Interview mit Christoph Reinicke "Es ist eine klassische win-win-Situation"

AHRWEILER · Die Ahr-Thermen gehen in das Eigentum der Kreisstadt über. Wie bewertet der Verkäufer, die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler, den Beschluss des Stadtrates? Das Gespräch mit dem Vorstand der AG, Christoph Reinicke, führte Victor Francke.

Sind Sie mit dem Vertragsabschlussentwurf zufrieden? Sind Sie glücklich über die gefundene Lösung?
Christoph Reinicke: Die gefundene Lösung ist, wie selbst SPD Ratsmitglied Elisabeth Graff richtig anmerkt, nach einer Zeit der Konfrontation zu einem für beide Seiten erträglichen Ergebnis gekommen. Es ist eine klassische win-win-Situation. Die Stadt mit ihren Bürgern und Besuchern behält einen für ihren touristischen Standort wichtigen Magneten zu einem akzeptablen Preis und die AGBN ist ein für eine Kapitalgesellschaft nicht zu handelndes Risiko los.

Was bedeutet der Verkauf für Ihre Bilanz? Ist das Problem "Bademantelgang" und drohende Zuschussrückzahlung für Sie nun vom Tisch?
Reinicke: Ein großer Verlustbringer verschwindet aus unserer Bilanz. Die bekannten Risiken wie Bademantelgang, Energieversorgung und Wohlfühlkarten werden durch den Vertrag für uns aus dem Risiko genommen und die AGBN erhält darüber hinaus noch einen angemessenen Kaufpreis.

Ist es richtig, dass Sie auf die Spielbankabgabe verzichten?
Reinicke: Das Gesamtpaket ist so geschnürt, dass wir in Zukunft auf die Spielbankabgabe verzichten und uns ganz auf die originären Aufgaben einer Kapitalgesellschaft konzentrieren können. Damit geht einher, dass wir natürlich auch für keine öffentlichen und wohltätigen Aufgaben mehr verpflichtet werden können.

Welche originären Kuraufgaben wollen Sie noch erfüllen?
Reinicke: Wir haben das "Kurhaus", das durch unseren Pächter "Steigenberger" betrieben wird und von uns im Premiumsegment bespielt wird, wir kooperieren sehr eng mit dem "Kursanatorium" von Dr. Krönke zusammen und jeder Gast unseres Thermal-Badehauses erhält die unterschiedlichsten "Kuranwendungen". Außerdem sind wir nach wie vor ein wesentlicher Bestandteil des "Kurviertels" - unsere Adresse ist die "Kurgartenstraße".

In welche Richtung marschiert jetzt die AGBN? Wo werden Ihre unternehmerischen Schwerpunkte liegen?
Reinicke: Wir werden, wie zuletzt aufgezeigt, uns ganz neu in dem zukünftigen Gesundheitsmarkt positionieren und planen, einer der großen Anbieter der Gesundheitswirtschaft in der Region zu werden. Hierzu bewerben wir uns für das Projekt des Bundesforschungsministeriums "Innovationen für Kommunen und Regionen im demografischen Wandel", zu dem wir auch die Stadt, den Kreis und viele Akteure aus der Gesundheitswirtschaft herzlich einladen. Die von uns forcierte Telemedizin ist hier lediglich als Betriebssystem der Gesundheitswirtschaft zu verstehen. Darüber hinaus bleiben wir bei den Schwerpunkten wie Immobilienwirtschaft, Energiemanagement sowie Bereitstellung hochwertiger Servicekompetenz für Senioren.

Zur Person

Der Kieler Christoph Reinicke (58) ist verheiratet . Bis 1993 arbeitete er für die Kaufhalle AG als Personaldirektor und als Vorstandsvorsitzender der BKK Kaufhalle. Ab 1994 war er Unternehmensberater mit dem Schwerpunkt Gesundheitsmanagement, Qualitäts- und Personalmanagement. Seit dem 1. Januar ist er Vorstand der AG.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort