Theaterverein Dernau Verein feiert 125-jähriges Jubiläum
DERNAU · Ein Beschluss von Anfang der 1990er Jahre gehört für Udo Sebastian zu den wichtigsten Ereignissen in der Geschichte des Theatervereins "Eintracht" Dernau. Der Verein verzichtete auf das Einstudieren eines neuen Stücks und steckte stattdessen alle Kräfte in den Bau des Dernauer Bürgerhauses.
"Es war etwas Großes, 1993 in den eigenen Saal zu ziehen", erinnert sich der Präsident an den wichtigen Meilenstein. In den gut 100 Jahren zuvor hatte die "Eintracht" mehrfach ihre Spielstätten wechseln oder mit Provisorien vorlieb nehmen müssen. Am morgigen Samstag feiert sie ihr 125. Stiftungsfest.
Ein weiteres herausragendes Ereignis - jenseits aller Bühnenerfolge - war der Wiederaufbau des gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zerstörten Krausbergturms. Die "Eintracht" ergriff die Initiative und lieferte 1951 mit 580 Euro aus der Aufführung der Operette "Im weißen Rössl" einen finanziellen Grundstock für das Großprojekt. In nur 13 Tagen war das "weiße Rössl" mit 23 Rollen, Tänzern und Orchester bühnenreif.
Angefangen hatte alles 1889, als 16 junge Männer aus dem Gesangverein beschlossen, unter Leitung von Lehrer Zimmermann einen Theaterverein zu gründen. Der Verein wuchs schnell. Stücke wie "Wer melkt die Ziege?", "Zu dumm zum Feiern" und "Der Wetterautomat" kamen auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Die waren zunächst im Saale Beucker, heute Restaurant Kölner Hof.
Zwei Jahrhundertwenden, zwei Weltkriege und selbst eine Spaltung hat die "Eintracht" überdauert. Nachwuchssorgen hat der 180 Mitglieder zählende Verein nicht. Laut Udo Sebastian Ergebnis der Arbeit im Kinder- und Jugendtheater, aus der immer wieder spielfreudige Talente nachwachsen. So besteht in Dernau eher das Problem, Stücke mit ausreichend Rollen für die Interessenten zu finden.
"Wir müssen aufpassen, dass sie uns nicht abspringen", so der Präsident. Mit Stolz führt Udo Sebastian die 30 Weinköniginnen an, die in sechs Jahrzehnten aus den Reihen der "Eintracht" hervorgegangen sind. "Die Jugendlichen lernen, sich vor Publikum zu präsentieren, sich ungezwungen zu bewegen und die Scheu abzulegen."
Erna Nelles, 1950 erste Dernauer Weinkönigin, führt die Liste mit Orts- und Gebietsweinköniginnen aus Reihen der "Eintracht" an. Mit Mandy Großgarten, die 2010/2011 Deutsche Weinkönigin war, und Julia Bertram, Deutsche Weinkönigin 2012/2013, gab es jüngst zwei krönende Höhepunkte. Mandy hatte als Frosch im Märchenstück "Der Froschkönig" die Herzen erobert, Julia Bertram spielte damals die Prinzessin.
Wurden seit 1947 zunächst jährlich vier Stücke einstudiert, zwei lustige und zwei ernste, so bleibt es mittlerweile bei einer Komödie mit vier Vorstellungen. Als Premierentag hat sich seit 1949 der zweite Weihnachtstag eingebürgert. Kinder- und Jugendtheater gibt es im Wechsel alle zwei Jahre. Der Reinerlös wird in den Saal und die Theaterausstattung investiert, in die Bühne, die Kulissen oder Sanierungsarbeiten. Und ganz nebenbei engagiert sich die "Eintracht" im Dorfgeschehen, vor allem mit humorigen Wagen im Winzerfestzug.
Weitaus mehr ließe sich aus den 125 Jahren berichten. Eine Fülle von Bildern und Dokumenten hat der Vorstand zu einer interessanten bunten Festschrift zusammengestellt, die beim Festkommers am morgigen Samstag im Culinarium des Weinbauvereins präsentiert wird. Dann werden auch zwei neue Ehrenmitglieder aufgenommen, und ein zehnminütiger Film zeigt Szenen von hinter den Kulissen.
