Ehrenmal in Westum Peinliche Inschrift auf der Bodenplatte

SINZIG · Ehrenmale erinnern an die Gefallenen sinnloser Kriege. So auch im Sinziger Stadtteil Westum. Das dortige Ehrenmal stammt aus dem Jahr 1937 und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg "aktualisiert".

 Das Ehrenmal in Westum wurde 1937 eingeweiht.

Das Ehrenmal in Westum wurde 1937 eingeweiht.

Foto: Günther Schmitt

Das als Mahnmal für den Frieden gedachte Bruchstein-Basalt-Ensemble trägt die Namen von 27 Westumer Toten des Ersten Weltkrieges und von 47 Gefallenen und Heimatopfern des Zweiten Weltkrieges. Zurzeit schmückt ein Kranz des Stadtteils das Ehrenmal.

Das Arrangement mit Fahnenbändern verdeckt aber auch eine Peinlichkeit, die dem Betrachter erst beim zweiten Hinsehen ins Auge fällt. Unter einem Stahlhelm steht auf einer in Wappenform gehaltenen Basaltbodenplatte die Inschrift "Errichtet im vierten Jahr des dritten Reiches".

Ein Relikt aus der Nazi-Zeit nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt von der Schwarzen Madonna in Remagen, dem jährlichen Aufmarschziel von Neonazis. Fatal: Die Inschrift ist im Internet mit Ortsangabe nachlesbar. Wie Zeugen dem General-Anzeiger berichteten, gibt es "kundige Touristen", die in der Vergangenheit Kranz oder Blumenschale, die die Inschrift verdeckten, beiseite schoben, um eben jene zu fotografieren.

Damit ist jetzt Schluss. Denn Bürgermeister Wolfgang Kroeger (CDU) fiel aus allen Wolken, als er vom GA über diesen Umstand informiert wurde. "Davon wusste ich nichts. Das Ding kommt sofort weg", reagierte Kroeger gestern umgehend. Da gibt es auch keine Hürden.

Denn die Kreisverwaltung Ahrweiler bestätigte als untere Denkmalbehörde dem General-Anzeiger: "Bei der Bodenplatte handelt es sich nicht um ein Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes." Kroeger hat gestern Morgen jedenfalls sofort Mitarbeiter des Sinzigers Bauhofs zur Sondierung in Marsch gesetzt und teilte nur wenig später das Ergebnis der Beratung mit: "Die Platte einfach nur drehen, damit ist es nicht getan. Denn sie ist und bleibt Nazi-Zeug. Das wollen wir in unserer Stadt nicht haben."

Deshalb werde jetzt ein Steinmetz beauftragt, der den Stein des Anstoßes schnellstmöglich durch eine neutrale Platte mit der Jahreszahl 1937 ersetzen soll. Dieses der historischen Fakten des Ehrenmals wegen.

Kroeger erklärte zu seiner sofortigen Reaktion: "Wir sind froh, dass das sogenannte Braune Haus in Bad Neuenahr weg ist, da wollen wir kein Wallfahrtsort für Ewiggestrige werden." Es sei schon schlimm genug, dass jährlich die braune Horde der Neonazis in Remagen einfallen würde, da müsste Westum nicht noch durch eine "peinliche Inschrift kundige Touristen" anlocken.

Doch wie konnte die Bodenplatte überhaupt so lange "überleben". Da kann Kroeger nur mutmaßen: "Es fehlte wohl an Sensibilität. Dem Rathaus wurde von deren Existenz in all den Jahren nichts mitgeteilt." Der Bürgermeister zieht aber auch eine Parallele: Bei der Renovierung des Lübecker Holstentores sei 2005 ein Hakenkreuz entdeckt und entfernt worden. Das NS-Symbol war dort 1934 angebracht worden. Zur Platte in Westum sprach der Stadtchef mit Eifeler Wurzeln Tacheles: "Dat Ding kütt fott."

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