Lebenshilfehaus in Sinzig Ein Traum, der Alltag wurde

SINZIG · Es ist gleichermaßen die Realisierung eines für unmöglich gehaltenen Traumes, wie ein Symbol für im Alltag gelebte Inklusion. Das Lebenshilfehaus in der Pestalozzistraße Sinzig feierte mit einem großen Sommerfest sein 20-jähriges Bestehen.

 Der Klangkreis des Sinziger Lebenshilfehauses trägt mit Musik zum Gelingen des Festes bei.

Der Klangkreis des Sinziger Lebenshilfehauses trägt mit Musik zum Gelingen des Festes bei.

Foto: Gausmann

Die Einrichtung ist das einzige Wohnhaus mit 38 Plätzen zur stationären Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung im Kreis Ahrweiler. Eine weitere Besonderheit hoben Sinzigs Bürgermeister Wolfgang Kroeger und Matthias Mandos, Landesgeschäftsführer der Lebenshilfe, fast im gleichen Wortlaut hervor. "Die Sinziger Bürger und die Menschen mit Behinderung gehen ganz alltäglich und normal miteinander um. Die gelebte Inklusion gab es schon, bevor der Begriff allgemein bekannt wurde." Auch die Nachbarschaft in der Pestalozzistraße habe zu der Einrichtung ein freundschaftliches Verhältnis.

Und mit den Caritaswerkstätten und dem Wohnheim der Lebenshilfe am Kaiserplatz gibt es in Sinzig ja noch zwei weitere Behinderteneinrichtungen. Wiederholt wurde in den Grußworten und Festansprachen auf die Anfänge der Einrichtung verwiesen. Denn "seit 1985 plante und kämpfte ein hochmotivierter und engagierter Kreis rund um Gerd Jung und Ellen Pfeifer für die Realisierung dieser Einrichtung", so Stefan Möller, Kreisgeschäftsführer der Lebenshilfe in seinem detaillierten Rückblick.

Es gab viele bürokratische, aber vor allem finanzielle Schwierigkeiten. Denn obwohl Bund, Land, Kreis und die Stiftung Hilfswerk für behinderte Kinder mit im Boot saßen, galt es für die Lebenshilfe, nach heutiger Rechnung fast 200 000 Euro selbst aufzubringen. Ungezählte Hilfsaktionen und viele Spender und Sponsoren machten das schier Unmögliche damals möglich. Dann wurde der Traum im Frühjahr 1994 realisiert. Beim Überbringen der Glückwünsche verwies Kreisbeigeordneter Horst Gies darauf, dass der Kreis Ahrweiler das Vorhaben immer unterstützt habe, nicht zuletzt durch die kostenlose Überlassung des Baugrundstücks.

Joachim Grundhewer, Einrichtungsleiter im Lebenshilfehaus, freute sich über die große Gästeschar. Bis zur Gründung des Sinziger Lebenshilfehauses gab es im Kreis Ahrweiler keine adäquate Unterbringungs- und Betreuungsmöglichkeit. Im heutigen Lebenshilfehaus sind 20 Vollzeitstellen auf rund 40 Voll- und Teilzeitkräfte verteilt. Um Lern- und Förderprozesse zu unterstützen, arbeiten dort Erzieher, Heilerziehungspfleger, Angestellte aus anderen Pflegeberufen, Hauswirtschaftspersonal und vier Bufdis (Bundesfreiwilligendienst). Dazu kommt noch ein großer Stamm von rund 25 Ehrenamtlichen. Nach dem offiziellen Teil des hochsommerlichen Nachmittags wurde dann aber im Wortsinne ein "Sommerfest" gefeiert.

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