Interview mit Maternus Fiedler Der Vorsitzende von Ahrtal-Tourismus über den Träger-Streit

BAD NEUENAHR · Zurzeit stehen in Bad Neuenahr alle Zeichen auf Sturm. Sowohl die Stadt mit ihrer neuen Heilbad-Gesellschaft als auch die Kur AG nehmen für sich in Anspruch, künftig Träger des Kur- und Heilwesens zu sein. In einem schwierigen Umfeld auf touristischem Sektor sehen natürlich auch die Touristiker der Kreisstadt die Entwicklung mit Besorgnis. Mit Maternus Fiedler, dem Vorsitzenden von Ahrtal-Tourismus, sprach Marion Monreal.

Wie schätzen Sie die momentane Situation ein?
Maternus Fiedler: Fürs Image nach außen ist die derzeitige Situation Gift für uns. Und es trifft alle Branchen, die am Tourismus partizipieren. Vor allem ist es schlecht für alle, die sich engagieren. Der Spuk muss so schnell wie möglich beendet sein und die Diskussion aus der Öffentlichkeit verschwinden. Erst macht die AG den ersten Schritt nach dem Motto "alles muss weg", dann kommt die Rolle rückwärts. Es geht doch einzig und allein um die Spielbankabgabe. Aber wieso soll in ein Unternehmen mit den vier privatwirtschaftlichen Feldern Thermal-Badehaus, Ahr-Thermen, Villa Sibilla und Steigenberger öffentliches Geld fließen?

Fühlen sich die Touristiker nicht zwischen den Stühlen? Einerseits heißen sie das Vorgehen der Stadt gut, andererseits wollen sie die Kur AG im Bemühen um den Gast nicht aus dem Boot werfen.
Fiedler: Wir haben ein großes Interesse daran, dass die AG wirtschaftlich auf gesunde Füße kommt und ein attraktives Angebots-Portfolio vorhält. Da wollen wir die AG auch mitnehmen in die Zukunft, aber eine strikte Aufgabentrennung in a) privates Unternehmen und b) Kurverwaltung mit öffentlichen Aufgaben für Patienten und Gäste muss sein. Die Kurverwaltung kann nur die neue Heilbad GmbH machen. Die AG muss für sich ein Gesicht finden und ansprechende Geschäftsfelder ausfindig machen, die zum gewünschten Geschäftserfolg führen.

Wie denken Sie, wirkt sich ein "gespaltenes" Bad Neuenahr auf die Besucher aus? Wohin wird ein ankommender Gast künftig verwiesen? Ins Thermal-Badehaus oder gegenüber zum Kurverwaltungs-Counter der Stadt?
Fiedler: Ab 1. Januar darf es ganz klar nur noch ein Schild "Kurverwaltung" geben: nämlich bei der Heilbad Gesellschaft. Das am Thermal-Badehaus muss abmontiert werden. Wir müssen uns zusammensetzen und vernünftig regeln, wie wir zum Beispiel mit Gäste-Anfragen umgehen. Da kann es beispielsweise eine Telefon-Weiterschaltung geben. Das lässt sich nach einer Übergangsphase schon regulieren. Nur eines darf nicht passieren: Dass der Gast das Gefühl erhält, dass es interne Kompetenz-Gerangel gibt. Jetzt muss jeder über den Schatten springen, da müssen Qualität, Service und Dienstleistung im Vordergrund stehen.

Wie gelingt es, mit allen Parteien Bad Neuenahr erfolgreich in die Zukunft zu führen?
Fiedler: Wir haben schon vor Jahren den Arbeitskreis Gesundheit gegründet. Darin sitzen alle Kliniken, die Kur AG, die Heilbad Gesellschaft. Diese Runde brachte schon viel auf den Weg. Diese Aktivitäten müssen wir im Wettbewerb mit anderen Städten verstärken. Das ist der größte Hebel, um Veränderungen herbeizuführen und neue Ideen auf den Weg zu bringen.

Wem steht Ihrer Meinung nach die Spielbankabgabe zu?
Fiedler: Ganz klar: Das kann nur die neue Heilbad Gesellschaft sein, weil sie die öffentlichen Aufgaben wie Trinkhalle, Parkanlage, Abgabe Kurmittel etc. übernimmt. Das ist in anderen Kurorten genauso. Die GmbH wird niemals Gewinne in größerem Umfang abwerfen, daher steht ihr die Abgabe von rund 800 000 Euro ausschließlich zu.

Wie reagieren die Betriebe, die künftig verstärkt zur Tourismus-Finanzierung herangezogen werden?
Fiedler: Die Übernachtungs-Branche wird künftig stark herangezogen, dafür mussten wir dicke Bretter bohren. Das Loch dieser Finanzierung würde sich, liefe es im Sinne der AG, um die Spielbankabgabe vergrößern. Das können wir unseren Mitgliedern und allen Akteuren nicht vermitteln. Und da schließt sich wieder der Kreis: Warum sollte das öffentliche Geld in ein privates Unternehmen fließen?

Zur Person

Maternus Fiedler (60) ist seit 2004 Vorsitzender von Ahrtal-Tourismus. Nach seiner Zeit beim Kreis (Leiter des Referates für Fremdenverkehr), war er Geschäftsführer von "Bäder, Wein und Wanderland" und bis 1995 Geschäftsführer bei der Kurorteberatung "Reppel", die Projekte für Kur- und Tourismusorte in Deutschland umsetzte.

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