Sozialverband VdK feiert Geburtstag Seit 70 Jahren Sozialpartner in Altenahr

ALTENAHR · Der Ortsverband des VdK hat seit seiner Gründung 1947 einen großen Wandel erlebt: Von der Solidargemeinschaft für Kriegsopfer und -witwen zum Anwalt bei sozialen Fragen. Beim Sommerfest ließ er diese Entwicklung Revue passieren.

Das Wetter war wie gemacht für die Feier des Sozialverbandes VdK Altenahr zum 70-jährigen Bestehen des Ortsverbandes an der Sankt-Martin-Hütte. Auf der Martinsnück standen große Sonnenschirme bereit, und es wehte ein leichter Wind. Kaffee und Kuchen waren im Angebot, abends wurde gegrillt. Zwischendurch gab’s viel Zeit für Gespräche in zwangloser Atmosphäre.

Gast bei den Altenahrern war Heinz-Wilhelm Schaumann von der VdK-Geschäftsstelle Kreis Ahrweiler. Er berichtete, wie sich der 1946 im Lande und 1947 im Kreis Ahrweiler sowie in Altenahr gegründete Verband der Kriegsopfer und Kriegshinterbliebenen zum heutigen Sozialverband entwickelte. Er berät Mitglieder in Fragen rund um Rente, Kuren, Rehamaßnahmen und die Anerkennung als Schwerbeschädigte und leistet, wenn erforderlich, Rechtsbeistand bis zum Sozialgericht Koblenz.

Offen für alle Hilfebedürftigen

Bedingung der Französischen Militärregierung Rheinland-Pfalz für die Verbandsgründung war damals, dass kein Vorstandsmitglied Mitglied der NSDAP hatte sein dürfen. Gründungsvorsitzender des Ortsverbandes Altenahr war Heinrich Langer. Auf ihn folgte für ein Jahr Fritz Schofer. Dann führte Josef Josten 43 Jahre lang den Ortsverband. Seit dem Jahr 2000 ist Hans Schäfer Vorsitzender.

„Früher war es eine Gemeinschaft, auf die viele Witwen angewiesen waren, Kameradschaft war von Anfang an großgeschrieben“, erklärte Schaumann. Die Mitgliederzahlen stiegen rasant an, da es immer mehr Menschen gab, die Hilfe benötigten. Anfang der 1980er Jahre, als die Betreuung der Kriegsopfer zurückging, öffnete sich der Verband für alle hilfebedürftigen Menschen. „Er setzt sich in allen Bereichen der sozialen Versicherung ein“, sagte Schaumann. Noch immer schämten sich allerdings Mitglieder, etwa an Versammlungen teilzunehmen, weil sie das Bild in der Öffentlichkeit, sie suchten Sozialhilfe, scheuten. Dabei finanziere sich der Verband allein aus Mitgliederbeiträgen und Spenden, staatliche Zuschüsse gebe es nicht.

Beistand in Streitfällen

Die Monatsbeiträge liegen im Kreis bei 4,80 Euro für langjährige Mitglieder bis hin zu sechs Euro für Neue. „Knapp 90 Prozent der Bescheide etwa für Renten, Kuren oder Rehamaßnahmen kann man anfechten“, führte Schaumann aus. Auch, wenn es um Anerkennung als Schwerbeschädigte gehe, leiste der Verband Beistand. „Es ist manchmal ein harter Kampf.“ Der VdK helfe ebenfalls, schleppende Verfahren zu beschleunigen. Die Erfolgsquote sei hoch wie auch der Bedarf. Im Kreis Ahrweiler habe sich die Zahl der Beratungsfälle in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt, sodass drei hauptamtliche Kräfte in der Geschäftsstelle arbeiteten.

Zunehmend komme es vor, dass Hilfesuchende beiträten und schnell ihren Austritt erklärten, wenn ihr Anliegen geregelt sei. Diese wenig erfreuliche Entwicklung müsse sehr genau beobachtet werden. Der VdK Ortsverband Altenahr hat derzeit 343 Mitglieder im Alter von 45 Jahren bis ins hohe Rentenalter, der Kreisverband zählt 6500 Mitglieder. Der Ortsverband Altenahr bietet jährlich Fahrten und Ausflüge an. Die Mitglieder fühlen sich offenbar bei der Beratung durch Profis gut aufgehoben. „Da weißt du immer, wen du fragen kannst“, sagte eine Besucherin der Geburtstagsfeier.

„Unsere Mütter waren Kriegerwitwen, das hat uns geprägt“, begründeten zwei Seniorinnen ihre Mitgliedschaft. Bei einem anderen Gast hatte der VdK erfolgreich die Rente ab 60 Jahren aus Krankheitsgründen durchgesetzt. „Der Verband hat uns bei der Rentenberatung sehr gut geholfen“, berichteten andere. „Meine Mutter war Mitglied, mein Mann auch, und ich bin dabeigeblieben“, erzählte eine Seniorin. So ließ es sich für die Altenahrer auf der Martinsnück gemütlich feiern, denn sie wissen, wo sie Hilfe erhalten können.

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