Bad Neuenahrer Kurpark Rallye zur Erinnerung an Graf Berghe von Trips

BAD NEUENAHR · Der sonst so beschauliche Kurpark von Bad Neuenahr verwandelte sich am Wochenende in eine Freiluftgalerie der besonderen Art. Es roch nach Benzin und statt der üblichen Kurkonzerte sorgten PS-strotzende Motoren für die Musik. Denn die 14. Auflage der Scuderia Colonia Classic, mit der die Kölner Sportfahrvereinigung an ihren Gründer, Wolfgang Graf Berghe von Trips, erinnerte, bot die seltene Gelegenheit, 95 historische Schmuckkästchen aus nächster Nähe in Augenschein zu nehmen.

Männerträume mit PS fahren im Bad Neuenahrer Kurpark ein.

Männerträume mit PS fahren im Bad Neuenahrer Kurpark ein.

Foto: Martin Gausmann

Der Kurpark bildete Start und Ziel der exklusiven Oldtimerrallye, die in zwei Tagesetappen durch die Eifel führte. Genau genommen waren es allerdings nur 94 Fahrzeuge, die die Strecke unter die Räder genommen haben. Denn für einen Teilnehmer aus Mönchengladbach begann der Tag mit einem Schockerlebnis: In der Nacht zu Samstag hatten Unbekannte seinen schwarzen Porsche 356 Pre-A gestohlen.

Das legendäre Gefährt der Vor-911er Ära aus dem Jahre 1955 wäre eines der wertvollsten Fahrzeuge der diesjährigen Scuderia-Rallye gewesen. Aber es gab eine Fülle anderer Schätzchen, die es zu bewundern galt, zum Beispiel die beiden ältesten Vertreter des Wettbewerbs, die das illustre Feld verdientermaßen anführten. So war der Kölner Martin Smith mit einem schwarzen MG NA Special K3 angereist.

Bei dem seltenen Vorkriegsmodell aus dem Jahre 1935 handelt es sich um eines von nur 745 Exemplaren. Ein echter Hingucker war auch die von Axel Anders aus Herdecke gesteuerte Startnummer 2 - ein Delahaye 135 S. Das schwergewichtige und doch elegante Vollblut des Jahres 1936 zählt ebenfalls zu den Vorkriegslegenden und begehrten Sammlerstücken.

Die Bandbreite der automobilen Klassiker, die sich am Samstagvormittag auf den Weg zum Nürburgring machten, um die Besucher des 24-Stunden-Rennens mit einem Autokorso über die Nordschleife zu erfreuen, war schlicht atemberaubend. Die sportliche Fraktion mit dem außergewöhnlichen Intermeccania Indra Cabrio (1972) oder dem einzigen in Deutschland zugelassen Exemplar des sportiven Dutton Newcraft (1973) des Kerpeners Patrick Schmitz wusste ebenso zu begeistern wie der formschöne Austin Healey MK III 3000 (1959), der Mercedes-Benz 300 SL mit seinen einladenden Flügeltüren (1955) oder der vor sportlicher Eleganz strotzende Jaguar E-Type OTS Leightweight.

Wolfgang Graf Berghe von Trips hat niemand besser gekannt als Elfriede Floßdorf. Die 85-jährige Rheinländerin war die Privatsekretärin der Rennsportlegende aus Kerpen und in dieser Zeit "Mädchen für alles". Wenn sie an den 10. September 1961 denkt, läuft es ihr immer noch kalt den Rücken herunter.

Beim Formel-1-Rennen in Monza hatte der Graf nach einer Kollision mit Jim Clark sein Leben verloren. "Ich war die erste, die von seinem Tod erfahren hat und musste die traurige Nachricht seinen Eltern überbringen", erzählte die alte Dame, die bei keiner Rallye, die die Scuderia Colonia zum Gedenken an ihren früheren Chef veranstaltet, fehlt.

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