Rotweintag in Dernau EU plant Einschränkungen: In Zukunft weniger Alkohol im Wein?

DERNAU · Alkoholmanagement und Wildschäden waren Themen beim Rotweintag in Dernau. Mit viel Applaus bedankten sich die Teilnehmer im voll besetzten Saal des Dorfgemeinschaftshauses auch für den Vortrag der Deutschen Weinkönigin 2012/13, Julia Bertram aus Dernau.

Nach der Theorie kommt die Praxis: Weinprobe beim Rotweintag in Dernau.

Nach der Theorie kommt die Praxis: Weinprobe beim Rotweintag in Dernau.

Foto: Martin Gausmann

Ihr Thema: "Alleinstellungsmerkmale für den Ahrwein". Sie führte die im deutschen Vergleich kleine Rebfläche an der Ahr an: 562 von deutschlandweit 102.000 Hektar, 0,5 Prozent. Auf 63 Prozent dieser Fläche wächst Spätburgunder. Bertram folgerte daraus, dass die Ahrwinzer für diese Rebsorte die "absoluten Spezialisten" seien, obgleich in anderen deutschen Anbaugebieten quantitativ mehr Spätburgunder produziert werde.

Außerdem prägten die Böden mit Schiefer, Grauwacke und am unteren Flusslauf Löß und Lehm den Charakter des hiesigen Spätburgunders entscheidend. Die Südhänge würden gut von der Sonne beschienen, und die Hitze staue sich im engen Tal, führte Bertram aus.

Die Ahr sei das Gebiet mit den meisten Steilhängen und befinde sich zudem im kühlen Norden von Rheinland-Pfalz. So entstünden schlanke, mineralische, feinfruchtige Rotweine mit guter Säurestruktur. Bertram hob auch den hohen Stellenwert des Weinbaus, die hohen Qualitätsansprüche der Winzer und die Verknüpfung von Weinbau und Tourismus als prägend hervor.

Als weiteren Plus-Punkt nannte sie die Lese per Hand. Zum Thema "Alkoholmanagement" referierte Michael Lipps vom DLR Mosel. Angesichts steigender Temperaturen würden die Trauben vermehrt Zucker einlagern, was beim Vergären zu hohen Alkoholanteilen führe. Zu viel Alkohol könne aber die Aromen überdecken.

Darum könne künftig eine Verringerung des Alkoholgehalts erforderlich werden. Gute Erfolge seien mit technischen Apparaten erzielt worden, die den Alkoholgehalt reduzierten, ohne die Aromen zu beeinträchtigen. Zur Vermeidung von Wildschäden riet Marcus Hehn vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau unter anderem zum Einzäunen von Wingerten in Zusammenarbeit mit den Jagdgenossenschaften.

Gerd Scholten vom DLR Mosel hatte die Gäste begrüßt und die Moderation des Abends übernommen. Er führte unter anderem aus, dass die EU eine Einschränkung des Alkoholgehalts im Wein plane. Auch einige Verbraucher wünschten leichtere Weine. Landrat Jürgen Pföhler führte die Spitzenstellung der Ahr in puncto Rotwein an. Dank der vielen jungen Winzer sei die Zukunft des Weinbaus als wirtschaftliches Rückgrat des Kreises gesichert.

Auf die Pheromon-Methode, mit deren Hilfe das gesamte Ahrtal vor dem Traubenwickler geschützt werden soll, ging Weinbaupräsident Hubert Pauly ein. Die Methode schone Nützlinge wie Raubmilben und Bienen. An den theoretischen Teil schloss sich ein praktischer Teil mit einer Weinprobe an. Veranstalter des jährlichen Rotweintags sind der Weinbauverband Ahr, der Weinbauversuchsring Ahr, der Verein Ahrwein und der "Ahrtal Tourismus".

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