Karl-Heinz Paqué referiert in Bad Neuenahr Paquè fordert längere Lebensarbeitszeit

BAD NEUENAHR · Zentrale Herausforderungen unserer Gesellschaft stellte die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung in einer Diskussionsveranstaltung in Bad Neuenahr in den Fokus.

 Sachsen-Anhalts ehemaliger Finanzminister Harl-Heinz Paqué.

Sachsen-Anhalts ehemaliger Finanzminister Harl-Heinz Paqué.

Foto: dpa

Wirtschaftswissenschaftler Karl-Heinz Paqué, stellvertretender Vorsitzender der Stiftung für die Freiheit, Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Universität Magdeburg, und ehemaliger Finanzminister des Landes Sachsen-Anhalt, referierte über Demografie, Globalisierung, die Zunahme der öffentlichen Verschuldung, die Knappheit an Fachkräften, den Klimawandel, die Energieversorgung und die marode Infrastruktur. Dabei stellte er klare Forderungen auf.

Paqué schlug einen Bogen von der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts über die Kaiserzeit, die Weimarer Republik, den Zweiten Weltkrieg, die Ölkrise, die Wiedervereinigung bis hin zum insgesamt gelungenen Aufbau Ost. All dieser Herausforderungen hätten Staat, Wirtschaft und Gesellschaft gemeistert. Aber: "Leider leben wir in Deutschland inzwischen zunehmend von der Substanz."

Die demografische Lage werde dramatische Veränderungen mit sich führen, der Rückgang an Erwerbspersonen, der im Zuge der Globalisierung steigende Wettbewerb mit hochdynamischen Volkswirtschaften in den sogenannten Schwellenländern, werde die Lage verschärfen. Politisch würden sich die Gewichte verschieben, glaubt Paqué: Staatskapitalistische Länder - wie beispielsweise China - gewännen an Bedeutung. "Noch können die USA und Europa die Standards setzen. Aber nicht mehr lange."

Zu schnell würden erarbeitete Standortvorteile in Deutschland verspielt, die Erde drehe sich aber weiter. Und das schnell. Statt Wutbürger seien mehr Mutbürger und vor allem weniger Regulierung gefragt. Beispielsweise für Start-Up-Unternehmen, die in Deutschland außergewöhnlich hohe Hürden nehmen müssten, ehe sie mit Innovationen und Ideen an den Markt gehen könnten. Der Universitätsprofessor beklagte insgesamt eine risikoscheue Gesellschaft in einem inzwischen sehr selbstverliebten Land.

Zu Paqués Kernforderungen zählt eine längere Lebensarbeitszeit (und damit die sofortige Abschaffung der gerade von der Großen Koalition eingeführten Rente mit 63), neue Arbeitsteilungen zwischen Jung und Alt, ein deutlicherer Akzent auf Bildungsarbeit, lebenslanges Lernen und natürlich die Zuwanderung von hoch qualifizierten Fachkräften.

Insgesamt müssten Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es den in Deutschland lebenden Menschen auch möglich machten, ihre Potenziale einzubringen.

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