"Das Rheintal aus der Luft" Schöne Aussichten aus der Vogelperspektive

REGION · Frei wie ein Vogel durch die Lüfte streifen, für Klaus Göhring hat sich diese Sehnsucht erfüllt. Mit dem Motorgleitschirm hebt er ab, begleitet von der Kamera, die seine Blicke über Berg und Tal, Wälder und Wiesen, Orte und Verkehrswege festhält. Die Perspektive von oben können aber auch diejenigen einnehmen, die sich den Bildband "Das Rheintal aus der Luft" vornehmen.

Sie erleben einen faszinierenden "Luftspaziergang", der, in Koblenz beginnend, den ganzen Reichtum der Kulturlandschaft einfängt. Wie ein Schiffsbug schiebt sich das Deutsche Eck zwischen Rhein und Mosel, punktet das Kurfürstliche Schloss mit seiner seit der Bundesgartenschau umgestalteten Parkanlage und natürlich die Festung Ehrenbreitstein samt Plateau. Spektakuläre Flussansichten, so die von der Bendorfer Brücke mit ihren 208 Metern Spannweite, ziehen sich als blaues Band auch durch die Folgekapitel.

"Zwischen Eifel und Westerwald" hat Autor und Fotograf Göhring Nürburgring und Eifelörtchen Aremberg, den Rheinhafen Andernach und die Urmitzer Eisenbahnbrücke fokussiert. Letztere füllt mit einem unter ihr fahrenden Lastkahn das Bildformat als großes X. Er hat Idyllen gebannt: Maria Laach in grüner Oase, die Burgruine Hammerstein auf ihrem Bergkegel beim Fluss und Schloss Arenfels, herrlich herbstlich eingebettet. Es bezaubert der ovale Schwung von Burg Rheineck zwischen Baumwipfeln und der geschützte Mündungsbereich der Ahr, einzig natürlich mündender Nebenfluss des Rheins.

Bis zum Drachenfelser Ländchen locken Burgen, Berge und Inseln, darunter die lanzettförmige Insel Nonnenwerth und ihre breitere "Schwester" Grafenwerth, auf deren beliebte Sportanlagen man blickt. Ein geradezu mystisches Panorama bietet der Drachenfels von Nordosten. Flieger Göhring war an einem nebligen kalten Tag unterwegs. Das linke Rheinufer lag grau-blau und schneebehaucht jenseits des Stroms, als die Sonne just vor der düsteren Ruine den Rhein kontrastreich zum Leuchten brachte.

Zu den lieblichen Ausblicken gehören das ganz und gar grüne Siebengebirge aus östlicher Richtung, die Windungen der Sieg und der Schwenk über die Bonner Rheinaue. Ansonsten verborgene Ruinen und Gehöfte werden sichtbar, dazu Bekanntes aus ungewohntem Blickwinkel. In Bonn etwa die nüchternen Karrees von Kanzlerbungalow, Bundeskunsthalle und Kunstmuseum, die denkmalgeschützten Kreuzbauten der 1970er, das Posttower-Oval und nicht zu vergessen die vollends von Straßen umzingelte Kommende Ramersdorf.

Der Bildband klammert weder Weltkulturerbe noch Industrie aus, zeigt den filigran bepflanzten Barockgarten von Schloss Augustusburg in Brühl ebenso wie die Raffinerieanlagen der chemischen Industrie in Wesseling. Er wertet nicht, sondern vermittelt Lust genau hinzusehen und die vielfältigen Strukturen zu erkennen, die von oben besonders deutlich zutage treten. Den Strukturen widmet der Autor ein eigenes Kapitel, so wie er zur Einstimmung über das Motorgleitfliegen schreibt. Allem voran geht es um schöne Aussichten. Dazu passt am Ende der Luftreise die weich gezeichnete Silhouette Kölns mit dem Dom im Abendlicht.

Infos: "Das Rheintal aus der Luft" (ISBN 978-3-95540-146-7) hat 148 Seiten mit Ausklappseiten, ist im Regionalia Verlag erschienen und kostet 14,95 Euro.

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