Kommentar Verschlungene Wege
Es ist schon kurios, welche Früchte die öffentliche Diskussion um den Bad-Zusatz im Ortsnamen von Bad Bodendorf trägt. Erst verkündet Wirtschaftsministerin Eveline Lemke, dass die Aberkennung des Heilbad-Prädikats ins Haus steht.
Gleichzeitig verweist sie zum Ortsnamen auf ihren Kollegen Roger Lewentz vom Innenministerium. Prekär: Lemke ist Bad Bodendorfer Bürgerin. Und so ganz egal scheint ihr der drohende Verlust des Bad-Zusatzes auch nicht zu sein.
Denn in den Tagen nach der schlechten Botschaft geschah Außergewöhnliches. Just aus dem Wirtschaftsministerium kam elektronische Post im Auftrag der stellvertretenden Ministerpräsidentin, Lemke, im Sinziger Rathaus an.
Inhalt: Ein Resolutionsentwurf pro Beibehaltung des Ortsnamens. Eine Art selbstgebastelter Deckel für das Fass, das Lemke selbst aufgemacht hat. Und gleich mit einer Gebrauchsanweisung für den Umgang mit ihrem Kollegen Innenminister: "Das Innenministerium ist deshalb explizit auf die vorhandene touristische Struktur von Bad Bodendorf mit seinem historischen Thermalbad, Wohnmobilhafen, Minigolfplatz, Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten sowie Tourismusinformation hinzuweisen."
Ziemlich verschlungene Wege also, die die Ministerin, die den Gegenwind ihrer Mitbürger gespürt hat, geht. Vielleicht schreibt Lemke auch deshalb: "Das außergewöhnliche mediale Interesse ist als Zeichen der starken emotionalen Berührung der Menschen der Region mit dem Ortsnamen zu werten."
Und auch die Nachbarn hat die Landes-Vize im Blick. Unter Anführung von Bad Godesberg und Bad Honnef schreibt Lemke: "Aufgrund der Nähe zu NRW und den Ähnlichkeiten innerhalb der Gemeindestruktur weisen wir darauf hin, dass es nicht zu einer Benachteiligung in der Benutzung des Namenszusatzes kommen darf."
Aha: Problem erkannt, Reaktion richtig. Nur die Vorgehensweise wirkt irgendwie komisch.
