Kalenborn Fassanstich: Zapfhahn bricht

KALENBORN · Ohne sich von dem schlechten Wetter beeindrucken zu lassen, haben Junggesellen und Freiwillige Feuerwehr die traditionelle Bartholomäuskirmes gefeiert. An drei Tagen wurde mit Umzug, Messe und der symbolhaften Verbrennung des Kirmesmannes unter freiem Himmel die Dorfgemeinschaft gepflegt.

 Die Junggesellen tragen den Kirmesmann aus Stroh durch das Dorf, bevor er verbrannt wird.

Die Junggesellen tragen den Kirmesmann aus Stroh durch das Dorf, bevor er verbrannt wird.

Foto: Martin Gausmann

Immer wieder ging der Blick in Richtung des grauen Himmels. Meistens hielt das Wetter, auch wenn T-Shirt und kurze Hose nicht angesagt waren. Ab und an verirrte sich sogar ein Sonnenstrahl auf den Platz hinter dem Feuerwehrhaus. Trotz leicht durchnässter Tischdecken genossen Klein und Groß den Geschmack frisch gebackener Reibekuchen.

Den ersten Kampf der Kirmes hatte Ortsbürgermeister Horst Riske zu bestreiten, der zum ersten Mal in dieser Position teilnahm. Nach zwei gezielten Schlägen auf das Fass gab der Zapfhahn nach und brach entzwei. Auf den ersten Schrecken versammelte sich ein Kriegsrat um das Fass und konnte das Problem schnell beheben. Bald darauf schallte es von allen Seiten des Platzes: "Prost Kirmes!"

Am Samstag zog der Duft von frisch Gegrilltem durch das Dorf. Reichlich gestärkt und mit extra dicken Feuerwehr-Pullis ausgestattet, machte sich die Feiergemeinschaft auf den Weg durch das Dorf. Musikalisch begleitet wurden die wackeren Umzügler von den Bläsern der Hilberather "Printemänner".

Mit der dicken Trommel vor dem Bauch, der kleinen Trommel an den Füßen ging es mit Posaunen und Trompeten durch die Straßen Kalenborns. Spätestens jetzt wurde den zahlreich auf die Straße tretenden Anwohnern und den Autofahrern bewusst, dass Kirmes im Dorf ist. Die versiert geführte Warnkelle an Kopf und Ende des Zuges ließ den Tross sicher über die Hauptstraße ziehen. Immer dabei und mittendrin: der Kirmesmann - eine Strohpuppe in Latzhose und Holzfällerhemd. Und wer all die Verfehlungen eines ganzen Dorfes tragen muss, der muss dieses Dorf auch einmal zu Gesicht bekommen. So nahmen ihn die Junggesellen zwischen und trugen ihn im Umzug vorne weg - gerahmt von den beiden Vereinsfahnen.

Gelegenheiten zum Aufwärmen gab es an drei Stationen, die mit Schnittchen für die Erwachsenen und Gummibärchen für die Kinder lockten. Fahnenschwinger Sebastian Breidbach stellte sein Können unter Beweis und auch die ein oder andere Sohle wurde auf das Parkett der Dorfstraßen gelegt. Nach zweieinhalb Stunden war das Dorf vom kürzlich eingeweihten Brunnen bis an den Waldrand durchmessen und der Ausklang hinter dem Feuerwehrhaus redlich verdient. Diesen untermalten die "Ahrtalente" mit ihrer Blasmusik in aufgepepptem Gewand. An unterschiedlichen Stellen des Platzes positioniert, boten die jungen Musiker eine begeisternde Tischmusik. Der zehnminütige Platzregen zwischendurch kühlte zwar die Luft merklich ab, nicht jedoch die Stimmung.

Wurde der Abend auch spät, so fanden sich am Sonntagvormittag dennoch alle in der Kalenborner Kapelle zusammen, um gemeinsam Messe zu feiern. Der aus Rheinbach angereiste Pater Clemens Maria hob an vielen Stellen die große Bedeutung der Freiwilligen Feuerwehr heraus und betonte den für das Dorf so wichtigen Gemeinschaftssinn. Dieser wurde dann auch direkt unter Beweis gestellt. Die Dorffrauen erwarteten die Kirmesgemeinde mit einer reichlich gedeckten Kuchentafel: An die 30 Kuchen verschwanden auf den Tellern der Besucher. Hatte man auch gerade das heilige Spiel gefeiert, so zogen sich nun die Junggesellen zum unheiligen Teil jeder Kirmes zurück: dem Prozess gegen den Kirmesmann.

Dieser ist nämlich - auch wenn ihm zeitweise keck eine leere Bierflasche aus der Latzhose lugte - ein klassischer Sündenbock. Und die Junggesellen veranstalteten auch kein langes Federlesen. Das regennasse Stroh mit einigen Spritzern Benzin scharf gemacht, ging der arme Wicht alsbald in Flammen auf. Ohne auch nur von einem Wässerchen getrübt zu sein, kehrten die Brandstifter aus Tradition von ihrer geheimen Tat zu den anderen Kalenbornern zurück und freuten sich über die dem Regen abgetrotzte alles in allem gelungene Kirmes.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort