Alfter vor der Kommunalwahl Politik muss an den Stellschrauben drehen

ALFTER · Alfter hat viel zu bieten: Ein aktives Vereinsleben, abwechslungsreiche Kultur- und Sportangebote, ein naturnahes Wohnen bei gleichzeitiger Nähe zur Stadt Bonn, kurzum viel Lebensqualität. Nicht zufällig sind Bauplätze sehr gefragt.

 Eine wichtige Verkehrsanbindung stellt die Regionalbahn 23 dar. Neben dem Bahnhof Witterschlick (Foto) soll es zum Jahresende in Impekoven einen zweiten Haltepunkt in der Gemeinde geben.

Eine wichtige Verkehrsanbindung stellt die Regionalbahn 23 dar. Neben dem Bahnhof Witterschlick (Foto) soll es zum Jahresende in Impekoven einen zweiten Haltepunkt in der Gemeinde geben.

Foto: Kohls/Henry

Damit die Gemeinde als Wohnort weiterhin attraktiv bleibt, müssen die Verantwortlichen aber an Stellschrauben drehen. Zum Beispiel im Bildungsbereich. Jahrelang wurde um eine Gesamtschule in Alfter gerungen. Da eine eigene weiterführende Schule in der Gemeinde nicht umzusetzen war, ist die nun erreichte Dependance-Lösung mit Rheinbach ein Erfolg.

Wie groß dieser ist, wird sich aber noch zeigen, spielen die Anmeldezahlen aus Alfter und die finanziellen Rahmenbedingungen dafür doch eine wichtige Rolle. Weitere Themen, die eine Politik für Familien nicht aus den Augen verlieren darf, sind die Situation von U3- und Ü3-Kitaplätzen oder die Inklusion.

Doch nicht nur die junge Generation gilt es zu beachten. Das Stichwort demografischer Wandel ist auch in Alfter längst kein Fremdwort mehr - und das wohl nicht erst, seit der Rhein-Sieg-Kreis in seinem Bericht "Pflegeplanung 2013" der Kommune viel zu wenig stationäre Pflegeplätze bescheinigte.

Von aktuell rund 23.400 Einwohnern sind 800 über 80 Jahre alt. Prognosen zufolge sollen es im Jahr 2020 mehr als doppelt so viele sein. Klar, dass damit auch der Bedarf an Betreuungsplätzen steigen wird. Nach Berechnungen des Kreises werden in der Gemeinde im Jahr 2030 mindestens 255 Menschen einen stationären Pflegeplatz benötigen.

In wirtschaftlichen Fragen darf sich der Blick wiederum nicht auf die Gewerbegebiete in Witterschlick oder an der Alanus Hochschule beschränken. Unter dem Stichwort "Einzelhandels- und Zentrenkonzept" muss sich die Politik weiter intensiv Gedanken über die Steigerung der Attraktivität der Ortszentren in Oedekoven, Alfter-Ort und Witterschlick machen. In diesem Zusammenhang muss neben dem Zustand der Straßen auch die Infrastruktur des Nahverkehrs berücksichtigt werden.

Die Umsetzung des neuen ÖPNV-Konzeptes wird sich verzögern. Der Bonner Planungsausschuss hat die Frage der Angebotsveränderungen im Bonner Busnetz, von denen auch Alfter betroffen ist, vertagt. Auch wird das Konzept wohl mehr Geld als geplant kosten.

Weitere für die Gemeinde wichtige Verkehrsprojekte sind die Vollendung der L183 n zwischen Bornheim und Alfter sowie der Ausbau der RB23 mit dem Haltepunkt Impekoven. Beide Projekte sollen zum Jahresende fertig werden. Unerfreulich ist, dass im Fall des Haltepunktes der begleitende Straßenausbau hinterherhinkt.

Bei aller Wohnattraktivität darf es aber kein Bauen um jeden Preis geben. Besonders die Bewohner in den Tal-Lagen bewegt die Frage des Schutzes vor Hochwasser nach Unwettern, das durch die Bebauungen in den Hanglagen begünstigt wird. Gerade nach dem Aus des Broichparks als möglichen Standort für ein Hochwasserrückhaltebecken ist die Debatte um den Überschwemmungsschutz noch nicht beendet.

Generell wird das Thema Baugebiete die Politik weiter beschäftigen. Fragen in diesem Zusammenhang sind etwa: Soll es überhaupt weitere Bebauung in den Hanglagen geben? Welche Folgekosten ergeben sich? Wie sieht es mit der notwendigen Infra?struktur aus?

Bei allen Herausforderungen für Alfter spielt die finanziell angespannte Lage der Gemeinde eine gewichtige Rolle. Zwar ist Alfter aus dem Nothaushaltsrecht in das Haushaltssicherungskonzept gekommen. Der Preis dafür waren aber unter anderem Erhöhungen der Grundsteuern A und B sowie der Gewerbesteuer zum Jahr 2014.

Haushaltsdisziplin ist weiter angesagt, will die Gemeinde, wie errechnet, zum Jahr 2022 ausgeglichene Finanzen vorlegen.Wie eng die Maschen hier mitunter gestrickt sind, zeigte sich etwa in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses Ende März, als mit Mehrheit, aber nicht gerade freudig beschlossen wurde, sich der Kommunalaufsicht zu beugen und eine Erhöhung der freiwilligen Leistungen im Haushalt 2014 wieder zurückzunehmen.

Um die bisherige Unterstützung sozialer und kultureller Aufgaben dabei beizubehalten, setzte die Verwaltung den Rotstift bei sich selbst an. Ein Weg, um zur Entwicklung der Gemeinde notwendige Dinge zu erreichen, ist die Zusammenarbeit. Etwa auf interkommunaler Ebene. Beispiele hierfür sind die Partnerschaft mit Rheinbach bezüglich der Gesamtschule oder die Kooperation mit der Stadt Bornheim bei der Vermarktung des Gewerbeparks Alfter-Nord.

Und sicher ist man auch auf gute Nachbarschaft mit der Stadt Bonn angewiesen, ohne hierbei als kleinerer Partner den Kürzeren zu ziehen. Zudem gibt es die Möglichkeit, die Zusammenarbeit mit Unternehmen und Institutionen weiter im Blick zu behalten. So haben etwa jüngst die ansässigen Unternehmen die Sanierung der Schmalen Allee in Witterschlick finanziert - natürlich, weil sie selbst von Straßen in gutem Zustand profitieren.

Die Politik muss in den kommenden Jahren alles daran setzen, dass Alfter weiterhin eine Gemeinde bleibt, in der es sich gerne lebt. Bei der finanziellen Lage gilt es, den richtigen Mittelweg zu finden zwischen Eigeninitiative und der Schaffung guter Rahmenbedingungen für andere.

Topthemen für den neuen Gemeinderat

  • Finanzen: Auch in den kommenden Jahren wird sich in Alfter wieder viel um das liebe Geld drehen, das knapp ist. Will man bis 2022 einen ausgeglichenen Haushalt haben, muss der Spagat zwischen Einsparungen, notwendigen Investitionen und einer zunehmenden Belastung von Bürgern und Wirtschaft gefunden werden.
  • Wohnraum: Dass viele Menschen in der Gemeinde bauen wollen, ist einerseits ein gutes Zeichen. Andererseits gilt aber es, bei jedem Baugebiet die Folgenkosten genau zu durchdenken, etwa für notwendige Infrastrukturmaßnahmen.
  • Generationenfragen: Eine attraktive Gemeinde muss sich um die Belange aller Generationen kümmern. Die Politik muss daher die Schullandschaft ebenso im Blick behalten wie Angebote für Senioren.
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