Kölner Lanxess-Arena Begnadete Predigerin der guten Laune

KÖLN · Aufrichtig, authentisch, atemberaubend: Dolly Parton vor 6000 Fans in der Kölner Lanxess-Arena

 Countrylegende Dolly Parten in Köln.

Countrylegende Dolly Parten in Köln.

Foto: Brill

Es ist dieser eine Moment, der alles vergessen lässt: "Little sparrow, precious fragile little thing" singt Dolly Parton und man vergisst die Lanxess-Arena, die 6000 anderen Zuschauer, die erdrückende Schwüle des vorangegangenen Tages.

Die Country-Diva hat zurückgeschraubt, singt a cappella und kristallklar, später steigen ihre Backgroundsänger mit ein, bis schließlich die komplette Band als Chor das Lied über den kleinen Sperling, der über die Berge fliegt, zu einem markerschütternden Finale trägt. So muss es geklungen haben, wenn die bitterarme Parton-Familie ("just poor Apalachian farm folk") in Tennessee gemeinsam Musik machte. Wahrlich, Dolly Parton hat diese "smoky mountain DNA", die sie den Abend über immer wieder beschwört. Aufrichtig, authentisch, atemberaubend.

Und selbst ohne dieses Lied, ohne diesen Moment: Man hätte einen großartigen Abend erlebt. Denn die 68-Jährige ist nicht nur eine exzellente Musikerin - während des Konzerts greift sie zu neun verschiedenen Instrumenten, darunter Autoharp, Fiedel und Saxofon - , sondern auch eine begnadete Predigerin für gute Laune und großes Entertainment. Mit Mikroport ausgestattet, ist sie auf der Bühne ständig in Bewegung - und alles, was sich nicht wehren konnte, hat sie mit Strasssteinen verziert - von ihren engen, engen Outfits bis hin zu der Orgel, in deren Tasten sie für eine mitreißende Version von Bon Jovis "Lay your hands on me" greift.

Natürlich erzählt sie diese Geschichten über die arme, aber glückliche Kindheit seit Jahren. Aber letztendlich ist es genauso großartig, einen ihrer schon klassischen Sprüche wie "it costs a fortune to look so cheap" von ihr live zu hören, wie die großen Hits, von "Jolene" über "Here you come again" bis zu "Islands in the stream".

Und musikalisch sitzt hier jede Note - bei der ganz leicht verschnieften Parton genauso wie bei ihren Begleitmusikern, die diese Lieder mit den Countrywurzeln so spielen, dass die Fans im Publikum mit echten Stetsons genauso auf ihre Kosten kommen, wie jene, von denen viele pinkfarbene Cowboyhüte à la Madonna tragen (und denen Dolly noch viel Spaß beim Christopher-Street-Day wünscht).

Als Zugabe gibt es schließlich "I will always love you", das Parton von Whitney Houston 20 Jahre nach dem Entstehen "entwendet" worden war. Am Samstagabend, noch einmal 20 Jahre später, zeigte Dolly Parton ihrem Publikum in Köln, wo die Seele dieses Liedes wirklich liegt...

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