Nu-Metal-Pioniere KoRn Als wär's das leuchtende Schwert von Darth Vader

KÖLN · Die Nu-Metal-Pioniere KoRn machen im ausverkauften Kölner Palladium 4000 Konzertbesucher glücklich.

 Ende der Sinnsuche: KoRn im Palladium.

Ende der Sinnsuche: KoRn im Palladium.

Foto: Thomas Brill

Vor elf Tagen wurde KoRns Frontman Jonathan Davis 44 Jahre alt. Die weit über die Schulter fallenden Haare werden an der Stirn deutlich lichter. Wenn er zu seinem überdimensional geschwungenen Mikrofonständer geht, bricht im Palladium der Teufel los. Unter den harten Riffs von "Head" Welch und "Munky" Schaffer und den tiefen Basseinschlägen von Reginald Avizu zuckt sein Körper ekstatisch. Nach über zwanzig Jahren haben die Begründer des Nu-Metal weiterhin jene Kraft und wilde Energie, um "Musik mit Eiern" auf die Bühne zu bringen.

Die Dreadlocks schwingen wild auf und ab. Bassist Reginald Avizu - eine Mischung aus Pirat und Waldschrat - lässt vor 4000 Fans im Kölner Palladium seinen Bass auch in unmöglich verrenkten Stellungen dröhnen, um zum Ende des Konzerts auf einer erhobenen Bühne seinen Platz zu finden. Seine grün erleuchteten Basssaiten strahlen wie ein Schwert von Darth Vader ins Publikum.

Junge Leute mit jeder Menge Tattoos und Piercings erleben die Wucht des Nu-Metal ebenso wie Fans in den Fünfzigern. Finanzbeamter, HipHop-Fan und Club-Girl stehen nebeneinander und recken einmütig die mit Zeige- und kleinem Finger geformte Teufelsgabel, wenn Davis sie zu einem lang gedehnten "Fuck You" herausfordert. "Break it Down" ("zerbrich es") schreit er wild um sich schlagend. "Hör auf, ein netter Junge zu sein, lass dich nicht von anderen einnehmen." Jugendliche Selbstvergewisserung, die offenbar auch im gereiften Alter die Funktion eines Leitmotivs haben kann.

Seit zwei Jahren ist KoRn (fast) wieder In Urbesetzung zusammen, seitdem Gitarrist Brian "Head" Welch seine Sinnsuche beendet hat und wieder mit "Munky" Schaffer Riffs und sphärische Gitarrenparts teilt. Eine wahrscheinlich für das Bandgefüge und -gefühl nicht unerhebliche Wiederkehr. KoRn wirken wie eine Einheit, die allen, die gekommen sind, jene Dosis Widerständigkeit gibt, die man im Alltag so braucht. Dazu passt das Pink-Floyd-Cover "Another Brick In The Wall". KoRn spielt es härter und kompromissloser als das Original. "Hey, teacher, leave us kids alone" - das Palladium ist ein einziger großer Chor. Schlagzeuger Ray Luzier zerlegt am Ende mit einem harten Trommelwirbel fast sein Drumkit. Ein Solo, das musikalisch und dramaturgisch sitzt, aber keinesfalls eine Fortsetzung im Zugabenteil brauchte.

Wie auch immer, am Ende des Konzerts gehen 4000 Menschen in die Hocke, um auf ein Zeichen von Davis aufzuspringen. "I'm going blind" schreit er. Die Menge ist begeistert und erhält zum Dank Frisbees mit Autogrammen. Glück, wer eines erwischen konnte.

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