineastischen Elementen und Seelenstriptease - das ist die fantastische Zirkus-Show "Traces", mit der das 28. Kölner Sommerfestival in der Philharmonie zu Ende geht.

 Starke Bilder im Kopf: Tanzszene aus "Traces" beim Kölner Sommerfestival.

Starke Bilder im Kopf: Tanzszene aus "Traces" beim Kölner Sommerfestival.

Foto: Brill

Nach der Premiere Dienstagabend rast, tobt und johlt das Publikum. Denn die Compagnie Les 7 doigts de la main (Die sieben Finger der Hand) aus dem kanadischen Montreal hat gezeigt, wozu der "Cirque Noveau" - die andere, poetischere Variante des Manegenzaubers - imstande ist. Sie hinterlässt Spuren.

Noch am Tag danach hat man Bilder im Kopf. Sie zeigen, wie es ist, wenn man ganz und gar in der Lektüre versinkt - und dabei der Lesesessel ein Eigenleben entwickelt. Das behäbige Fauteuil schlägt Salti, steht Kopf und wird wie ein geblümtes Schneckenhaus auf dem Rücken der Leserin transportiert.

Die aber, scheinbar, nichts davon bemerkt. Weil sie so gefesselt ist, von dem, was ihr das Buch erzählt, dass sie keine Minute den Blick von den Seiten abwenden kann. Wie es aussieht, wenn man ein Ballett für sieben Skateboards choreographiert. Oder, bedrohlich wie ein Galgen, ein Mikrofon an einem Kabel von der Decke herunter baumelt, das den Protagonisten Steckbriefe wie "Ich bin Xia, 1,68 Meter groß, 59 Kilo schwer, leidenschaftlich, unsicher, cool" entlockt.

"Traces" (Spuren) handelt tatsächlich von dem, was, neudeutsch ausgedrückt, "am Ende des Tages" bleibt. Wie erinnert man sich an mich? Was hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich bin? Wozu habe ich mein Leben genutzt? Für die Artisten ist das eine außergewöhnliche Herausforderung. Weil sie nicht nur zeigen müssen, dass sie zur Zirkus-Oberliga gehören, sondern auch eine ganze Menge von der eigenen Persönlichkeit preisgeben. Das macht diese Show so besonders.

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