Lucia-Markt in Rech Heißer Punsch gegen kalte Finger

RECH · Der etwas andere Weihnachtsmarkt lockt mit Ahrtaler Spezialitäten und Handwerksprodukten aus der Eifel. Das ganze Dorf ist im Marktgeschehen eingebunden.

Wenn ein ganzes Dorf zum Weihnachtsmarkt wird, dann ist es Rech am zweiten Adventswochenende. Lucia-Markt heißt das Zauberwort, das Menschen aus nah und fern an die Ahr lockt.

Dieses Jahr war es besonders auffällig: Alle Gäste schienen hungrig, durstig und verfroren zu sein. Zu Letzterem hatte wohl der kalte Nebel über den Ahrbergen und im Tal beigetragen. So drängten sich die Besucher vor allem in der Nähe von Strahlern und Lagerfeuern sowie auf Strohballen und um dampfende Töpfe mit Glühwein und Punsch herum. Begehrt waren Holzbänke in ehemaligen Kohle- oder Weinkellern sowie in Hallen und Remisen, die für das Fest herausgeputzt worden waren. So erstrahlte Rech von der Brücke bis zum Winzerhof Hardtberg und zur „Alten Dampfbrennerei“ in vorweihnachtlichem Glanz.

Es gehört zu den Grundsätzen des Lucia-Marktes, dass die Bewirtung den Einheimischen vorbehalten ist und Handwerker und Händler – in der Regel kommen sie aus der Region – ihre Buden am Straßenrand aufbauen. Die Recher machten von ihrem Recht regen Gebrauch, hatten ihre Höfe geöffnet, boten Suppe, Würste, Schmalzbrote und als Spezialität Ahrtaler Schnibbelchen, das sind gebratene dünne Scheiben von Schweinenacken im Brötchen, an.

Unterm großen Adventskranz im Hof Bärenbach ließen sich die Besucher Apfelwaffeln zum Kaffee schmecken, während „Andy von der Ahr“ seinem Leierkasten heimelige Töne entlockte. Und wo kein Schuppen zur Verfügung stand, wurden die heißen Waffeln einfach aus dem Stubenfenster heraus verkauft. Die Gäste übten sich in der Warteschlange in Geduld.

Nicht minder umlagert waren Stände am Straßenrand, wo Ziegenkäse aus der Eifel, Obstbrände, Liköre, bunte Nudeln oder rustikale Brote und Dips angeboten wurden. Adventsschmuck sorgte für noch mehr Stimmung unterwegs. Zu den Blickfängen gehörten aus Baumstämmen gesägte Sterne, Eulen oder ein mächtiger Keiler. „Wäre das nichts für Peter?“, fragte eine Frau ihren Begleiter. Eine Antwort bekam sie nicht.

Aparter handgefertigter Modeschmuck fand Liebhaberinnen. Tees und Teekannen lockten. Manche Besucher steuerten zielstrebig Stände mit bunten Wollmützen und Schals an. Die Eifelhornbläser aus Houverath spielten flotte Melodien, während das Blasorchester „Hönninger Himmelsboten“ in Weihnachtsmann-Kostümen auf der Straße weihnachtliche Klänge ertönen ließ. Geöffnet hatte wieder ein schwedischer Stand mit dem beliebten „Vinglögg“. Der Lions Club Bad Neuenahr bot Plätzchen an und hatte einen großen Bücherstand aufgebaut, in dem sich das Stöbern lohnte.

Als Hunger und Durst am Samstagabend weitgehend gestillt waren, stand als besondere Attraktion der Besuch des Landgrafen Philipp mit mittelalterlichem Gefolge auf dem Programm. Er hatte den Markt am Namensfest der Patronin des Dorfs, der heiligen Lucia, einst gestattet.

Gäste mit besonderer Ausdauer konnten sich anschließend einem Rundgang mit dem Nachtwächter durch das alte Weindorf anschließen. Schon am Vorabend hatte in der Dämmerung eine Wanderung mit Fackeln vor allem Romantiker gelockt.

Den großen Höhepunkt des gesamten Marktgeschehens hatten die Recher sich und ihren Besuchern allerdings wieder für den späten Sonntagnachmittag vorbehalten: den Rundgang der schwedischen Lichterkönigin Lucia mit ihren Jungfrauen.

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