Sinzigs Bürgermeister macht sich ein Bild vom Sprachkursangebot für Erwachsene Flüchtlinge drücken die Schulbank

SINZIG · "Ich habe in Syrien Abitur gemacht, bin zur Zeit Praktikant im Remagener Krankenhaus Maria Stern und möchte Medizin studieren." Wow, was für ein zielstrebiger junger Mann, denkt der Beobachter bei Hamids Worten.

 im Gespräch: Bürgermeister Wolfgang Kroeger sucht den Dialog mit den Flüchtlingen.

im Gespräch: Bürgermeister Wolfgang Kroeger sucht den Dialog mit den Flüchtlingen.

Foto: Martin Gausmann

"Alle Achtung, Sie haben sich was vorgenommen", spricht Bürgermeister Wolfgang Kroeger den Respekt und die Anerkennung in einem Klassenzimmer der Barbarossaschule laut aus. Der 21-jährige Hamid floh vor elf Monaten mit seiner ganzen Familie über die Türkei nach Deutschland und lebt nun in Sinzig.

Vergleichbar sind auch die Geschichten der beiden jungen syrischen Frauen Media und Rohif, aber auch die von Rosa, die zum Volkshochschul-Sprachkursus für Erwachsene ihre siebenjährige Tochter Romar mitgebracht hat, die in den Kindergarten geht und oft im Alltag für die Mama Dolmetscherin spielt. Die Jesidin Media (26), die kurdisch und englisch spricht, hat in ihrer Heimat Jura studiert und möchte das Studium nun gerne fortsetzen.

Ebenso wie Rohif (22), die später gerne als Chemikerin arbeiten möchte. Im nachmittäglichen Sprachkursus für Flüchtlinge sitzt auch Maher, der durch die Anwesenheit des Stadtchefs ein wenig gehemmt wirkt.

Der Syrer fühlt sich in der englischen Sprache derzeit noch wohler. "Wie alt sind Sie?", fragt der Bürgermeister und Maher kontert: "And you?" So muss erst Kroeger Farbe bekennen, bevor der älteste Kurs-Teilnehmer in Hemd und Jackett an diesem Nachmittag "Fifty three!" sagt.

Alle VHS-Schüler vereint, dass sie dringend Deutschkenntnisse und einen umfangreichen Wortschatz benötigen und dafür drücken sie hoch motiviert die Schulbank. "Sie haben schon wieder vorgearbeitet", merkt Kursleiterin Adelheid Simons sofort und quittiert die Wissbegierigkeit mit einem Lächeln.

Für viele Flüchtlinge, die gerne studieren oder arbeiten möchten, drängt die Zeit. "Sie brauchen Integrationskurse mit mehrstündigem täglichen Deutschunterricht. Hier sitzen in den Kursen zum Teil Akademiker, die ungeduldig werden und das Gefühl haben, die Zeit läuft ihnen davon", so Simons.

Was liegt also näher, als mit Hilfe des Buches "Berliner Platz 1 - Deutsch im Alltag für Erwachsene" die Uhrzeit zu lernen.

So hören die Neubürger, dass man im Deutschen "Viertel vor" und "Viertel nach", zu 1 Uhr dann mittags 13 Uhr sagt.

Mittels einer CD-Geschichte wird das Erlernte abgefragt, Zeiten müssen Personen zugeordnet werden. Nebeneffekt: Sie lernen, Verabredungen zu treffen. Im besten Fall mit deutschen Freunden - die schönste Form der Integration.

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