Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt Astronauten zum Anfassen

KÖLN-WAHN · Im All war Hervé Stevenin noch nie. Zweimal verpasste er die Aufnahme ins Weltraumprogrammknapp. Trotzdem leitet er das Astronautentraining für die europäische Raumfahrtorganisation ESA im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

 Hervé Stevenin, der Leiter des Astronautentrainings im DLR, präsentiert beim Tag der Luft- und Raumfahrt die Übungsausrüstung. Mehr als 60 000 Besucher kamen gestern.

Hervé Stevenin, der Leiter des Astronautentrainings im DLR, präsentiert beim Tag der Luft- und Raumfahrt die Übungsausrüstung. Mehr als 60 000 Besucher kamen gestern.

Foto: Nicolas Ottersbach

Wie die Raumfahrer trainieren, demonstrierte er gestern beim 25. Tag der Luft- und Raumfahrt, bei dem sich auch die neue DLR-Vorstandsvorsitzende Pascale Ehrenfreund vorstellte. Mehr als 60 000 Besucher kamen auf das Gelände neben dem Köln-Bonner Flughafen.

Einen echten Raumanzug tragen die Männer und Frauen im Training nicht, dafür aber eine etwa 40 Kilogramm schwere Ausrüstung, die amerikanischen Standards entspricht. Damit üben sie unter Wasser für die Schwerelosigkeit. "Was wir hier machen ist ein Vortraining, ehe es in die USA geht", erzählte Hervé den Gästen, die fast eine Stunde angestanden hatten. Die Besuchern stand fast jede Forschungseinrichtung auf dem weitläufigen Gelände offen: unter anderem das Kontrollzentrum, mit dem der Kometen-Lander "Philae" gesteuert wird, die Solar- und die Keramikforschung.

Zu den DLR-Experten, die den Besuchern Auskunft gaben, gehörte Dagmar Koschnitzki, die seit drei Jahren den hyperthermophilen, also hitzeliebenden Organismus "Ignicoccus hospitalis" aus der Tiefsee erforscht. Der fängt erst bei Temperaturen um 90 Grad Celsius an zu wachsen und ist 4 000-Mal strahlungsresistenter als menschliche Zellen. "Alles, was wir herausfinden, hilft uns auf der Suche nach Leben im All", sagte sie. Denn wenn die Wissenschaftler wissen, an welchen unwirtlichen Orten Leben entstehen kann, können sie Rückschlüsse auf fremde Welten ziehen. Das alles wird im "Envihab" untersucht, der medizinischen und umwelttechnischen Forschungseinrichtung des DLR. Dort versuchen die Wissenschaftler beispielsweise herauszufinden, wie Tomaten in kleinen, abgeschlossenen Ökosystem heranwachsen können, um Astronauten auf Langzeitmissionen mit frischem Gemüse zu versorgen.

Tag der Luft- und Raumfahrt
32 Bilder

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Wie sich Schwerelosigkeit anfühlt, kann der deutsche Astronaut Alexander Gerst, Spitzname "Astro-Alex", zu genüge erzählen. Generationen hängen ihm an den Lippen, er wird gefeiert wie ein Popstar. "An den Weltraum gewöhnt man sich, ich musste allerdings täglich zweieinhalb Stunden Sport machen, damit meine Muskeln nicht abschlaffen", sagte er auf der Hauptbühne. Der Arbeitstag habe zwölf Stunden, jeder kann es sich auf der internationalen Raumstation ISS etwas persönlich einrichten.

Der prägendste Moment sei gewesen, dass er sich dort oben nicht mehr als Deutscher gefühlt habe. "Da bis du ein Erdenmensch, alles andere spielt keine Rolle." Die Forschung, die betrieben werde, soll schließlich der gesamten Menschheit nützen. "Es ist das einzige schwerelose Labor, dass wir haben", so Gerst.

Ähnlich ist nur die Schwerelosigkeit, die durch Parabelflüge im Gemeinschafts-Flugzeug "Zero-G" geschaffen wird. Der stand neben dem Riesenflieger A380 der Fluggesellschaft Fly Emirates, einer Transall der Luftwaffe, einem Bundespolizei-Hubschrauber und Kampfjets auf dem Rollfeld.

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