Hochwasservorsorge in Remagen Hilflosigkeit auf der Bürgerversammlung

UNKELBACH · Rege Diskussion über Hochwasservorsorge fanden auf Einladung der Grünen bei der Bürgerversammlung in Unkelbach statt. Bei einigen Bürgern macht sich Hilflosigkeit breit.

 Diskutierten: Gerd Wenzel (v.l.), Heinz Peter Bauer, Frank Bliss und Karin Keelan.

Diskutierten: Gerd Wenzel (v.l.), Heinz Peter Bauer, Frank Bliss und Karin Keelan.

Foto: Martin Gausmann

Hilflosigkeit angesichts des Elements Wasser wurde deutlich bei der Bürgerversammlung in Unkelbach zum Thema Hochwasser. Die Grünen der Stadt Remagen hatten ins Feuerwehrhaus Unkelbach eingeladen, der Raum reichte knapp. Hauptredner der Grünen waren Heinz-Peter Bauer aus Unkelbach, Mitglied im Ortsbeirat, und der Grünen-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Frank Bliss.

Bauer bezeichnete die Wasser-Situation im Dorf als „ständigen Ausnahmezustand“. Würden an einer Stelle Barrikaden aus Sandsäcken gebaut, liefen an anderer Stelle die Keller voll. Durch die Blockaden vergrößere sich die Fließgeschwindigkeit. Er plädierte dafür zu verhindern, dass sich Holzmassen ansammelten und dann „wie Geschosse in den Ort getrieben“ würden. Durch das in Unkelbach geplante Neubaugebiet „Alter Garten“ werde sich die Situation verschärfen.

Eine Bürgerin plädierte dafür, weiter oben am Bach größere Rechen zu installieren, die das Holz zurückhielten. Dann könnte sich das Wasser ausbreiten und später wieder ins Bachbett fließen.

Bliss kritisierte, Remagen habe keinen Gewässerplan, niemand wisse, welche Wassermassen zu erwarten seien. „Alle Statistiken über Wasser sind Blödsinn“, sprach ein Bürger dagegen. Das Wasser sei nicht das Entscheidende, vielmehr die Tatsache, dass die Bäche seit 40 Jahren nicht gereinigt worden seien. Wenn das Gehölz regelmäßig weggeschafft würde, könnte es helfen, „dass wir hier nicht regelmäßig absaufen“.

Als Ursache für die Wassermassen, die Unkelbach regelmäßig heimsuchen, wurden die Felder im höher gelegenen Oedingen genannt, wo der Unkelbach entspringt. Bliss plädierte dafür, den Bach von einem Wasserbauingenieur von der Quelle an untersuchen zu lassen. Von den Zuhörern kam Kritik, dass sich niemand „um die abgebrochenen Haselsträucher am Bach“ kümmere. Eine Bürgerin wunderte sich, warum ein Rückhaltebecken unterhalb des Ortes geplant sei und nicht oberhalb. Bliss vertrat die Meinung, dass bei der Hochwasservorsorge neu geplant werden müsse: „Wir dürfen nicht mehr von einem zehnjährigen Ereignis ausgehen, das ist aber der Stand der derzeitigen Planung.“ Mit im Publikum war der Bodenkundler Professor Dietmar Schröder aus Oedingen.

Auf den Äckern bei Oedingen müsse man mit dem Hochwasserschutz beginnen und die Felder so nutzen, dass Wasser zurückgehalten werde. Es könne quer gepflügt und es könnten kleine Dämme an den Unterhängen der Felder errichtet werden, die Wasser, Schlamm und die darin enthaltenen Schadstoffe wie Pestizide zurückhielten. „Wir müssen gegenüber der Stadt gemeinsam unsere Forderungen artikulieren“, warb er. Bliss wandte ein, dass die Stadt keine Handhabe gegenüber den Bauern habe. Schröder dagegen führte das Wasserrecht an, das jeden zum Zurückhalten des Wassers auf seiner Fläche verpflichte.

Ein Bürger dagegen sah Versäumnisse der Stadt: Die Auffangbecken seien voller Schlamm, sie hielten kein Wasser mehr auf. Ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr berichtete, die Kameraden hätten alle Hände voll zu tun gehabt und auch Unterstützung von Feuerwehren aus anderen Stadtteilen erhalten. „Was ist, wenn nachts ein Unwetter kommt und der Strom ausfällt und damit die Pumpen“, fragte er.

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