Die Grafschaft trägt auch ihre Handschrift Das Künstler-Ehepaar Pankowski wirkt seit Jahrzehnten gestalterisch mit

NIERENDORF · Im Jahr ihres 40-jährigen Bestehens hat nicht nur die Gemeinde Grafschaft eine beeindruckende Chronik aufgelegt. Auch das Nierendorfer Künstler-Ehepaar Marie Jo Gaudry-Pankowski (64) und Friedhelm Pankowski (68) nimmt das Jubiläum ihrer Heimatgemeinde zum Anlass, auf 32 kreative Jahre im Dienste von Metall, Keramik und Bildhauerei zurückzublicken.

 Der Landschaftstisch von Marie Jo Gaudry-Pankowski und Friedhelm Pankowski am Nierendorfer Bouleplatz gibt auch die Geografie der Grafschaft wieder.

Der Landschaftstisch von Marie Jo Gaudry-Pankowski und Friedhelm Pankowski am Nierendorfer Bouleplatz gibt auch die Geografie der Grafschaft wieder.

Foto: Gausmann

So trägt beispielsweise die höchste Auszeichnung im Kreis Ahrweiler, die von den Landräten seit 1986 verliehen wird, die Handschrift von Friedhelm Pankowski: die sieben Zentimeter große Ehrenplakette aus Bronzeblech.

Die Idee dazu stammt aus einem "Kunst am Bau"-Wettbewerbs-Entwurf für die Berufsschule der Kreisstadt, die der gerade zugezogene Pankowski 1983 von der Landskrone aus schuf. Die Kegelform des Berges wurde für ihn zum "Symbol der Konzentration und Identifikation". Das meterhohe Modell mit der Geografie des Kreises, seinen Lebensadern wie Autobahn und Flüssen, den acht Gebietskörperschaften und dem Laacher See setzte sich für den Wettbewerb zwar nicht durch, aber als "künstlerische Landkarte des Kreises" eignet sie sich in überzeugender Form als Verdienstmedaille.

Kreisstädter und ihre Gäste begegnen auf dem Skulpturenweg Rheinland-Pfalz dem bildhauerischen Können Pankowskis im Kurpark Bad Neuenahr. Mit neun weiteren bekannten Bildhauern arbeitete er im Sommer 2002 an einer Tuffsteinresonanzhöhle mit Klangschale, das "Ohr des Dionysos". Aus bis zu drei Kubikmeter großen und tonnenschweren Rohlingen schufen sie in fünf Wochen am Ahrufer inspirierende Kunstwerke.

Und die Grafschafter müssen gar nicht an die Pankowskis denken, denn ihre Kunst begegnet ihnen auf Schritt und Tritt: beispielsweise als "Kunst am Bau"-Tier- und Obstbaumbank mit fünf Tierhelmsitzen an der Grundschule Leimersdorf, mit großen Kugeln an der Turnhalle Ringen oder als Landschaftstisch am Nierendorfer Bouleplatz, der die Geografie der Grafschaft mit Straßen und Feldern wiedergibt.

Doch die Pankowskis sind nicht nur in der Kunst zu Hause, sondern auch in der Musik. Seit 28 Jahren zeichnen sie für die Marienthaler Lichterabende, der Konzertreihe für internationale Folklore, verantwortlich. "Und die 30 Jahre wollen wir natürlich vollmachen", betonen die beiden in ihrem Haus in Nierendorf. Auch dort im alten Pfarrhaus von 1890 ist Kunst allgegenwärtig: in den Ateliers der beiden Freiberufler, im Garten, aber auch bei Alltagsgegenständen wie dem metallischen Laubblatt als Klingel.

War die verwilderte Klosterruine Anfang der 1980er Jahre ausschließlich Kulisse für seine Skulpturen, wurde Friedhelm Pankowski 1987 gebeten, anlässlich des 850. Jahrestages der Klostergründung eine kulturelle Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Das war die Geburtsstunde der Lichterabende mit einer kontrastreichen Premiere: Musik der Gruppe Tagore des kleinen indischen Kulturzentrums aus Bad Godesberg und des Heimersheimer Zupforchesters.

"Der Name des Festivals geht auf die traditionellen Lichterfeste im indischen Kulturraum zurück", so Gaudry-Pankowski. Dem Engagement der Französin ist es zu verdanken, dass die Reihe für die Musiker einen besonderen Wohlfühl-Charakter hat, denn sie sitzt nicht nur an der Kasse, sondern verköstigt die Künstler sogar.

Diese Atmosphäre spricht sich in der Szene rund, und so gelingt es dem Ehepaar, das den selben Musikgeschmack hat und die Bands gemeinsam aussucht, jedes Jahr aufs Neue, interessante Musiker aus aller Herren Länder ins Kirchenschiff zu holen. "Nur Rock bleibt außen vor, wir möchten nämlich behutsam mit dieser Stätte umgehen, die ein sakraler Ort war. Davor haben wir Respekt", ergänzt der Künstler aus Heidbrink, der 1961 in Gold- und Silberschmied lernte, in der Kölner Werkkunstschule dann die Metallbildhauerei studierte und seine Frau kennenlernte, die dort auch Keramik/ Bildhauerei studierte.

"Ich habe immer parallel zur Keramik gezeichnet. Nachdem ich viele Projekte realisiert habe mit Mosaiken für Kunst am Bau oder Fliesengestaltungen in Bädern, konzentriere ich mich heute ausschließlich auf die Malerei. Sie löste für mein künstlerisches Tun einen wichtigen Entwicklungsprozess aus", betont die Französin. So war sie bereits bei den Kreiskulturtagen mit Plastiken und Bildern vertreten, nahm an vielen Ausstellungen im Rheinland teil.

Friedhelm Pankowski hat in den Jahrzehnten seines Schaffens einige Ehrengaben gefertigt: 1966 eine Porzellan-Plakette für den Deutschen Fußball-Bund als Auszeichnung für verdiente Nationalspieler bei der WM in Mexiko oder 2001 eine Olympische Feuerschale für den Präsidenten des Paralympischen Komitees. Pankowski arbeitete im Allgäu, für die Bonn-Beuler Stadtbibliothek und übernahm 1996 für die Schlossverwaltung Schwetzingen die Restaurierungen der barocken "Wasserspeienden Vogelfabel-Brunnenanlage". Generationen von Grafschafter Kinder machten ihre ersten Gehversuche in Sachen Kunst bei den Pankowskis im Haus oder Garten. Sommerfreizeiten, Feste, Workshops wie "Ton, Töne, Tanz, Theater" führten den Nachwuchs auf spielerische Art an Kunst und Musik heran. Es ist über die Jahrzehnte nicht stiller geworden im ehemaligen Pfarrhaus, denn untätig sind die beiden Künstler nie.

Jeden Freitag lädt Gaudry-Pankowski zur Kinderwerkstatt in ihr Atelier ein, besucht zwei Grundschulen im Projekt "Jedem Kind seine Kunst". Hinzu kommen Workshops für Kinder und Erwachsene in der Bad Neuenahrer Familienbildungsstätte. Die Pankowskis sind zufrieden mit dem Leben im Dorf und schöpfen ihre Kraft aus der Natur. Was bleibt, sind viele Ideen und die Vorfreude auf die 29. und 30. Marienthaler Lichterabende.

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