400 Jahre Junggesellen-Schützen Sie treten für Ahrweiler ein

AHRWEILER · 400 Jahre Junggesellen-Schützen in Ahrweiler. Die Jubelfeier steigt am Wochenende - mit Höhner-Konzert, Festkommers, Kreismeisterschaft im Fähndelschwenken und großem Festzug.

 Aufmarsch der Junggesellen-Schützen 1950 vor dem zerstörten Ahrweiler Ahrtor.

Aufmarsch der Junggesellen-Schützen 1950 vor dem zerstörten Ahrweiler Ahrtor.

"Innovation ja, Anpassung nein", das ist der Tenor des Leitartikels von Peter Ropertz in der Festschrift zum 400-jährigen Bestehen der Ahrweiler Junggesellen-Schützen. Ropertz ist Hauptmann der Gesellschaft, die im Jahr 1612 erstmals urkundlich erwähnt wurde und am Wochenende ihr Jubiläum drei Tage lang feiert - mit Höhner-Konzert, Festkommers, Kreismeisterschaft im Fähndelschwenken und großem Festzug.

Traditionsreich ist sie also, die Gesellschaft. Doch für Ropertz ist neben dem Leben der Tradition auch wichtig, "immer wieder einen der jeweiligen Zeit entsprechenden Abgleich vorzunehmen".

Vor dem morgen beginnenden Hochfest gab Ropertz ein Bekenntnis für seine mehr als 200 Mitglieder ab, die sich aus den Junggesellen von Ahrweiler, Bachem und Walporzheim rekrutieren: "Junggeselle sein, bedeutete früher Verteidigung der Stadt. Heute treten unsere Mitglieder auf vielen gesellschaftlichen Ebenen für Ahrweiler ein, so auch als Mitglied im Stadtrat oder in kirchlichen Gremien", so Ropertz.

"An erster Stelle kommen für uns aber christliche Werte, und diese werden bei unserem Brauchtum wie der Begleitung der Fronleichnamsprozession sichtbar."

Das anerkannte auch bei der Neugründung nach dem Zweiten Weltkrieg der damalige französische Stadtkommandant Paul Begel. Er machte den Weg für das erste Schützenfest nach dem Krieg frei.

Es waren Junggesellen wie Werner Dittmann, Richard Remshagen, Gerhard Jakobs und Josef Küls, die Begel davon überzeugten, dass die alte Ahrweiler Tradition mit den Nazis nichts zu tun hatte. Schließlich hatten die nationalsozialistischen Machthaber das Brauchtum der Ahrweiler Schützen auch verboten.

Paul Pomp wurde 1949 erster Schützenkönig nach dem Zweiten Weltkrieg, wenn auch mit der Armbrust, denn Gewehre wollte Begel vier Jahre nach Kriegsende nicht unbedingt in den Händen der Jungmänner sehen.

Dafür genehmigte er sparsame drei Böller. Willi Becker, damals Zugführer der Oberstadt erinnert sich: "Dennoch wurde an allen Ecken der Stadt geböllert. Schließlich waren die Munitionsverstecke in der Leywog und im Ramersbacher Wald fast jedem bekannt." Dass Colonel Begel das gelassen nahm, lag wohl auch am Einfluss seiner Sekretärin Irmchen, bei der die Junggesellen einen Stein im Brett hatten.

Im Jahr darauf wurde im Ahrstadion jedenfalls wieder mit schweren Büchsen auf den Königsvogel angelegt und Ludwig Jakobs nahm als neue Majestät die Königskette von Paul Pomp entgegen. Damit war der Grundstein für den Fortbestand der drei Ahrweiler Schützengesellschaften gelegt. Denn auch Bürger-Schützen und Aloisius-Jugend blühten wieder auf.

Das haben die Schützen Paul Begel nie vergessen. 1974 wurde ihm vom damaligen Landrat Christoph Stollenwerk der Wappenteller des Kreises Ahrweiler verliehen. Und bei der 375-Jahr-Feier der Junggesellen-Schützen 1987 begrüßte Hauptmann Friedhelm Jakobs den alten Stadtkommandanten. Stehend applaudierten die Schützen damals nach seinem Kommentar: "Ich bin stolz auf Euch, Ihr seid meine Freunde."

Lesenswert in der Festschrift: die Faksimiledrucke der Protokolle der Junggesellen-Schützen aus dem Jahr 1949 sowie der Aufmacher des Ahrweiler Volksblattes über die 300-Jahr-Feier der Gesellschaft. Historische und aktuelle Fotos ergänzen den 90 Seiten starken Band, in dem auch die Freundschaften der Ahrweiler Schützen mit der Brudergesellschaft in Lantershofen und den Tiroler Gebirgsschützen in Breitenbach am Inn beleuchtet werden.

Und auch wer wissen will, wer 1862 König, im Jahr 1900 Hauptmann oder 1923 Fähnrich war, der wird fündig. Und wer schmunzeln will, der kann nachlesen, was es mit dem "Papagei" an der Königskette auf sich hat.

Daten und Zahlen
Erste Erwähnung: 1612 in einer Stadtrechnung für die Restaurierung einer Fahne.

Ältester Königsschild: 1714, König Franziscus Burbach. Ein durchgehendes Königsverzeichnis bis heute gibt es seit 1862.

Mitglieder: mehr als 200. Sie rekrutieren sich aus den selbstständigen Junggesellenvereinen von Ahrhut, Adenbachhut, Niederhut, Oberhut, Bachem und Walporzheim und bilden unter Führung eines Offiziers jeweils einen eigenen Zug.

Aktueller König: Christoph Holzberger.

Interner Vorstand: Hauptmann Peter Ropertz, Fähnrich Sven Stadtfeld, Schriftführer Christoph Angsten, Kassierer Christoph Heinen.

Jubiläumsprogramm
Freitag, 28. September: 19.30 Uhr, Kölscher Abend im Festzelt vor dem Ahrtor mit "De Höhner" (ausverkauft).

Samstag, 29. September: 14 Uhr, offene Kreismeisterschaft im Fähndelschwenken (Marktplatz); 19.30 Uhr, Großer Zapfenstreich auf dem Marktplatz; 20.30 Uhr, Jubiläums-Festkommers im Festzelt.

Sonntag, 30. September: 10 Uhr, Festhochamt in Sankt Laurentius mit anschließender Gefallenenehrung am Ahrtor; 12.30 Uhr, Jubiläumsfestzug durch die Altstadt; 13.30 Uhr, Ausklang im Zelt mit den drei Ahrweiler Schützen-Tambourcorps und "Siegfried Service".

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