Wahl zur Deutschen Weinkönigin Kamerateams begleiten die Ahrweinkönigin Viktoria

AHRWEILER · Umschlag öffnen, Aufgabe lesen, kurz die Krise kriegen und dann ran an den Speck: Pragmatisch, auf ihre ruhige und überlegte Art, stellt sich Viktoria Kugel, die als Ahrweinkönigin am 19. September in Neustadt an der Weinstraße nach der Krone der Deutschen Weinkönigin greift, diesem Prozedere dreimal.

Nach dem Rütteln der Sektflaschen im Keller von Onkel Chris Körtgen neigt sich ein langer Drehtag für Viktoria Kugel dem Ende zu. Kraft gibt ihr immer wieder die Unterstützung der gesamten Familie.

Nach dem Rütteln der Sektflaschen im Keller von Onkel Chris Körtgen neigt sich ein langer Drehtag für Viktoria Kugel dem Ende zu. Kraft gibt ihr immer wieder die Unterstützung der gesamten Familie.

Foto: Martin Gausmann

Was tut man nicht alles für Hollywood oder besser gesagt für den Weinköniginnen-Check? Der zeigt am kommenden Mittwoch in der Landesschau des SWR-Fernsehens, wie sich die 22-jährige Kreissparkassen-Auszubildende geschlagen hat.

Die Ahrweinkönigin bleibt bescheiden

So muss Viktoria also mitten im Sommer an ihrem Arbeitsplatz Dinge finden, die sie in ein karnevalistisches Outfit tauchen. Gut, mit einem Bankvorstand als Chef, der Prinz der Ahrweiler KG war, keine unlösbare Aufgabe. Dann heißt es, im weiß-roten Einteiler mit aufblasbaren Schwimmhilfen an den Armen eine achtzeilige Büttenrede zu schreiben, in der die Begriffe Korkenzieher, IBAN und Moneten vorkommen. "Das habe ich in der Hälfte der vorgegebenen Zeit geschafft", freut sich die Titel-Aspirantin, deren Name ja schon den Sieg impliziert. Doch eines ist die kluge, junge Frau nicht: überheblich. Daher bleibt sie bei der Bewertung ihrer Chancen bescheiden: "Neun von uns studieren Weinbau. Das ist eine harte Konkurrenz. Aber vielleicht kommt die richtige Frage im richtigen Moment."

Eine weitere Aufgabe wartet in der Aloisiusschule auf die Majestät: Man nehme ein Fahrrad mit Beifahrersitz, setze Papa Willi hinein und meistere einen Parcours. Sattelfest ist Viktoria ja, aber wer kann ahnen, dass das Vehikel nach links fährt, obwohl sie nach rechts lenkt? "Lassen Sie sich von Familie und Freunden trockenen Fußes über die Ahr bringen", lautet Aufgabe drei.

Der erste Versuch mit einem kleinen Unimog scheitert, kostbare Zeit geht verloren, da hilft nur Klingeln an Walporzheimer Haustüren. So lange, bis einer ein Schlauchboot rausrückt und die Fernsehkameras auch diese erfolgreich gemeisterte Aufgabe festhalten können.

Ein markantes Szenario anbieten, um sich von den anderen abuzuheben

Das Bewegen im Rampenlicht, der zwanglose Umgang mit internationalen Medien, auch das gehört zum Amt der höchsten Repräsentantin des deutschen Winzerstandes. Um ihn zu üben und um der Fachjury beim Vorentscheid eine perfekte Visitenkarte abzugeben, nutzte Viktoria bereits im Juli einen ganztägigen SWR-Dreh in ihrem Ahrtal. Unter Anleitung von Produzent Wolfgang Junglas, versehen mit hilfreichen Kommentaren von Kameramann Birger Schröder-Schwenke und Tontechniker Helmut Jelitto - "der mit dem Puschel auf der Flüstertüte" - versucht sie, in ihrem Drehbuch zwei Dinge unter einen Hut zu bringen: einerseits einen realitätsnahen Einblick in ihr Leben zu geben, andererseits ein markantes Szenario anzubieten, das sie abhebt und für die Jury unverwechselbar macht. "Es kann nicht jeder Rad fahren oder klettern, sich in den elterlichen Wingert stellen. Das wird bei zwölf Porträts dann langweilig", weiß Produzent Junglas.

So gipfelt Viktoria bei Temperaturen, die gefühlt den Öchsle-Graden guter Ahrweine nahekommen, im Walporzheimer Pfaffenberg mit Onkel Walter Körtgen das hochstehende Laub aus. Sie tritt unweit des Elternhauses, wo Mama Ulrike und die Schwestern Sarah (21) und Alicia (17) um die Bedeutung dieses Drehtages wissen, mit ihrem Vater mächtig in die Mountainbike-Pedale. Sie wandert oberhalb vom "Hohenzollern" mit Familie und Freunden - 65 Fans reisen übrigens per Bus nach Neustadt mit -, um die Schönheit ihrer Heimat nahezubringen. Dort oben beweist auch Schröder-Schwenke ein Talent, das wohl nur Kameraleute besitzen: während der Arbeit rückwärts zu gehen. Und dann geht's noch zum Rütteln in den Keller von Onkel Chris Körtgen. 50 000 Flaschen Sekt pro Jahr bearbeitet der Winzer, dreht, um die Hefe im Flaschenhals zu bewegen, jede mit einer Viertel-Umdrehung im Holzpult weiter. "Das ist auch für mich Premiere", gesteht Viktoria, die an ihrem Tempo arbeiten muss. Doch sie hat auch noch auf die Ansagen der Fernsehleute zu achten: "Jetzt 'ne Totale!" "Ne was?", fragt sie in die Runde.

Dann, nach einem schweißtreibenden Tag fürs ganze Team, der mit einem Abend am "Kugel"-Grill endet, ist es an der Zeit, den 2013er Spätburgunder Rosé brut mit einem lauten "Plopp" zu entkorken und anzustoßen. Auf die vielleicht neue 67. Deutsche Weinkönigin Viktoria Kugel.

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