Bilanz Aktiengesellschaft AGBN macht Gewinn, Ahr-Thermen trüben das Ergebnis

KREISSTADT · Die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr (AGBN) hat erstmals nach langen Jahren wieder einen Überschuss erwirtschaftet. 915.000 Euro beträgt der in der Bilanz ausgewiesene Gewinn.

Das ist im Vergleich zum Jahre 2012 ein um mehr als zwei Millionen Euro verbessertes Ergebnis. Bedingt durch Verlustvorträge aus Vorjahren kommt es insgesamt jedoch zu einem Bilanzverlust von 3,8 Millionen Euro.

Desaströs ist das Jahresergebnis der Tochtergesellschaft "Ahr-Thermen GmbH & Co. KG" für 2013: Das letzte Betriebsjahr des Bades vor dem Verkauf an die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler schloss mit einem Verlust von fast drei Millionen Euro ab. Im Jahre 2012 waren es noch knapp 800 000 Euro. Dies geht aus dem Geschäftsbericht des Unternehmens hervor, der dem General-Anzeiger vorliegt.

Maßgeblich für diesen deutlich erhöhten Jahresfehlbetrag ist eine vorgenommene außerplanmäßige Abschreibung des Anlagevermögens in Höhe von rund zwei Millionen Euro. Würde man diese Abschreibung unberücksichtigt lassen, so betrüge das Defizit aber immer noch fast eine Million Euro. Kräftig zurückgegangen, nämlich um 7,8 Prozent, waren die Umsatzerlöse in den Ahr-Thermen: Nur noch 2,5 Millionen Euro wurden vereinnahmt.

Der Vorstand der Aktiengesellschaft, Christoph Reinicke, erklärt in seinem Geschäftsbericht hierzu: "Mit dem Verkauf der Ahr-Thermen hat sich die AGBN von einem nicht zu beherrschenden Risiko und einem jahrelangen Verlustbringer gelöst." Bekanntlich hatte die Stadt in diesem Jahr das Wellnessbad für drei Millionen Euro erworben und will es für weitere sieben Millionen Euro sanieren lassen.

Zum Ende des Jahres hatte sich die AG neu aufgestellt

Zum Ende des Jahres 2013 hatte sich die Aktiengesellschaft neu aufgestellt und die strategische Neuausrichtung ihrer Geschäftsfelder vorgestellt. "Das Betreiben einer Thermalbadelandschaft passt nach eingehender Analyse nicht mehr in das strategische Portfolio der AGBN", erklärt Reinicke im Geschäftsbericht, der am 10. Oktober in der Hauptversammlung des Unternehmens diskutiert und verabschiedet wird.

Jeder weitere Betriebsmonat wäre im Hinblick auf ein effizientes betriebswirtschaftliches Handeln nicht mehr vertretbar gewesen. Die sofortige konsequente Trennung von den Ahr-Thermen sei der daraus resultierende richtige Schritt gewesen. Reinicke:

"Da der Stadt seit Frühjahr des Jahres 2013 ein Angebot vorlag, war dieser Schritt zu verantworten." Erst nach Schließung des Bades im Dezember sei es zu "ausgiebigen Verhandlungen" mit der Stadt gekommen.

Nicht zufrieden sein kann die AG mit den Umsatzerlösen aus dem Kur- und Badebetrieb. Sie gingen um 8,6 Prozent zurück und lagen in 2013 bei 1,1 Million Euro. Grund: niedrigere Kurtaxeinnahmen. Der Geschäftsbereich "Villa Sibilla" schloss hingegen mit einem Umsatzplus von drei Prozent ab. Allerdings ist der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr geringer, da eine höhere Miete an die Eigentümer der Immobilie zu zahlen ist.

Die von der Stadt vereinnahmten Gelder aus dem Verkauf von Liegenschaften und natürlich den Ahr-Thermen hat die AGBN größtenteils zur Tilgung von Schulden eingesetzt. In der Bilanz sind Verbindlichkeiten von rund 6,4 Millionen Euro ausgewiesen. Im nächsten Geschäftsjahr will die AGBN kräftig investieren. Zum einen soll Geld in das AG-eigene Steigenberger Hotel gesteckt werden, zum anderen will man den Geschäftszweig "Telemedizin" weiter ausbauen.

Das Badehaus soll als Gesundheitszentrum mit hochwertigem Einzelhandel weiterentwickelt werden. Höhere Profite erhofft man sich auch vom Energiegeschäft der AGBN.

Telemedizin

Mit dem Geschäftsfeld Telemedizin wird nach Mitteilung der AGBN ein Alleinstellungsmerkmal durch strategische Beteiligung an im Markt tätigen Unternehmen angestrebt. Die Markterschließung erfolgt in den Bereichen Hotel, Fitness, Senioren und Wohnungswirtschaft. Die Telemedizin soll zu einer tragenden Säule des Unternehmens werden.

Daten der AGBN

Aktiva/Passiva: 14,12 Mio. Euro

Jahresüberschuss: 915 288 Euro

Umsätze: 9,13 Mio. Euro

Umsatz Villa Sibilla: 5 Mio. Euro

Umsatz Kurbetrieb: 1,1 Mio. Euro

Andere Erlöse: 3 Mio. Euro

Gewinnrücklage: 4 Mio. Euro

Personalkosten: 3 Mio. Euro

Eigenkapitalrentabilität: + 46,8 Prozent

Gesamtkapitalrentabilität: + 9,5 Prozent

Verbindlichkeiten: 6,39 Mio. Euro

Mitarbeiter: 105

Mitarbeiter Ahr-Thermen (bis 31.12.2013): 31

Kommentar

Von GA-Redakteur Victor Francke

Gut für den Steuerzahler

Die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr ist wieder auf Kurs. Nach Jahren der erwirtschafteten Verluste, ist das in der Restrukturierung befindliche Unternehmen wieder in der Gewinnzone. Darüber sollte sich vor allem der Steuerzahler freuen. Immerhin ist die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler größter Einzelaktionär.

Bitter sind hingegen die Zahlen, die auf die Ahr-Thermen entfallen. Lässt man die außerordentliche Abschreibung einmal außen vor, weil sie das Ergebnis noch viel stärker dramatisieren würde, hat das Bad in 2013 einen Verlust von mehr als 900 000 Euro eingefahren. Kein Wunder, dass AG-Vorstand Christoph Reinicke von einem nicht zu beherrschenden Risiko spricht und der Bund der Steuerzahler nach dem Kauf des Verlustbringers durch die Stadt nur noch den Kopf schüttelt.

Die Aktiengesellschaft kann nun mit Zuversicht in die Zukunft gehen, zumal neue Geschäftsfelder wie die Telemedizin erfolgversprechend zu sein scheinen und Teile des Schuldenbergs abgetragen sind.

Angeblich überlegt und prüft der Vorstand der AG derzeit, alle interessierten Einwohner der Stadt zur anstehenden Hauptversammlung einzuladen, damit sie sich selbst ein Bild vom Unternehmen und seiner Entwicklung machen können.

Das wäre dann ein Novum in der mehr als 150-jährigen Firmengeschichte.

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