BaukulturAktion in Unkel Stühle symbolisieren den sozialen Raum

UNKEL · In einen Dialog über Baukultur wollte die Entwicklungsagentur (EA) „Kulturstadt Unkel“ um die Vorsitzenden Rex Stephenson und Daniel Schmitz mit ihren Mitbürgern eintreten. Das ist am Wochenende gelungen.

 Architektur und Aktionskunst: Die Alanus-Studenten zeigen, wie sie den Willy-Brandt-Platz aufwerten würden.

Architektur und Aktionskunst: Die Alanus-Studenten zeigen, wie sie den Willy-Brandt-Platz aufwerten würden.

Foto: Horst-Dieter Küsters

Kontroversen lösten die 16 Architekturstudenten der Alfterer Alanus Hochschule aus, die mit den Professoren Florian Kluge, Swen Geiss und Jan-Willem Beeren sowie der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Miriam Hamel den Willy-Brandt-Platz temporär umgestaltet hatten. Das lag auch daran, dass dafür die Frankfurter Straße von der Einmündung Lühlingsgasse an ab Donnerstag gesperrt war.

Ergebnis der Auseinandersetzung der Architekturstudenten mit dem Willy-Brandt-Platz als öffentlichem Raum: Rund um die Linde auf der Platzmitte hatten die Studenten Stuhlkreise aufgebaut, während rotes Scheinwerferlicht die Umgebung in Segmente teilte. Mit einem Beamer projizierten sie einen großen Mund auf die Fassade der „Löwenburg“ – Hinweis auf den erwünschten Dialog mit den Bürgern, aber auch auf die Jahrzehnte lange Diskussion über diesen Schandfleck der Stadt.

„Eine solche Aktion ist sicher kein Allheilmittel um Probleme zu lösen. Aber sie ließ resignierte Stimmung und engagierte Initiativen aufeinander treffen“, erklärte Jan-Willem Beeren bei der Gesprächsrunde im ehemaligen Café Knäpper. Dort wurde auch die Wanderausstellung über das Baukultur-Projekt eröffnet.

„Als Architekt hat man die Aufgabe, Bildungsarbeit in Sachen Baukultur zu leisten“, war dort an Stellwänden ebenso zu lesen, wie die Aufforderung, zwar das Gesicht eines Ortes zu wahren, aber auch den Zeitgeist herein zu lassen. Gezeigt werden zudem Ergebnisse des Forschungsprojekts „Baukultur“ (siehe Infokasten), das von der Unkeler EA mit der Dorfwerkstatt Pleß und dem Verein „Dübener Heide“ abgeschlossen wird.

„Bereits mit ihrer Bitte, ihnen einen Stuhl zu schenken, sind die Studenten mit den Unkelern ins Gespräch über Sinn und Zweck der Aktion gekommen“, berichtete Architekturprofessor Beeren. Anschließend seien die unterschiedlichen Sitzgelegenheiten in Reihen je nach gewünschter Blickrichtung positioniert worden.

Während die Stühle den physischen Raum gestalteten, seien Worte notwendig, um den Willy-Brandt-Platz als sozialen Raum zu pflegen, betonte der Projektleiter. Zu diesem Zweck überreichte Miriam Hamel Stadtbürgermeister Gerhard Hausen im Namen der Alanus-Akteure einen Dialog-„Le(h)erstuhl“.

Forschungsprojekt Baukultur konkret

Am Forschungsprojekt „Baukultur konkret“ des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) arbeiten der österreichische Verein LandLuft zur Förderung von Baukultur in ländlichen Räumen, das Leipziger Büro für urbane Projekte und die Architektur-Professoren Florian Kluge und Swen Geiss von der Alanus Hochschule Alfter.

Baukultur im Sinne des Forschungsprojekts hat drei Dimensionen: eine qualitätvoll gestaltete bauliche Umwelt; die Verfahren, Instrumente und Prozesse, die zu diesem Ziel führen; eine gesellschaftliche Übereinkunft, in der diese Qualitäten gedeihen können.

Bis Ende 2016 will das Forschungsteam Baukulturinitiativen und -gemeinden im ländlichen Raum identifizieren, die bereits gute Ansätze in Sachen Baukultur gezeigt haben, aber noch gewisse Hemmnisse überwinden müssen, um flächendeckend, dauerhaft und strategisch für Baukultur in der Gemeinde einzustehen. Kurze Intensiveinsätze vor Ort sollen helfen, diese Hemmnisse zu überwinden.

Die Baukultur-Wanderausstellung im ehemaligen Café Knäpper, Frankfurter Straße 24, ist bis Sonntag, 6. März, zu sehen. Am Montag, 7. März, wird im Willy-Brandt-Forum der Film „Ort schafft Orte“ zum Thema „Wie Baukultur Menschen und Orte verändert“ gezeigt.

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